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Lügenbeichte

Lügenbeichte

Titel: Lügenbeichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Dölling
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konnte.
    »Los, sag schon! Warum sägst du die Absätze von Stöckelschuhen ab?«
    Er schaute zu Boden, als schämte er sich. »Ich muss euch doch beschützen«, sagte er schließlich in diesem Kinderton und kam langsam auf sie zu. Seine Lippe war dick geschwollen von ihrem Schlag. Er ist also verwundbar, ging es ihr durch den Kopf. Sie ballte wieder die Fäuste.
    Robert wirkte abwesend, war nun ein kleiner Junge, der darauf wartete, dass Barbara sich um ihn kümmerte. Sie musste ihn unbedingt weiter so klein halten, um ihn zu überwältigen. Wenn nur ihr Herz nicht so rasen würde.
    »Wovor willst du uns denn beschützen?«
    Robert schaute wie in Trance an Josi vorbei.
    »Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem Herrn: meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe«, sagte er laut und deutlich, schloss die Augen und faltete die Hände vor der Brust. »Denn er errettet dich vom Strick des Jägers und von der schädlichen Pestilenz.« Er riss die Augen wieder auf und sah genau in Josis, kam noch einen Schritt auf sie zu und flüsterte: »Du bist die Pestilenz.«
    Eiskalt rieselte es ihr über den Nacken, den Rücken hinab. »Nein«, sagte sie fest und bestimmt. »Ich bin doch deine Schwester!«
    Robert war jetzt wieder da, der »alte Mann« mit der Glatze, der, der sie eingesperrt hielt. Sie sah, wie seine Kraft wieder wuchs, aber sie hatte keine Angst mehr vor ihm.
    »Robert, bitte, lass mich gehen.«
    »Damit du die Welt verseuchst?«
    »Was redest du für einen Quatsch! Ich verseuche doch nicht die Welt!«
    »Das habe ich auch gedacht, gehofft und Kerzen angezündet. In der Kirche und bei Thomas im Garten noch viel stärkere Kerzen! Ich habe diese teuflischen Absätze im Rasen versenkt, auf dass sie den Teufelblenden und euch beschützen, dich und Lou und Thomas, denn Thomas' Wille ist schwach, er kann sich schon lange nicht mehr wehren gegen die Pestilenz.«
    Roberts Augen weiteten sich. Josi konnte einen Schweißfilm auf seiner Oberlippe erkennen. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr. Sie musste alles wissen und dann versuchen, durchs Fenster zu entkommen. Allein der Gedanke machte sie mutig.
    »Du hast Lou mitgenommen! Warum?« Sie versuchte, so ruhig wie möglich zu reden.
    »Ich will nicht in den Schrank, bitte, Mama, ich bin auch ganz leise«, wimmerte Robert, wischte sich mit den Händen über das Gesicht und wimmerte weiter: »Robi ist unter dem Bett und die Schuhe machen klack-klack-klack – gehen hin und zurück: klack-klack-klack. Mama, du fällst da runter, komm zu mir, nimm mich in den Arm, nicht den Mann. Er stinkt und tut dir weh, Mama!«
    Es war, als würde Robert schlecht träumen. Josi erkannte wieder den kleinen Jungen in ihm, stand auf und streichelte über seinen Arm.
    »Und dann?«
    »Und dann hat Mama mich in den Schrank gesperrt, bis der Mann weg war. Und dann kam ein neuer Mann und noch einer und noch einer …« Robert guckte, als würde er all die Männer vor sich sehen, wegen denen er eingesperrt wurde. »Mach auf!«, wimmerte er. »Es ist so dunkel hier. Ich will hier raus. Mama! Mama!«
    Sie konnte das nicht mitanhören, diese Stimme ging ihr durch Mark und Bein. Sie wollte ihn schütteln, wecken, aber da rieb er sich die Augen und war wieder erwachsen.
    »Marina hat alles kaputt gemacht, sie und die anderen Schlangen vor ihr, die Thomas verführt haben. Sie sind alle wie Eva, die Adam verführte, wie meine Mama. Das Übel in der Welt, teuflisch, sie zerstören die Familien! Der arme kleine Lou! Ich konnte ihn doch nicht alleinlassen! Du warst gerade dabei, Max zu verführen, du Schlange. Schande über dich, über euch teuflischen Weiber!«
    »Du hast ja echt einen Knall!«
    »Glaub ja nicht, ich bin verrückt, du Schlampe! Ich wollte Marina nicht töten, aber sie hat es verdient!« Sein ganzes Gesicht war nun schweißbedeckt. Es glänzte. Josi ballte die Fäuste. Wieso redete er von Marina? Hatte er Lilli etwa mit Marina verwechselt? Das wäre kein Wunder, sie trug ja Marinas Regenmantel. Dann war sie ihm also begegnet, nachdem Josi wieder zurück zu Max gegangen war.
    »Es war nicht Marina«, sagte Josi. »Es war eine Studentin von Thomas.«
    Jetzt sah er sie an, als wollte er ihr im nächsten Moment die Luft abdrücken. Josi sprang einen Schritt zurück, ging langsam rückwärts. Robert stand wie angewurzelt, weiß im Gesicht, mit offenem Mund. Sie konnte ihn denken sehen.
    »Nein, es war Marina. Sie

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