Love Train
flennen. Meine Augen sind vermutlich feuerrot, und ich wette, die wasserfeste Wimperntusche hat auch nicht gehalten, was sie verspricht.
Maja hingegen sieht wie immer blendend aus. Obwohl ich sie garantiert aus dem Tiefschlaf gerissen habe, strahlt ihr heller Teint wie aus der Clearasil-Werbung und in ihrer pink Jogginghose und dem schwarzen Top könnte sie problemlos in einem Fitnessvideo mitmachen. Von Maja gibt es eine Unmenge Zeichnungen auf meinem Skizzenblock. Sie ist ein super Modell.
»Was ist denn jetzt eigentlich passiert?«, schiebt Maja schon wesentlich sanfter hinterher.
»Simon hat Schluss gemacht«, presse ich heraus. Sofort sprudeln mir wieder die Tränen aus den Augen.
»Oh, komm her, SüÃe!« Majas Stimme klingt plötzlich samtweich. Sie lässt sich auf ihr ungemachtes Bett fallen und klopft auf die Matratze. Immer noch schluchzend, krieche ich neben sie und vergrabe meinen Kopf an ihrer Schulter.
Maja lässt mich eine Weile heulen und wuschelt mir dabei fortwährend durch die Haare. Das fühlt sich wunderbar tröstlich an. Irgendwann werden meine Tränen weniger und versiegen schlieÃlich ganz. Ich hebe meinen Kopf und stütze mich auf meinen Ellenbogen auf.
»Oje, ich fürchte, den Wet-T-Shirt-Contest gewinnst du.« Zerknirscht rucke ich mein Kinn in die Richtung von Majas Top, das im Brustbereich ziemlich durchnässt ist.
»Blöd nur, dass es schwarz und nicht weià ist. So sieht man ja gar nix!« Maja lacht. Und ich beneide sie insgeheim mal wieder um ihre perfekten B-Körbchen. Ob Simon deshalb mit mir Schluss gemacht hat? Weil er mich nicht attraktiv genug findet? Shit, schon wieder die dummen Tränen. Ich würge den Kloà in meinem Hals energisch hinunter.
»So, jetzt mal der Reihe nach.« Maja nimmt meine Hand in ihre. »Erzähl«, fordert sie mich auf.
Stockend beginne ich meinen Bericht über diesen grauenvollen Abend, der doch eigentlich so groÃartig werden sollte.
»Mario hat mich um acht wie besprochen reingelassen â¦Â«
»Mario, dieser Computer-Freak?«, fällt Maja mir sofort ins Wort.
»Jaaa«, erwidere ich gedehnt. »Warum willst du das jetzt wissen?«
»Ich will nur sichergehen, dass ich jedes Detail richtig verstehe«, erklärt Maja. Genervt schüttele ich den Kopf. Meine beste Freundin kann manchmal ganz schön umständlich sein.
»Also, der Nerd macht dir die Tür auf«, nimmt Maja den Faden wieder auf.
»Genau.« Ich streife meine Chucks von den FüÃen und setze mich im Schneidersitz auf Majas Bett. »Ich bin dann in Simons Zimmer gegangen und habe alles genau so gemacht, wie wir es besprochen hatten.«
Plötzlich sprudeln die Worte aus mir heraus wie eben noch meine Tränen. Ich erzähle Maja von den liebevollen Vorbereitungen, die ich getroffen habe, wie ich mich gestylt habe, um dann stundenlang dreiviertelnackt auf Simon warten zu müssen. Auch die beiden Gläser Sekt und ihre Auswirkungen auf meinen Gleichgewichtssinn verschweige ich Maja nicht, was mir ein tadelndes Kopfschütteln einbringt. Maja ist nicht nur Vegetarierin, sondern lebt auch alkoholisch gesehen abstinent. Ständig warnt sie mich vor den Risiken, die meine Schwäche für fettes Fast Food und meine seltenen Begegnungen mit Alkohol für meine Gesundheit bedeuten. In Anbetracht meines pochenden Kopfes bin ich heute geneigt, ihr zumindest in Bezug auf Letzteres uneingeschränkt recht zu geben. Doch zurück zu meinem eigentlichen Problem!
»Und dann kam Simon endlich. Um drei Uhr nachts! Stell dir das vor!«, ereifere ich mich. »Und erzählt mir, dass er mit seiner Band morgen schon nach New York verschwinden will. Statt heiÃem Sex habe ich eine eiskalte Abfuhr von ihm kassiert!«
Maja wirkt schockiert, allerdings nicht ganz so schockiert, wie ich das von meiner besten Freundin erwarten würde.
»Dass ihm seine Musik superwichtig ist, hast du gewusst«, gibt sie zu bedenken. »Im Grunde hat dir das an ihm besonders imponiert.«
»Ja, schon«, gebe ich zu und versinke in Gedanken. Natürlich hat Maja recht. Simon lebt für seine Musik. Genau das finde ich an ihm so toll. Deshalb habe ich immer ein Auge zugedrückt, wenn er sich wegen einer Probe verspätet oder ein Treffen mit mir sogar ganz verschwitzt hat. AuÃerdem hat er mir ganz süÃe Geschenke als Entschuldigung mitgebracht. Zum Beispiel ein
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