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Lux perpetua

Titel: Lux perpetua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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gewinnen die Oberhand! Aber hängt nicht bereits der Schatten des Halbmonds wie ein Damoklesschwert über Siebenbürgen,
     über den Tälern der Drau, der Theiß und der Donau? Oh, den Magyaren steht womöglich ein ähnlich trauriges Schicksal bevor
     wie den Bulgaren und Serben.
    Venedig zittert, wenn Murad - II. mit bluttriefendem Krummsäbel Epiros und Albanien verwüstet. Das Byzantinische Reich ist
     auf die Größe Konstantinopels geschrumpft, Johannes VIII.   Palaiologos und sein Bruder Konstantinos XI.   Palaiologos blicken verängstigt von den Mauern herab und halten Ausschau, ob der Osmane schon heranzieht. Vereinigt Euch,
     ihr Christen in Ost und West, angesichts des gemeinsamen Feindes!
    Aber es ist wohl schon zu spät
. . .
    Der große Tag des Herrn ist nahe, und es wird ein Tag des Zornes, ein Tag der Drangsal und der Plage sein, ein Tag der Vernichtung
     und der Verwüstung, ein Tag der Dunkelheit und der Dämmerung, ein Tag der Wolken und Gewitter.
    Dies irae . . .
    König David hat ihn in den Psalmen vorausgesagt, der Prophet Zephanja hat ihn verkündet, die heidnische Seherin Sibylle hat
     ihn vorausgesehen. Wenn Ihr seht, dass ein Bruder den anderen dem Tode preisgibt, dass sich die Kinder gegen die Eltern wenden,
     dass das Weib ihren Mann verlässt und dass ein Volk gegen ein anderes Krieg beginnt, dass Hunger auf der ganzen Erde herrscht,
     viele Seuchen und zahlreiche Plagen, dann werdet Ihr erkennen, dass das Ende nah ist
. . .
Hä? Was sagt Ihr? Dass das, was ich geschildert habe, jeden Tag geschieht, tagtäglich und andauernd? Und nicht nur in letzter
     Zeit, sondern seit Jahrhunderten, und dass es immer so weitergehen wird? Ha, Ihr habt recht, sowohl Ihr, edler Ritter mit
     dem Habdank-Wappen, wie auch du, ehrwürdiger Bruder des heiligen Franziskus. Ihr habt recht, die Ihr nickt und gescheit dreinschaut,
     sowohl Ihr, edle Herren, als auch Ihr, fromme Mönche, und Ihr, gute Kaufleute. Recht habt Ihr. Überall lauern Bosheit und
     Verbrechen. Tagtäglich ereignet sich der Brudermord, überall wird Treuebruch begangen, ständig wird Blut vergossen. Ich glaube,
     das Jahrhundert des Verrats, der Gewalt, das Jahrhundert der unaufhörlichen Kriege ist angebrochen. Woran soll man denn ersehen,
     bei dem, was ringsumher geschieht, ob das nun schon das Ende der Welt ist oder eher nicht? Wie soll man es erkennen? Welche
     Zeichen sagen es uns, welche
signa et ostenta
?
    Ich sehe, Ihr nickt immer noch, werte Herren, Ihr guten Bürger und heiligen Mönche. Ich weiß, was Ihr denkt, denn auch ich
     habe schon oft darüber nachgedacht.
    Vielleicht, dachte ich mir, geschieht dies ganz ohne ein Zeichen? Ohne Warnsignal
?
Ohne Vorwarnung? Ganz einfach so, platsch! Und Schluss,
finis mundi
! Vielleicht gibt es gar kein Erbarmen? Vielleicht gibt es gar keine Gerechten in Sodom? Vielleicht wird uns gar kein Zeichen
     gesandt, weil wir ein Stamm von Abtrünnigen sind?
    Fürchtet Euch nicht. Es wird ein Zeichen geben. Die Evangelistenhaben es beschworen. Die echten wie auch die apokryphen.
    Es wird Zeichen geben, an der Sonne, am Mond und an den Sternen, und auf Erden die Furcht der Völker vor dem Tosen des Meeres
     und seiner Stürme. Die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Die Sonne verhüllt sich, der Mond sendet kein Licht mehr,
     und die Sterne stürzen vom Himmel herab. Und die vier Winde werden aus ihren Verankerungen gelöst.
Movebuntur omnia fundamenta terrae,
Erde und Meer werden erzittern, und mit ihnen Berge und Hügel. Und aus den Himmeln wird die Stimme des Erzengels ertönen und
     bis in die tiefsten Spalten der Erde vernommen werden.
    Und sieben Tage lang werden mächtige Zeichen am Himmel sein. Welche das sein werden, sage ich Euch. Hört zu!
    Am ersten Tag kommt eine Wolke von Norden her. Und aus ihr fällt ein blutiger Regen auf die ganze Erde nieder.
    Am zweiten Tag wird die Erde von ihrem Platz bewegt; die Pforten des Himmels öffnen sich von Osten her, und der Rauch eines
     gewaltigen Feuers wird den Himmel verdunkeln. Und an diesem Tag wird große Furcht und Schrecken auf der Welt sein.
    Am dritten Tag brüllt der Schlund der Erde an allen vier Enden der Welt, und die ganze Weite des Erdkreises wird von Schwefelgestank
     erfüllt sein. Und so wird es sein bis zur zehnten Stunde.
    Am vierten Tag wird sich die Sonnenscheibe verhüllen, und große Dunkelheit wird herrschen. Der Raum wird finster ohne Sonne
     und Mond, und die Sterne sagen ihren Dienst auf. So wird es sein

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