Lucy kriegt's gebacken
in die Küche. „Ethan, Liebling, Mrs. Gianelli möchte wissen, ob du ihr die Pasta mit der …“
„Entschuldigung, ich rede gerade“, zische ich meine Schwiegermutter an. Inzwischen atme ich hektisch, und auf einmal ist Ethans Aufmerksamkeit laserscharf.
„Dann rede“, sagt Marie gekränkt. „Tut einfach so, als ob ich nicht hier wäre. Ich bin ja nur die Mutter.“
Ethan ist ziemlich still geworden. „Ethan, auf dem Hochzeitsfilm … als du diese Rede gehalten hast. Ähm, ich habe es gesehen, Ethan.“
Er blinzelt überrascht. „Was hast du gesehen?“
Ein anderer Kellner stürmt in die Küche. „Chef, wir brauchen noch zwei Filets und einen Viktoriabarsch spezial.“
Ethan antwortet nicht. Er dreht sich nicht mal um. „Was hast du gesehen, Lucy?“
Nun scheint auch der Küchenmannschaft aufzugehen, dass hier gerade etwas Wichtiges geschieht. Obwohl das Essen noch brutzelt und noch immer geschnippelt wird, scheint es in dem Raum auf einmal stiller zu werden.
„Ich habe gesehen, dass …“ Ich beginne zu flüstern. „Dass Jimmy es wusste.“
In Ethans Augen blitzt etwas auf.
„Es tut mir leid, Ethan. Es tut mir so leid, was ich dir alles angetan habe. Vorhin, als ich auf deinen Toast geachtet habe …“
Gianni stürzt in die Küche. „Wo zum Teufel bleibt das Kalb, Ethan?“, bellt er. „Tisch vier wartet schon seit fünfzehn …“
„Still!“, befiehlt Marie. „Sie redet gerade.“
„Habe ich da vorhin Lucy gesehen?“ Meine Mutter steckt den Kopf herein, und als sie entdeckt, dass es tatsächlich ihre Tochter war, kommt sie mit Emma auf dem Arm herein. „Ich dachte, du hättest ein Date. Liebling, du siehst ja schrecklich aus. Nicht mal deine Schuhe passen zusammen.“
„Ich muss Ethan unbedingt etwas sagen“, rufe ich. „Wenn ihr mal bitte kurz still sein könnt.“
Die Belegschaft lässt alles stehen und liegen. Alle Augen sind jetzt auf Ethan und mich gerichtet.
Ethan sieht mich an. Und wartet. Ich beschließe, dass er keine Sekunde mehr länger warten muss.
„Ich habe auf den Toast geachtet, Ethan“, schluchze ich.
„Den Toast?“ Ganz offensichtlich hat er mit etwas anderem gerechnet.
„Vergiss den Toast.“ Meine Lippen zittern. „Ethan, ich liebe dich. Und es tut mir so leid, dass ich so lange gebraucht habe, aber ich liebe dich schon sehr, sehr lange, und das mit Jimmy und Jimmy light tut mir leid, und auch, dass ich, als du im Krankenhaus warst, gesagt habe …“ Da die Worte wie Projektile aus mir herausschießen, klappe ich den Mund zu und sehe ihn nur an.
Ethan rührt sich nicht.
„Du bist mein bester Freund, Ethan“, fahre ich mit bebender Stimme fort. „Ich liebe dich, und es tut mir leid. Bitte gib mir noch eine Chance. Bitte sag Ja.“
Er sagt überhaupt nichts. Emma gurrt leise. Aus dem Hintergrund dringt der Lärm aus dem Speiseraum in die Küche, doch Ethan sagt nichts.
Es ist zu spät. Ich habe ihm zu viel angetan, er hat genug von mir, und das kann ich ihm auch wirklich nicht verdenken. Mein Herz krampft sich zusammen wie eine Faust.
Dann breitet Ethan die Arme aus, und bevor ich weiß, wie mir geschieht, werfe ich mich hinein und presse ihn so fest an mich, wie es nur geht.
„Jesus“, murrt Gianni.
„Pst, Idiot“, faucht Marie, aber das bekomme ich nur halb mit. Ethans Herz schlägt an meinem, seine Arme zittern, er hat den Kopf gesenkt, und sein Bart kratzt an meinem Hals. Und das ist es. Hier gehöre ich hin.
„Wenn wir schon vor einer Stunde im Zeitplan zurücklagen, dann sind wir jetzt erst recht am Ende“, sagt jemand, und alle lachen.
Ich merke, dass Ethans Atem nicht ganz gleichmäßig geht, und ich brauche einen Moment, um zu kapieren, warum.
Er weint.
„Danke, dass du auf mich gewartet hast“, flüstere ich ihm ins Ohr, und er nickt.
„Chef, das ist echt ein schöner Moment“, ruft Micki. „Aber ich habe keinen blassen Schimmer, was ich mit diesem Lachs anfangen soll.“
„Du hältst jetzt den Mund!“, fährt Gianni sie an. „Ich mach das. Siehst du nicht, dass er beschäftigt ist?“
Ethan küsst mich auf den Hals, dann hebt er den Kopf, um mich auf den Mund zu küssen, und mein Gott, das fühlt sich so richtig und perfekt an, dass mein Herz vor Glück zu zerspringen droht. Die Küchenmannschaft fängt an zu klatschen, und Ethan lächelt an meinen Lippen. Er zieht den Kopf ein wenig zurück und fährt sich mit den Handrücken über die Augen.
„Ich liebe dich so sehr“, sage ich. Tränen rollen
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