Lord Garrows widerspenstige Braut
Sie warf Fowler und James einen herausfordernden Blick zu.
Miranda lachte fröhlich, schüttelte ihre schwarzen Locken zurück und legte die Hand auf ihren vollen Busen. "Bravo, bravo! Aber es stimmt: Ich erinnere mich noch gut daran, wie du mit diesen lustigen Bemerkungen die Runde gemacht hast, bevor du London verlassen musstest." Sie lehnte sich vor und flüsterte leise, aber so, dass auch James es hören konnte: "Deswegen befindest du dich jetzt auch in dieser Zwangslage, nicht wahr?"
"Wie bitte? Welche Zwangslage?" fragte Susanna. "Ich verstehe nicht ganz, Miranda!" Sie klang keineswegs eingeschüchtert.
Miranda erkannte, dass sie einen Fehler gemacht hatte. James schmunzelte, als er sah, wie sie schluckte und versuchte, den angerichteten Schaden zu beheben. "Oh, Susanna, meine Liebe, ich wollte dich natürlich nicht beleidigen! Nein, wirklich nicht! Ich wollte dich nur necken! Bitte, bitte vergib mir. Du weißt doch, dass ich für meine taktlosen Bemerkungen berüchtigt bin. Broderick, das stimmt doch, oder? Das kannst du doch bezeugen!"
"Das stimmt!" meinte Fowler sarkastisch.
"Das Mittagessen steht bereit, Madam", verkündete Kait von der Tür her und knickste.
James wollte im ersten Moment nicht glauben, was er sah. Kait trug ein schwarzes Kleid mit weißer Schürze und ein geradezu lächerlich kleines weißes Häubchen auf ihrem weizenblonden Haar.
"Danke, Kait", erwiderte James ruhig. "Wir werden gleich kommen." Das Mädchen nickte, erinnerte sich, wenn auch spät, daran, was ihr beigebracht worden war, und knickste erneut.
"Wollen wir?" fragte James und streckte Susanna seinen Arm entgegen. Als seine Frau ihn entsetzt ansah, griff er nach ihrer Hand und legte sie auf seinen Arm.
Natürlich hätte er als Gastgeber Miss Durston ins Speisezimmer führen müssen, nicht seine Frau. Die junge Dame würde wegen dieser Beleidigung vor Wut kochen. Aber James wusste, dass er gut daran tat, jeglichen Kontakt zu dieser Frau zu scheuen – und sei es auch nur der Berührung ihrer Hand. Und außerdem konnte er nicht zulassen, dass Mr. Fowler, dieser eitle Pfau, Susanna begehrliche Blicke zuwarf.
12. Kapitel
"James, du hast dich furchtbar benommen!" schimpfte Susanna leise, während sie gemeinsam durch den Korridor im ersten Stock gingen. Ihre Gäste hatten sich bereits in ihre Räumlichkeiten zurückgezogen, die vom anderen Ende des Flures abgingen.
"Das kannst du ruhig laut sagen, Susanna. Wir wissen, dass das wahr ist. Und sie wissen es auch."
Fast hätte sie die Türklinke vom Holz gerissen, als sie wutentbrannt und mit viel zu viel Schwung die Tür zu ihrem Zimmer öffnete. "Verflixt und zugenäht! Du treibst mich zur Weißglut mit deinem Verhalten!"
Er folgte ihr ins Zimmer, bevor sie ihm die Tür vor der Nase zuschlagen konnte. "Aber warum eigentlich?"
"Wie betrunken bist du eigentlich?"
"Allerhöchstens angeheitert – warum sollte ich betrunken sein? Dein Mr. Fowler hat sich so viel nachgeschenkt, dass die Flasche Portwein leer war, bevor ich mir auch nur ein zweites Glas einschenken konnte. Und Miss Durston hat bei Tisch den ganzen Wein alleine getrunken. Meinst du, sie reisen wieder ab, wenn nichts Alkoholisches mehr im Haus ist? Du darfst ihnen auf keinen Fall sagen, wo die Destillerie ist. Ich traue es den beiden zu, dass sie sich über die Gärmaische hermachen!"
"Du bist ein unausstehlicher Rüpel! Raus aus meinem Zimmer!" rief Susanna und stampfte wütend mit dem Fuß auf. "Ich habe mich selten so geschämt wie heute Abend!"
Milde lächelte James sie an. "Ärgerst du dich wirklich über mich? Oder ärgerst du dich nicht vielmehr über sie ?"
"Nein – über dich!" beharrte Susanna und fuchtelte mit ihren Armen dramatisch in der Luft. "Du hast sie beleidigt. Du hast dich geweigert, sie zu unterhalten und …"
"… zu tanzen wie ein Tanzbär? Susanna – was hättest du getan, wenn sie dich gebeten hätten, ein Ballett aufzuführen? Hättest du für sie getanzt?"
"Natürlich nicht! Ich hatte nie Ballettstunden! Aber ich habe mich ans Klavier gesetzt und gesungen. Ich habe getan, was von mir erwartet wird, sie haben getan, was von ihnen erwartet wird. Nur du …"
"Nun, meinen Erwartungen hat der Abend nicht entsprochen", entgegnete er wütend. "Mir tun die Ohren jetzt noch weh von Mr. Fowlers Gesängen."
Susanna verdrehte die Augen. "Lenk nicht ab! Sie wollten nur etwas sehen, von dem sie gehört haben. Von dem lokalen Brauchtum hier."
"Wirklich? Susanna, sie haben mich nach
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