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Love you, hate you, miss you: Roman (German Edition)

Love you, hate you, miss you: Roman (German Edition)

Titel: Love you, hate you, miss you: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Scott
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Zeitverschwendung und Schule ohne Dich – das will ich mir gar nicht vorstellen. Aber »lernbehindert« bin ich jedenfalls nicht. Laut Bericht kann es sogar sein, dass ich mit dem Trinken angefangen habe, weil ich »im Unterricht chronisch unterfordert« war. Das hat Laurie geschrieben, jede Wette. Diese klickende Kuh.
    Jedenfalls bin ich jetzt statt meinem üblichen Minimalprogramm (Hausaufgabenbetreuung und niedrige Erwartungen) überall im Leistungskurs: Englisch, amerikanische Geschichte, Physik, Französisch, außerdem Geometrie und Psychologie. (Auch das riecht nach Laurie, wenn Du mich fragst.) Ich wollte protestieren, als Giggles die Liste vorlas und sagen: »Nein, das will ich nicht«, aber meine Kehle war wie zugeschnürt und Mom sah plötzlich aus wie eine Fremde, von der keine Hilfe zu erwarten war.
    Eine Sekunde lang vergaß ich alles und blickte mich nach Dir um, weil ich doch immer nur mit Dir zusammen im Büro von Giggles war.
    Immer. Ach, Julia, ich hätte alles dafür gegeben, wenn Du da gewesen wärst. Aber Du warst nicht da. Und wirst nie wieder da sein. Ich musste ganz schnell raus und fragte, ob ich auf die Toilette gehen könne.
    Ich wollte abhauen, aus der Schule flüchten, und ich war schon halb den Flur entlang, da merkte ich plötzlich, wo ich hinsteuerte. Ich war automatisch darauf zugegangen.
    Dein Schließfach.
    Und da hab ich es gesehen, Julia. Weißt Du, was sie damit gemacht haben? Vollgepflastert mit Glitzersternchen. Auf den Sternchen kitschige Gedichte und kleine Briefchen an Dich. Die Leute VERMISSEN DICH und LIEBEN DICH und DENKEN AN DICH.   Ich hab die Tür aufgemacht – sie war nicht zugesperrt – und innen derselbe Schrott. Alle Deine Sachen sind weg. Die Karte, die Du von Kevin zu Eurem Halbjährigen bekommen hast. Die Bilder von Dir und mir. Dein Kosmetikbeutel. Die Plastiktüte ganz hinten, die immer mit winzigen Schnapsfläschchen für mich und irgendwelchen Pillen für Dich gefüllt war. Der Mantel, den Du nie getragen hast, und das Foto von Dir und Deiner Mom, auf dem Ihr beide richtig strahlt und das Du in der Tasche versteckt hattest. Das alles war weg, durch falsche Sterne und falsche Worte ersetzt.
    Ich hätte am liebsten alles heruntergerissen. Du hättest das wahrscheinlich gemacht. Ganz sicher sogar. Du warst nie unsicher, was Du machen oder sagen sollst. Du hast immer gewusst, wie man andere zum Lachen bringt oder ihnen den Mund stopft. Und wenn Dir danach war, hast du Deine Haare mit Brausepulver lila gefärbt, einfach als Gag, und laute Schnarchgeräusche von Dir gegeben, um Giggles auszubremsen, wenn sie uns einenVortrag übers Zuspätkommen hielt. Selbst in betrunkenem Zustand hätte ich mich das nicht getraut.
    Und jetzt bin ich hier, in der Schule, und verstecke mich im Lehrerklo und ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich kann nicht weg, Julia. Ich sitze hier fest und bin am Durchdrehen. Wenn ich die Augen schließe, kommst Du dann zu mir? Du musst nicht alles wiedergutmachen. Du musst überhaupt nichts machen. Ich will nur, dass Du da bist. Nur für eine Sekunde.
    Bitte.

82   Tage
     
     
    Julia,
    ich schon wieder . Rate mal, wo ich bin?
    Geschichte. Nein, Verzeihung, Leistungskurs Geschichte. Mom hat mich im Lehrerklo gefunden. Ich wollte sie fragen, wie sie das gemacht hat, aber ich konnte nicht.
    »Du bist ein intelligentes Mädchen, Amy«, sagte sie und es war ein komisches Gefühl, dass ich das hier, in der Klokabine, zu hören bekam, in der ich mich verbarrikadiert hatte. Und dann auch noch von Mom! »Du hast die Möglichkeit   …« Sie brach ab und ich war froh darüber, weil ich Angst hatte, dass sie von »Neubeginn« reden würde, von einer »zweiten Chance« oder was auch immer. Ich hatte Angst, sie würde von etwas anfangen, das mir unerreichbar erschien, etwas, was ich nie schaffen würde, selbst wenn ich wollte.
    Ich hatte Angst, dass sie mir etwas hinhalten würde, was ich nicht verdient hatte.
    Hier im Kurs ist ein Mädchen, das mich dauernd anstarrt. Irgendwie kommt sie mir bekannt vor. Sie hat glattes goldblondes Haar und ist sehr hübsch, perfekt gestylt, wie nur Mädchen von ihrer Sorte es fertigbringen. Wenn Du da wärst, würdest Du sie nachäffen,Julia, und mich zum Lachen bringen, bis ich vergessen hätte, dass ich riesig groß bin und überhaupt nicht hübsch.
    Da sind auch zwei Typen, die mich anstarren. Mit dem ersten muss ich irgendwann mal rumgemacht haben oder so, weil er sofort wegschaute, als ich zurückgestarrt habe.

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