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Lügen in Kriegszeiten

Lügen in Kriegszeiten

Titel: Lügen in Kriegszeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Ponsonby
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erinnern, daß die französische Regierung in den ereignisvollen Tagen vor dem 4. August 1914 erklärte, daß sie durch die Zurückziehung ihrer Truppen auf zehn Kilometer hinter der Front ihre friedliche Einstellung bekunde – eine Geste, die hier und in Frankreich als herrlich, großmütig und heldenhaft begrüßt wurde. In Wahrheit wünschte jedoch Frankreich die Kriegserklärung solange als möglich hinauszuschieben, um Großbritannien und Rußland zu ihren Vorbereitungen genügend Zeit zu lassen. Ein Franzose schreibt darüber:
     
    Es war offensichtlich, daß unsere Generale diese Verfügung nicht geduldet hätten, wenn dadurch der Erfolg unserer Pläne auch nur im geringsten gefährdet gewesen wäre. Man darf mit absoluter Gewißheit sagen, daß, wenn es irgendwelche Stellen gab, wo unsere Truppen auf zehn Kilometer von der Front zurückgehalten werden konnten, es solche Stellen waren, wo es nichts ausmachte, und daß sie an Orten, wo es von Belang war, daß sie näher seien, auch näher waren. Es gab in der Tat gewisse Punkte, wo sie an der Grenze blieben, und viele, wo sie, gemäß M. Messimy (Kriegsminister), nur vier oder fünf Kilometer zurückgezogen wurden. Überdies wurde die Verfügung nach dem 2. August, nachmittags 5.30, also einen ganzen Tag vor Deutschlands Kriegserklärung, aufgehoben, unter dem Vorwand, daß drei deutsche Patrouillen in unser Gebiet eingedrungen wären.
    Ohne Zweifel war der 10-Kilometer-Rückzug eine Narrenfalle, eigens dazu ersonnen, um die Engländer glauben zu machen, daß die französische Mobilmachung eine friedliche Mobilmachung sei.
    M. Demartial
    in  „L’Evangile du Quaid d’Orsay”, 1926.
     
    Viele der in Großbritannien verbreiteten Lügen stammen von jenseits des Kanals. Die Franzosen waren Meister in der Herstellung gefälschter Photographien. Beispiele davon sind bereits in dem Kapitel, das diese Überschrift trägt, angeführt. Die Anspielungen in ihren erbarmungslosen Karikaturen übten auch aus jene, die für Bilder empfänglich sind, einen großen Einfluß aus.
    Viele der Lügen in Frankreich waren die gleichen wie jene, mit denen wir hier versehen wurden. Aber die französische Methode war umfassender und gründlicher, wie die Enthüllungen in „Hinter den Kulissen des französischen Journalismus“ von einem „Französischen Chefredakteur“ bekunden. Die folgenden Auszüge sind dem achten Kapitel dieses Buches entnommen:
     
    Wenn man die Lüge zu einem wissenschaftlichen System reduziert, sie dick aufträgt und mit großer Anstrengung und genügenden Geldmitteln über die ganze Welt als die reine Wahrheit ausstreut, so kann man auf länge Zeit ganze Nationen betrügen und sie um Dinge willen, für die sie nicht das geringste Interesse haben, zum Morden anspornen. Wir haben das während des letzten Krieges zur Genüge gesehen und werden es im nächsten Kriege, mit dem eine gütige Vorsehung den plumpen Versuch machen wird, das Problem der Übervölkerung zu lösen, wieder sehen.
    Wir kamen sofort zu der sehr richtigen Erkenntnis, daß es nicht genügt, die Massen für den Krieg zu entflammen und, um der Anklage der Kriegsschuld zu entgehen, den Gegner als einen gefährlichen Friedensstörer und den ruchlosesten Feind der Menschheit hinzustellen.
    Wir haben nicht auf Lord Northcliffes Verfahren gewartet. Wir begriffen augenblicklich den Wert der Beeinflussung der öffentlichen Meinung für unsere mehr oder weniger gerechte Sache. Bereits drei Tage nach Kriegsausbruch verkündigte Viviani ein Gesetz, das am gleichen Tage von der Kammer und dem Senate angenommen wurde und welches als erste Rate für eine wirksame Propaganda die Kleinigkeit von fünfundzwanzig Millionen Goldfranken vorsah zur Errichtung des
     
    Pressehauses (Maison de la Presse)
     
    eines Riesengebäudes, Françoisstraße 3, fünf Stockwerke hoch, ohne das Kellergeschoß, wo die Druckmaschinen aufgestellt waren, und ohne das Erdgeschoß mit dem großen Versammlungssaal. Es herrscht hier ein geschäftiges Treiben wie in einem Bienenstock; Lastwagen kommen an, elegante Autos mit anmaßend aussehenden Leuten fahren vor. Die zweihundert Räume enthalten die Werkstätten, Büros, Sprechzimmer und Empfangszimmer, wo jene kriegstollen Helden residieren, deren Mut mit dem Grade der Entfernung von den Schützengräben steigt. Vom Kellergeschoß an bis zum glasbedachten fünften Stockwerk ist alles Verkörperung einer konzentrierten Propaganda. Im Kellergeschoß standen die für den Druck und

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