Lucy kriegt's gebacken

Dombrowski. Grinelda.
    Bunny’s wächst und gedeiht durch das Arrangement mit NaturMade, und Doral-Anne scheint gute Arbeit zu leisten. Wir werden vielleicht nie beste Freundinnen werden, aber sie arbeitet hart, und das wissen die schwarzen Witwen zu schätzen. Mein kleines Café nebenan läuft recht gut. Da ich die Desserts für das Restaurant mache, habe ich Marie stundenweise als meine Assistentin eingestellt. Mit der eigenen Schwiegermutter zu arbeiten verlangt mir manche Märtyrerqualitäten ab, aber es funktioniert eigentlich ganz gut. Davon abgesehen brauche ich ihre Hilfe, wenn das Baby erst einmal da ist. Wir bekommen ein Mädchen - vielleicht nennen wir sie Francesca, wie Ethan eigentlich hätte heißen sollen, oder aber Violet, um die Blumennamen-Tradition meiner Familie fortzuführen.
    „Ach, seht euch die beiden nur an!“, erschallt Roses liebliche Stimme, als die schwarzen Witwen durch die Hintertür stapfen. „Sie küssen sich. Wie schön!“
    Iris zupft an ihrem Hemd. „Mein Pete und ich waren auch immer so zärtlich. So sieht eine glückliche Ehe aus.“
    „Hallo, Liebes. Darfst du so lange stehen?“ Mom beäugt skeptisch meinen Bauch. Man sieht erst seit Kurzem etwas, aber seit meine Mutter weiß, dass ich schwanger bin, ist sie zu einer überfürsorglichen Krankenschwester mutiert.
    „Ich werde mal Anne fragen“, meint Iris. „Zu meiner Zeit wurden wir noch wie Königinnen behandelt, wenn wir schwanger waren. Niemand hat so lange gearbeitet, bis die Fruchtblase geplatzt ist.“ Mit gerunzelter Stirn mustert sie mich von Kopf bis Fuß. „Wenn du Bettruhe brauchst, dann brauchst du eben Bettruhe, Lucy. Du willst doch keine“, sie macht eine dramatische Pause, „Frühgeburt erleiden.“
    „Kommt, setzt euch, ihr wunderschönen Wesen.“ Ethan hält ihnen grinsend die Tür zum Restaurant auf. Die freitägliche Happy Hour ist hierher umgezogen, und auch wenn es noch etwas früh am Nachmittag ist, haben die schwarzen Witwen nichts dagegen einzuwenden. „Ich komme auch gleich. Macht es euch doch schon mal an der Bar gemütlich.“
    „Ach Ethan, es ist so elegant geworden!“, zwitschert Rose. „Ich komme wir vor wie bei ‚Sex and the City‘!“
    Ethan und ich sind wieder allein in der Küche. Ich nehme seine Hand und sehe mich um. Die Küche selbst hat sich kaum verändert. Ich drücke die Hand meines Mannes, dann schlinge ich einen Arm um seine schlanke Taille.
    „Ich glaube, Jimmy wäre wirklich stolz auf dich, Ethan.“
    Seine Augen werden feucht. „Danke.“ Dann räuspert er sich und blickt zum Herd.
    Der Schrein ist verschwunden - Ethan kam eines Abends nach Hause und hat mir wortlos das rote Kopftuch gereicht, mir einen Kuss gegeben und mich allein gelassen. Nachdem ich das Kopftuch eine Weile in den Händen gehalten hatte, drückte ich einen kleinen Kuss darauf, faltete es sorgfältig zusammen, steckte es in eine Schachtel und verstaute sie hinten in meinem Schrank. Seitdem habe ich die Schachtel nicht geöffnet. Aber es ist schön zu wissen, dass sie da ist.
    Statt des Schreins hängen nun verschiedene Fotos an der Wand - die zwei, die ich Ethan geschenkt habe. Und eines, das ich erst gefunden habe, als ich meine Sachen packte, um zu Ethan zu ziehen. Eines, das ich jahrelang nicht mehr gesehen hatte.
    Es ist ein Foto von Jimmy, Ethan und mir, aufgenommen bei meiner Abschlussfeier am College. Ich in der Mitte in einem rosa Kleid, Ethan mit Sonnenbrille, die Sonne scheint auf Jimmys blondes Haar. Wir alle lachen, und ich habe die Arme um die beiden gut aussehenden Mirabelli-Jungs gelegt.
    „Ich liebe dieses Foto.“ Ethans Stimme klingt etwas heiser.
    „Und ich liebe dich“, sage ich aus ganzem Herzen.
    Da küsst er mich und legt dabei eine Hand auf meinen Bauch, in dem unser Baby wächst. Seine Lippen fühlen sich einfach perfekt auf meinen an.
    Es gibt so viel Liebe in dieser Welt. Trauer auch und gebrochene Herzen, aber noch mehr Liebe und Glück und Wunder. Mein Vater ist gestorben, als ich acht war, doch seine Liebe wird mein ganzes Leben lang bei mir bleiben. Jimmy ist viel zu jung gestorben, aber unsere Liebe ist wie eine Perle in meinem Herzen, makellos und pur und jetzt, endlich, gut verstaut, um Raum für Ethan zu schaffen.
    Und Ethan - Ethan ist mein Geschenk. Mein Geschenk und meine Zukunft und der Mann, den ich bis an mein Lebensende lieben werde.
    Bevor meine Gefühle - und meine Hormone - mich vollkommen überwältigen, löse ich mich von seinen Lippen und