Love Goes on Strike - Auszeit fuer die Liebe
einem Drachen lauter kleine, süße Eichhörnchen tätowiert waren. Rabenschwarze Haare fielen unter einem Kopftuch mit Stacheldrahtmuster auf seine Schultern.
“We don’t speak Italian”, sagte Opa Lila. “Do you speak German or English?”
“I speak English, honey”, sagte der Mann mit starkem italienischem Akzent.
Ein kunstvoll zurechtgestutzter Bart bedeckte die Teile seines Gesichts, die nicht von Piercings durchbohrt waren.
“My name’s Raffaello. How can I help you two beautiful people?”
Er lachte breit und zeigte seine Zunge. Sie war gespalten und hatte auf jeder Seite einen dicken Goldstecker.
Ich dachte im Stillen, dass Cathy im Fußballstadion gut aufgehoben war, denn spätestens jetzt wäre sie ohne Umschweife in Ohnmacht gefallen.
“I’m looking for a souvenir”, sagte Opa Lila. “We’re tourists, you know.”
“How about a new → stud for your → earlobe , darling? Have you any other piercings? I have some beautiful jewellery for → nipples and → belly buttons .”
“Can I see them, please?”, fragte ich.
Raffaello holte eine Schachtel unter dem Tresen hervor, öffnete sie und breitete drei Samtkissen mit Steckern auf dem Ladentisch aus. Neben schlichten Exemplaren gab es auch welche in Form von Fledermäusen und Totenköpfen.
Ich schob mein T-Shirt hoch und hielt mir eine silberne Rose an den Bauchnabel. Raffaello zeigte mir, wo ein Spiegel stand, damit ich mich darin bewundern konnte. Das war noch cooler, als Sonnenbrillen anzuprobieren.
“I’d prefer something that lasts longer”, sagte Opa Lila zu Raffaello. “I was thinking of a new tattoo.”
“But of course, → sweetheart . Recently, someone had the cathedral tattooed all over his back. It was lovely.” Er züngelte mit seinem gespaltenen Speichellappen. “I could tattoo the Eiffel Tower on one of your legs and the → Statue of Liberty on the other one. Of course this would take at least five → sessions . Wouldn’t that be great?”
“Actually, I’m looking for something a bit smaller.”
Nach einigem Blättern in Musterbüchern entschied Opa Lila, sich einen Pilz auf den großen Zeh stechen zu lassen. Das Wortspiel Fußpilz funktioniert allerdings nur auf Deutsch, denn auf Englisch heißt das athlete’s foot und auf Italienisch genauso, wie uns Raffaello erläuterte: piede d‘atleta . Aber nachdem Opa Lila es ihm erklärt hatte, fand er die Idee ausgesprochen “cute”.
Die beiden verschwanden im Nebenzimmer.
Kurz darauf setzte das Sirren ein und ich hörte Opa Lila quietschen: “Oh, that → tickles .”
Ich hielt mir inzwischen eine kunstvoll gearbeitete Spinne vor den Bauchnabel. Wenn ich mir jetzt noch ein Spinnennetz drum herum tätowieren lassen könnte, das wäre krass, dachte ich. Wenn es um Körperschmuck ging, hatte ich offenbar sämtliche Gene von Opa Lila abbekommen.
Eine junge Frau mit schwarzen Haaren, die ihr bis zum Po reichten, kam mir Gesellschaft leisten.
“Hi, I’m Daria. Would you like thome ethpretho?”
Ich nickte verwirrt. Kurz darauf servierte sie mir einen Espresso. Was hatte sie bloß mit ihrer Zunge gemacht, dass sie so stark lispelte?
“Nithe Thunglatheth”, sagte sie und deutete lächelnd auf meine Sonnenbrille.
Ich sah, dass ihre Zunge aus einem Stück war, dafür fielen mir jetzt ihre dreifach gespaltenen Ohrläppchen auf. Hoffentlich war Opa Lilas großer Zeh nachher noch heil!
Nach zwei Tassen Espresso und einer netten Unterhaltung mit Daria sah ich Opa Lila wieder. Er humpelte glücklich strahlend herein, einen Schuh samt Socken in der Hand.
“Look.”
Er hob den linken Fuß und zeigte mir stolz den Champignon auf der Unterseite seines Zehs, der noch etwas blutete.
“Thith ith thenthathional”, freute sich Daria.
Raffaello wickelte eine schützende Folie um den Zeh, dann durfte Opa den Schuh wieder anziehen.
Wir verabschiedeten uns von Raffaello und Daria wie von alten Freunden.
“Goodbye, my lovelies”, rief er uns nach.
Opa warf Daria eine Kusshand zu. “ Ciao, bella. ”
Wir fanden eine Pizzeria mit Straßenverkauf und teilten uns eine Pizzatasche, deren Füllung so scharf war, dass ich mir genauso gut die Zunge hätte spalten lassen können, so brannte es. Dann schlenderten wir über den Domplatz und hielten nach Straßenmusikanten Ausschau. Ich hatte Opa Lila erzählt, dass es um den Dom herum Breakdancer gab, und nun hatte ihn der Ehrgeiz gepackt, sich auch daran zu versuchen.
Ich hatte schwere Bedenken. Er mochte ja
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