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Lügen in Kriegszeiten

Lügen in Kriegszeiten

Titel: Lügen in Kriegszeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Ponsonby
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Bombenfabrik in dem von Benediktinern auf dem Aventin geleiteten internationalen Seminar hervor, das sich aus polizeiliche Erhebungen hin als völlig haltlos erwies. ( Corriere della Sera, 11. Mai 1915. ) Eine Mailänder Abendzeitung berichtete, Karabinieri hätten deutsche Spione, die im Begriffe standen, auf den Eisenbahnlinien Karten aufzunehmen, verhaftet. Diese vermeintlichen Spione entpuppten sich als Mailänder Bürger, die eine neue Kamera ausprobierten. Sie wurden auch gleich wieder aus der Haft entlassen.
    Zeitungsberichte, in denen ausgeführt war, daß Frankreich bereit gewesen wäre, mit Deutschland zu verhandeln, jedoch durch englische Androhung von Repressalien daran verhindert wurde (Januar 1915), mußten von der englischen und der französischen Botschaft in Rom widerlegt werden.
    Wie durch Auslassung eine Täuschung erzielt werden kann, zeigt die verstümmelte Wiedergabe einer parlamentarischen Anfrage vom April 1915.
    Mr. Chancellor fragte den Unterstaatssekretär im Kriegsministerium,
     
    ob irgendeine amtliche Mitteilung vorliege, die besagt, daß zweihundert Männer, die einem Kavallerieregiment angehören, nach einer Impfung gegen Typhus an Erscheinungen von Blutvergiftung ernstlich erkrankt seien, ob er sagen wolle, ob zwei oder drei von ihnen gestorben sind, ob bei einer Untersuchung sich herausgestellt habe, daß die zwei Ärzte, die die Impfung vornahmen, Österreicher waren und ob dieselben kriegsgerichtlich zu Zuchthausstrafe verurteilt worden seien …
     
    Mr. Tennant erwiderte:
     
    Es liegt keine amtliche Mitteilung vor, die irgendwie den Darlegungen in den ersten zwei Teilen der Anfrage entspricht. Niemand hat von den österreichischen Ärzten etwas gehört, die zu Zuchthausstrafe verurteilt worden sind.
     
    Die Anfrage wurde ohne die ausdrückliche amtliche Widerlegung der Geschichte am 18. April vom Corriere della Sera als eine Mitteilung gebracht. Der Zweck davon war selbstverständlich, antiösterreichische Gefühle zu entfachen.
    Jedes Gerücht über Italiens mögliche Anhängerschaft an eine Seite wurde von der anderen entschieden in Abrede gestellt, und immer tauchten verschiedene Gerüchte über Bestechungen mit Gebietsangeboten auf. Falsche Gerüchte über Vereinbarungen und Vorbereitungen aus dem Balkan trugen dazu bei, die Gemüter des armen italienischen Volkes völlig zu verwirren.
    Kriegslügen aus Rußland, den Balkanstaaten und anderen Weltteilen waren leider außerhalb des Bereiches des Sammlers. Wenn auch einige von diesen vielleicht noch grausiger und phantastischer gewesen sein mögen, so dürften sie doch, wenn zum Vergleich herbeigezogen, kaum dazu dienen, den Schmutz der Lügenströme, die bei den großen, gebildeten, christlichen Nationen ihren Ursprung hatten, zu vermindern.
    Bedarf es weiterer Beweise, daß ein Völkerkrieg ein aus Heuchelei geborenes, mit Falschheit genährtes, mit Schwindel gemästetes, mit Aberglauben am Leben erhaltenes, Millionen Tod und Verderben bringendes, in jedem hohen Ziele versagendes, die Menschheit erniedrigendes, die Zivilisation bedrohendes und eine greuliche Brut von Hader, Streit und Krieg, und immer wieder Krieg zeugendes Ungeheuer ist? Und dennoch zaudern Staatsmänner, zu seiner Vernichtung das Schwert ihres Geistes zu ziehen.
     

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