Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0095 - Die Höllenkutsche

0095 - Die Höllenkutsche

Titel: 0095 - Die Höllenkutsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Ich winkte ab. »Mal sehen.«
    »Sie nehmen das alles viel zu leicht«, jammerte er. »Wenn Sie erst die Kutsche gesehen haben, dann wird Ihnen das Spotten schon vergehen. Denken Sie an meine Worte. Viele haben gelacht.« Jetzt senkte er seine Stimme. »Und viele haben das Lachen auch verlernt, nachdem sie die Kutsche sahen.«
    Bill Conolly stand auf und trat ans Fenster. Mit der rechten Hand hob der die Gardine hoch, einen roten Stoffetzen, der auch als Küchentuch hätte Verwendung finden können. »Nichts zu sehen«, meldete mein Freund.
    »Es ist auch noch nicht Mitternacht«, sagte der Alte.
    Er hieß Buck Bannister und hatte schlohweißes Haar, das bis auf die mageren Schultern fiel. Vor einigen Jahren noch war er Verwalter der in der Nähe liegenden Burg gewesen, doch als der Besitzer starb, gab auch Buck Bannister seinen Job auf.
    Jetzt lebte er in einem kleinen Haus unterhalb der Burg und hatte viel Zeit.
    Er hatte als einziger die Höllenkutsche gesehen.
    Der Alte war mit seinem Wissen zur Polizei gegangen, und auf irgendwelchen seltsamen Umwegen war der Fall dann auf meinem Schreibtisch gelandet.
    Ich fuhr zu Bannister. Bill Conolly nahm ich mit, da Suko in London die Stellung halten mußte. Es hieß, Mr. Grimes, der Ghoul, sei wieder aufgetaucht, und da mußte einer von uns natürlich zur Stelle sein.
    Bisher hatten wir weder etwas von Grimes, noch von der Höllenkutsche gesehen. Ich war gespannt, wie es weiterging.
    Bill drehte sich um und hob die Schultern. »Nichts, aber auch gar nichts.« Er schüttelte sich. In dem alten Haus war es kalt. Jedoch wesentlich wärmer als draußen, wo eine nahezu sibirische Kälte das Land fast zum Erstarren brachte.
    Auch ich rieb mir die Hände. Seit zwei Stunden hockten wir schon in dem kleinen Zimmer und hatten nicht einmal einen Brandy zum Aufwärmen.
    Bill tigerte hin und her. Er rauchte eine Zigarette dabei und blies den Rauch gegen die kleine Petroleumlampe.
    Ich schaute auf die Uhr.
    »Wie lange noch?« fragte Bill.
    Ich hob die rechte Hand und spreizte alle Finger.
    Bill Conolly nickte.
    Der alte Bannister wurde immer nervöser. Er murmelte etwas in seinen Bart, was keiner von uns verstand. Dabei bewegten sich seine Lippen hastig auf und ab, und die Hände hielt er gefaltet.
    Ich lächelte ihm aufmunternd zu. Er verstand die Geste falsch. »Sie sollten auch beten, Mr. Sinclair, denn die Höllenkutsche lenkt der Tod persönlich.«
    »Vielleicht der Schwarze Tod?« sprach ich ihn auf meinen Erzfeind hin an.
    »Ich weiß es nicht.«
    Weitere zwei Minuten waren vergangen. Ich mußte ehrlich gestehen, daß mich der Alte mit seinem Gebrabbel nervös machte. Aber den Mund konnte ich ihm auch nicht verbieten.
    Im Zimmer herrschte eine schlechte Luft. Und kein Fenster war offen. Ich bekam langsam Kopfschmerzen.
    Noch eine Minute.
    »Jetzt müßte sie gleich kommen«, wisperte der Alte.
    Ich trat zum Fenster. Bill drückte seine Zigarette aus. Seine Stirn hatte Falten geworfen, bei ihm ein Zeichen, wie sehr er sich konzentrierte.
    Ich hob den Arm und griff zum Fensterriegel.
    Der Alte sprang auf. »Lassen Sie das, Mr. Sinclair. Um Himmels willen nicht. Sie können doch nicht…«
    Ich drehte mich um. »Doch, ich kann.«
    »Aber den Anblick der Kutsche kann man nur von weitem ertragen«, flehte er.
    Ich deutete auf die Scheibe. »Das Haus liegt nur ein paar Yards von der Straße entfernt. Es ist also nicht weit.«
    »Sie verstehen mich nicht«, jammerte er. »Sie wollen mich nicht versteh…«
    »Still!« zischte ich.
    »Hast du was gehört?« raunte Bill Conolly.
    Ich nickte. Jetzt ließ ich mich nicht mehr von dem Alten abhalten und öffnete das Fenster. Es klemmte zwar, aber ich schaffte es dennoch.
    Eisige Luft strömte in den Raum. Sie traf uns wie ein Schock.
    Ich schaute nach draußen. Gegenüber sah ich den Wald. Die blattlosen Bäume mit ihren knorrigen Ästen und Zweigen sahen aus wie Arbeiten eines modernen Bildhauers, die er mit Puderzucker überstreut hatte. Doch ich wußte, daß es kein Puderzucker war, sondern Eis und Reif. Auch die Erde war knochenhart gefroren, sie dämpfte keine Geräusche. Deshalb hörte ich auch vom Osten her das dumpfe Stampfen.
    Pferdehufe!
    Verdammt, die Kutsche schien es in der Tat zu geben, denn der alte Bannister hatte auch von zwei pechschwarzen Pferden gesprochen, die sie zogen.
    »Bill!«
    Mein Freund kam herbei.
    »Sie kommt tatsächlich. Hör selbst.«
    Bill lauschte.
    Die Stimme des alten Bannister unterbrach ihn. »Ich

Weitere Kostenlose Bücher