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Lügenbeichte

Lügenbeichte

Titel: Lügenbeichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Dölling
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extra aus Kreuzberg gekommen war. Und dann würde sie ihn nach den Computerspielen fragen und nach seinem Vermieter.
    Aus dem Dönerladen an der Ecke roch es nach fettigem Fleisch. Vor dem Laden saßen Männer und rauchten Shisha. Daneben ein asiatischer Nudel-Shop. Ein Moped knatterte vorbei. All die Gerüche drehten ihr fast den Magen um. Im Zeitungsladen nebenan kaufte sie sich eine Flasche Wasser. Ohne Kohlensäure. Trank in kleinen Schlucken, ermahnte sich, ruhig zu bleiben. Warum war sie nur so angespannt?
    Robert – würde sie ihn überhaupt erkennen? Barbara hatte ihr vor Kurzem ein Foto gezeigt, aus der Zeit, als er aus dieser Pflegefamilie in eine betreute Jugend-WG zog. Da war er 15 und sie 13. Er hatte auf dem Foto ausgesehen wie jemand aus den 60ern, die dunklen,kurzen Haare sauber gescheitelt, in zugeknöpftem Hemd und Jackett. Er schaute sehr ernst und hatte ausgesehen, wie sie sich einen »guten Christen« vorstellte. Es hatte nur noch die Bibel in seiner Hand gefehlt. An das Foto konnte sie sich gut erinnern. So sah er auch aus, als sie ihn das letzte Mal auf der Straße getroffen hatte, nur waren seine Haare da ein bisschen länger gewesen.
    Kottbusser Tor. Da standen sie, die Drogenabhängigen und die anderen Gestrandeten, vor Kaiser's . Manche waren so stoned, dass sie ihren Rausch mitten auf dem Bürgersteig ausschliefen, ihre großen Hunde neben sich. Hier gab es keine Bustouristen.
    Josi ging die Treppe hoch, zur U1. Überall Taubenkacke und Typen, die ihr einen Fahrschein verkaufen wollten. In der U-Bahn roch es nach Urin.
    Prinzenstraße – Hallesches Tor – Möckernbrücke.
    Aussteigen links – Einsteigen bitte – Zurückbleiben bitte!
    Robert – Robi. Lous neuer Roboter hieß Robbi.
    Gleisdreieck – Aussteigen links – Einsteigen bitte – Zurückbleiben bitte!
    Jetzt tauchten sie in den Untergrund. Kurfürstenstraße – ehemaliger Babystrich, kannte Josi nur aus dem Buch Wir Kinder vom Bahnhof Zoo . Schullektüre aus der achten Klasse. Jetzt waren an der Kurfürstenstraße Prostituierte aus osteuropäischen Ländern. Die Prostituierten hatte sie selbst oft genug vom 109er-Bus aus gesehen. Sie standen bis zur Bülowstraße, in Stringtangas und Overknee-Stiefeln. Josi musste dann immer an Evadenken, die damals auch dort gestanden hatte, auf dem Babystrich und mit 15 mit Robert schwanger war, von irgendeinem Freier. Jetzt arbeitete sie nicht mehr auf der Straße, sondern in irgendeinem Etablissement auf St. Pauli. Widerlich, dass es genügend Männer gab, die sich von diesen kaputten Frauen noch einen runterholen ließen.
    Wittenbergplatz. Sie stieg um in die U3, Richtung Krumme Lanke .

Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.
14:21
    Das Haus hätte von Thomas' hippen Architekten sein können – auch so ein kubischer Kasten mit drei Stockwerken, klaren Linien, viel Glas, und mit einer Außengalerie vor der ganzen Südwest-Seite. Mediterran weiß getünchte Wände. Unglaublich, dass Robert in so einem Haus wohnte, sie hatte ihn mehr in einem dieser 60er-Jahre-Spritzbeton-Kästen erwartet, die zwischen den Jugendstilvillen und Neubauten standen. Hatte sie auch wirklich die richtige Adresse? Sie schaute auf ihren Zettel. Es stimmte alles überein.
    Das Tor des schmiedeeisernen Zauns stand offen. Sie ging in den Vorgarten. Links neben der Haustür war eine abfallende Einfahrt, die unter das Haus führte. Aber kein Auto in Sicht. In den beiden oberen Stockwerken waren alle Fensterläden zu, unten gab es Rollläden, die fast ganz geschlossen waren. Irgendwie machte das Haus einen verlassenen Eindruck. Unter der Klingel klebte ein handbeschriebener Streifen: Robert Malkowski, mit einem Pfeil, der um die Hausecke zeigte. Ansonsten stand nur ein in geschwungenen Buchstaben eingravierter Name in einer Messingmulde über der Klingel: Doktor Hermann Höpfer. Ihr lief es kalt über den Rücken. Das war also der ältere Mann, bei der Robert zur Untermiete wohnte – der alte Mann? Josi folgte dem Pfeil um die Ecke, ging an drei hohenPappeln vorbei, die bestimmt doppelt so alt wie das Haus waren. Hier gab es nur ein vergittertes Milchglasfenster. Die Häuser der Nachbarn, die sehr weit weg waren, sahen auch nicht gerade belebter aus.
    Eine graue Katze huschte durch den Nachbargarten.
    Hoffentlich war Robert überhaupt da!
    Ein weiterer Pfeil, der an der Hauswand klebte und von dem die Farbe schon vom Regen ausgewaschen war, zeigte auf eine Art Kellertür. Josi zögerte, dann klopfte sie an

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