Love and Fire - Sammelband (1 und 2) (German Edition)
wieder, als würde sie dadurch unwirklicher werden. Doch das war sie nicht. Emma saß hellwach auf James Bett und die Nachricht war definitiv keine Einbildung. Zur Sicherheit zwickte sie sich in den Arm – es war echt. Ein dicker Kloß bildete sich in ihrem Hals und ihre Hände begannen zu zittern. Sie ließ das Handy fallen und versuchte die Säure hinunterzuschlucken, die sich allmählich in ihrem Mund bildete. Sie starrte auf James und hätte ihn am liebsten erwürgt, stattdessen kamen ihr die Tränen. Langsam stand sie vom Bett auf und schlich aus dem Zimmer. Dann begab sie sich in die Lagune, um ihre Sachen einzusammeln und sich anzuziehen und die ganze Zeit über musste sie mit den Tränen kämpfen. Nein, du wirst keine einzige Träne vergießen, nicht für diesen Mistkerl!, mahnte sie sich immer und immer wieder. Und es half tatsächlich, denn irgendwann war sie so wütend, dass ihre Tränen versiegten. Innerlich kochend fluchte sie, was das Zeug hielt und wünschte ihm jegliche Art von Leid und Schmerz. Sie überlegte noch, ob sie ein paar seiner kostbaren und ohne Zweifel teuren Antiquitäten zerstören sollte, verwarf den Gedanken aber gleich wieder.
Denn für den Schaden hätte sie im Leben nicht aufkommen können, das war es also nicht wert. An der Garderobe begegnete sie allerdings seiner prall gefüllten Geldbörse. Sie überlegte nicht lange, griff hinein und nahm sich einen Hundert-Dollarschein raus. So konnte sie wenigstens bei der Rückfahrt sparen, außerdem glaubte sie nicht, dass er es überhaupt bemerken würde. Sie verließ das Anwesen und organisierte sich ein Taxi. Während sie darauf wartete, schaute sie immer wieder zur Villa zurück und hoffte, er möge noch schlafen. Sie hätte es nicht ertragen, ihn jetzt zu sehen. Egal, ob er sie nun verhöhnen oder sich entschuldigen und noch mehr Lügen auftischen wollte. Sie war fertig mit ihm, ein für alle Mal! Zwanzig Minuten später kam dann endlich das Taxi und Emma stieg erleichtert ein. Etwas verwundert betrachtete sie den Fahrer im Spiegel, denn er sah alles andere als wie ein gewöhnlicher Taxifahrer aus.
Er war jung und gut aussehend, stemmte definitiv Gewichte und hatte so einen böser-Junge-Blick, der einen einschüchterte. Sie nannte ihm die Adresse, er nickte und gab Gas. Und die ganze Fahrt über fragte sie sich, wie ihr das alles nur hatte passieren können. Sie wünschte, sie hätte James nie kennengelernt, wäre nie in diesen verdammten Swingerclub gegangen. Sie wünschte, sie wäre tot. Als neue Tränen drohten, hochzukommen, kniff sie die Augen zusammen, um sie wegzudrücken. Keine Tränen! Nicht für ihn!
»Hätten Sie an der Ampel nicht links abbiegen müssen?«, fragte Emma, als sie in der Stadt waren. Er antwortete nicht, sondern starrte stur auf die Straße. »Haloohoo!«, sagte sie und lehnte sich zu den Vordersitzen. »Verstehen Sie mich?« Er fuhr in eine schmale Seitenstraße, die so überhaupt nicht freundlich aussah und Emma wurde skeptisch. »Was … wo fahren Sie hin?« Endlich antwortete er, doch was er zu sagen hatte, gefiel ihr überhaupt nicht. »Tun Sie uns beide einen Gefallen und bleiben Sie jetzt ganz ruhig.« Sie wollte die Autotür öffnen, doch sie war abgeschlossen. Auf der anderen Seite versuchte sie es ebenfalls – erfolglos. »Machen Sie die Türe auf und lassen Sie mich raus«, rief sie voller Panik. Er griff in die Innentasche seiner Jacke und förderte eine Waffe zu Tage. Emma erstarrte. »Ich hab gesagt, ganz ruhig!« Er fuhr das Taxi um eine Ecke und kam zum Stehen. Es war zwar noch nicht einmal 12 Uhr, doch die Häuser waren so hoch, dass kein Sonnenlicht in den Hinterhof drang. Er lag fast vollkommen im Dunkeln und dutzende finstere Gestalten tummelten sich auf dem Hof. Emma vermutete irgendeine Gang.
Ihre Wagentür wurde geöffnet und ein Kopf beugte sich herein – es war der braunhaarige mysteriöse Mann. Emma zuckte zurück und tausend mögliche Gründe schossen ihr durch den Kopf, was er von ihr wollen könnte. Eine unschöner als die andere. Er hielt ihr die Hand hin. »Wenn ich bitten darf.« Sie wollte ihn nicht berühren und hätte sie am liebsten weggeschlagen, doch sie hatte viel zu sehr Angst davor, was dann geschehen würde. »Mit zittrigen Händen kam sie seiner Geste nach und ließ sich hinaushelfen. Als sie das Taxi verlassen hatte, sah sie sich die unzähligen Männer an. Alle waren breit und trainiert und einer finsterer als der andere. Sie räusperte sich, um den Kloß in
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