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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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beschlagen…« Nanny schüttelte den Kopf. »Auf so eine Idee konntest nur du kommen, Esme.«
    »Ich habe mein ganzes Leben damit verbracht«, sagte Oma.
    Inzwischen war das Einhorn nur noch ein weißer Fleck in der Heidelandschaft. Schließlich verschwand es im Zwielicht des Abends.
    Nanny Ogg seufzte und brach damit einen subtilen Bann.
    »Das wär’s also.«
    »Ja.«
    »Gehst du zum Tanz im Schloß?«
    »Was ist mit dir?«
    »Nun… Herr Casanunda hat mich gebeten, ihm den Langen Mann zu zeigen. Du weißt schon. Mit allem Drum und Dran. Wahrscheinlich liegt’s an seiner Zwergennatur. Leute wie er sind immer sehr an Erdarbeiten und dergleichen interessiert.«
    »Ich kann einfach nicht genug davon bekommen«, bestätigte Casanunda.
    Oma verdrehte die Augen.
    »Denk daran, wie alt du bist, Gytha«, mahnte Oma Wetterwachs.
    »Oh, das ist ganz einfach«, erwiderte Nanny. »Das eigentliche Problem besteht darin, vorübergehend zu vergessen, wie alt ich bin. Übrigens: Du hast meine Frage noch nicht beantwortet.«
    Zur großen Überraschung von Nanny Ogg, Ridcully und vermutlich auch aller anderen hakte sich Oma Wetterwachs beim Erzkanzler ein.
    »Herr Ridcully und ich machen einen Spaziergang zur Brücke.«
    »Tatsächlich?« brachte Ridcully verblüfft hervor.
    »Oh, wie nett .«
    »Gytha Ogg, wenn du mich auch weiterhin so ansiehst, verpasse ich dir eine Ohrfeige, die du so schnell nicht vergißt.«
    »Entschuldige, Esme«, sagte Nanny.
    »Na schön.«
    »Ich nehme an, ihr wollt über die alten Zeiten sprechen«, meinte Nanny Ogg.
    »Vielleicht über die alten Zeiten. Vielleicht auch über andere.«
    Das Einhorn erreichte den Wald und lief weiter.
     
    Unten floß der Lancrefluß vorbei. Niemand überquerte das gleiche Wasser zweimal, nicht einmal auf einer Brücke.
    Ridcully ließ einen Stein fallen. Mit einem leisen Plop verschwand er im Fluß.
    »Es klappt immer«, sagte Oma Wetterwachs. »Irgendwo. Dein junger Zauberer weiß das – er versteckt sein Wissen nur hinter komischen Worten. Er könnte sehr klug sein, wenn er endlich das sähe, was sich direkt vor seinen Augen befindet.«
    »Er möchte eine Zeitlang hierbleiben«, brummte Ridcully bedrückt. »Offenbar faszinieren ihn die Steine. Kann ihn wohl kaum zur Rückkehr nach Ankh-Morpork zwingen, oder? Außerdem genießt er das besondere Wohlwollen des Königs. Verence meinte, andere Könige vor ihm hätten auf die Dienste von Narren zurückgegriffen. Er will es mit einem Gelehrten versuchen und feststellen, ob das besser funktioniert.«
    Oma lachte. »Und es dauerte nicht mehr lange, bis sich die junge Diamanda erholt hat«, sagte sie.
    »Was soll das heißen?«
    »Oh, nichts weiter. Das hat die Zukunft eben so an sich: Sie könnte alles mögliche bringen.«
    Oma Wetterwachs griff nach einem kleinen Stein und warf ihn in den Fluß. Er plumpste zusammen mit einem von Ridcully ausgewählten Exemplar ins Wasser. Ein dumpfes Plopplop ertönte.
    Der Erzkanzler räusperte sich. »Glaubst du, daß sich irgendwo alles… richtig entwickelt hat?«
    »Ja. Hier!«
    Oma sah, wie Ridcully traurig die Schultern hängen ließ.
    »Und auch dort«, fügte sie sanfter hinzu.
    »Wie bitte?«
    »Ich meine: In irgendeiner anderen Welt heiratete Mustrum Ridcully eine gewisse Esmeralda Wetterwachs, und sie lebten…« Oma biß die Zähne zusammen. »…glücklich und zufrieden. Mehr oder weniger. Soweit das möglich ist.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich habe die Erinnerungen der anderen Esme empfangen. Sie schien ihre Lebensumstände nicht zu bedauern. Und das ist um so bemerkenswerter, weil ich nicht leicht zufriedenzustellen bin.«
    »Wie bringst du so etwas fertig?«
    »Ich gebe mir immer Mühe, ganz gleich, womit ich mich beschäftige.«
    »Erwähnte jene andere Esmeralda zufälligerweise…«
    »Sie hat nichts erwähnt! Sie hat keine Ahnung von unserer Existenz! Hör auf zu fragen! Es genügt zu wissen, daß alles irgendwo geschieht, oder?«
    Ridcully rang sich ein Lächeln ab.
    »Ist das der einzige Trost, den du mir anzubieten hast?«
    »Es ist der einzige existierende Trost. Er muß genügen.«
     
    Wo endet die Geschichte? *
    An einem Sommerabend: Paare schlendern hier und dort; purpurnes, seidenartiges Zwielicht verdichtet sich zwischen den Bäumen. Im Schloß ist das Fest beendet; dort hört man nur noch leises Lachen sowie das Bimmeln silberner Glöckchen. Und im Wald herrscht das Schweigen der Elfen.

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