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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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Ihr erstes
und einziges Kind war unter keinem guten Stern geboren. Nur wenige Wochen,
nachdem es das Licht der Welt erblickt hatte, war es zu den ersten Todesfällen
in ihren Reihen gekommen, und Andreas und Eloin hatten sich zusammen mit ihrem
Kind auf die Flucht begeben müssen. Obwohl sie keine einzige Nacht am gleichen
Ort verbrachten, hatte das kaum drei Monate zählende Kind niemals einen Laut der
Klage von sich gegeben. Auch hatte Eloin noch nie beobachtet, dass der kleine
Junge geschlafen hätte, während sie unterwegs waren. Stattdessen verfolgte er
alles, was um ihn herum geschah, mit wachen, aufmerksamen Augen, und Eloin
hatte das Gefühl, dass diesem kleinen Menschen nicht das Geringste entging.
    Auch jetzt beobachtete
das Kind jede noch so kleine Bewegung, die er innerhalb seines eingeschränkten
Gesichtsfeldes wahrnahm, und lauschte den Worten seiner Eltern.
    Eine einzelne, heiße
Träne zog eine glitzernde Spur über Eloins Wange und tropfte auf den weißen
Leinenstoff, der ihren Sohn so gut wie möglich vor der beißenden Kälte der
Nacht schützen sollte. Sie hatte sich selbst verboten, zu viel über das
nachzudenken, was sie nun tun musste, denn mit den Gedanken kam der Zweifel,
und mit dem Zweifel die Angst und das Gefühl der Ohnmacht.
    Andreas entging ihr
Gefühlsumschwung nicht, und er legte ihr sacht einen Arm um die Schulter und
zog sie zu sich heran. »Bist du dir wirklich sicher, dass du das hier willst?«,
fragte er behutsam.
    Sie nickte
schweigend, schluckte ein paar Tränen.
    Ein gezwungenes
Lächeln erschien auf Andreas´ Lippen, als er mit einem Finger die Feuchtigkeit
von Eloins Wangen wischte. »Warum habe ich dann den Eindruck, dass jemand, der
sich seiner Sache sicher ist, anders aussehen müsste?«
    »Bitte tu das
nicht«, presste Eloin hervor. »Versuche nicht, mich umzustimmen. Du weißt, dass
mein Entschluss feststeht. Es ist das Beste für ihn, und als seine Mutter darf
ich das nicht ignorieren. Er braucht einen sicheren Platz, an dem er aufwachsen
kann, und den wird er niemals finden, solange er bei uns ist.«
    »Das mag ja sein,
aber er braucht vor allem seine Familie …«
    » Aber das dürfen
wir nicht sein! «
    Für einen Moment
herrschte bedrücktes Schweigen. Unruhig wand sich die kleine Gestalt in Eloins
Armen, und obwohl das Kind noch immer nicht weinte, spürte sie doch ganz
deutlich die Angst, mit der die angespannte Situation ihren Sohn erfüllte. Auch
der kleine Junge war nicht gewohnt, dass seine Eltern so miteinander umsprangen.
    »Wir dürfen es nicht«, wiederholte Eloin flüsternd, während sie das Kind behutsam in den
Armen wiegte. »Es bricht mir das Herz, das zu tun, aber wir haben keine Wahl.«
    Andreas nickte ernst;
er hatte eingesehen, dass er auf verlorenem Posten kämpfte. »Wir kommen
wieder«, versprach er. Eloin war sich nicht sicher, ob er mit diesen Worten sie
beruhigen wollte, seinen Sohn – oder sich selbst. »Wir werden es schaffen,
Eloin, und dann können wir endlich eine Familie sein.«
    »Das hoffe ich«,
flüsterte Eloin und vergrub ihr Gesicht an Andreas´ Schulter, um die Tränen zu
verbergen, die in ihren Augen standen. »Ich hoffe es so sehr.«
    Von nah ertönten
dunkle Glockenschläge. In der Finsternis war der schwarze Turm nicht zu
erkennen, der über der MONDSCHEINGASSE aufragte wie ein stummer Wächter, trotzdem
sah Eloin ihn deutlich vor Augen, als sie die vollen Klänge hörte, die vor
einem nahenden Sturm warnten.
    Und ein Sturm sollte
kommen.
    Nur widerwillig
löste sie sich wieder aus Andreas´ Umarmung und sah ihn aus brennenden Augen
an. »Jemand kommt. Du ... du musst jetzt gehen.« Mit zitternden Fingern reichte
sie ihrem Mann das unruhige Kind, das versuchte, über den Rand der Decke zu
lugen. »Nimm ihn. Nimm ihn und tu, was du tun musst.«
    »Willst du ... dich
denn nicht verabschieden?«, fragte Andreas leise.
    Mühsam schüttelte
sie den Kopf. In ihrem Hals war plötzlich ein stacheliger Kloß, der sie schier
erstickte. »Das macht es nur schwerer. Uns beiden.«
    »Und ich?« Andreas
versuchte, ein Grinsen auf seine Lippen zu zwingen, doch es geriet eher zu
einer Grimasse.
    Eloin erwiderte das
Lächeln mit noch weniger Erfolg als ihr Mann, trat auf ihn zu und hauchte ihm
einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. Sie schmeckten süß und unendlich verlockend,
und doch streifte Eloin Andreas´ Hand ab, die sich an ihre Hüfte legte, um sie
sanft näher an sich heranzuziehen.
    »Noch nicht«,
flüsterte sie. »Ich möchte,

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