Lynne Graham
nächsten Tag an und sagte, dass er länger fortbleiben würde als erwartet.
Achtundvierzig Stunden später schaltete Kathy den Fernseher an. Ein italienischer Nachrichtensender brachte gerade einen Bericht über ihren Mann. Sie sah Grazia, wie sie ein Hotel verließ, und kurz darauf trat Sergio aus demselben Gebäude. Kathys konnte nicht genügend Italienisch, um den Kommentar zu verstehen, und so sah sie im Internet nach. Sie fand nicht viel zu diesem Vorfall, doch was sie entdeckte, erschütterte sie.
In der letzten Nacht hatte Sergio sich einige Stunden im selben Londoner Hotel aufgehalten wie Grazia und gemeinsam mit ihr das Gebäude durch den Hintereingang verlassen. Es wurde vermutet, dass die beiden eine Affäre miteinander hatten. Auch Grazias Scheidung wurde erwähnt, ebenso wie Sergios Ehe, von der es hieß, sie sei nach den unappetitlichen Enthüllungen über die Vergangenheit seiner Frau „in Aufruhr“.
Das Telefon klingelte.
Kaum hörte Kathy seine tiefe Stimme, unterbrach sie ihn auch schon. „Was hast du mit Grazia im Hotel gemacht, Sergio?“
„Böswillige Gerüchte sind schneller als der Schall“, erwiderte er ruhig. „In einer Stunde bin ich bei dir.“
„Du hast meine Frage nicht beantwortet.“
„Ich bin nicht allein, cara mia.“
Noch nie war die Zeit langsamer verstrichen als in den folgenden Minuten. Unruhig ging Kathy in dem eleganten Salon der Jacht auf und ab. Ein Leben ohne Sergio konnte sie sich nicht vorstellen, und sie fragte sich, ob es ihm mit Grazia ähnlich erging. Erklärte das nicht auch, warum er nicht über seine frühere Verlobte sprechen wollte?
Als sie das Geräusch des sich nähernden Hubschraubers hörte, ging sie hinauf an Deck.
Mit ernstem Gesicht stieg Sergio aus dem gelandeten Helikopter aus. „Ich habe ausnahmsweise einmal gute Nachrichten“, informierte er sie ruhig. „Janet Taplow ist heute Nachmittag verhaftet worden.“
Mit dieser Neuigkeit hatte sie ganz und gar nicht gerechnet, und so starrte Kathy ihn nur sprachlos an.
„Komm, lass uns in den Salon gehen.“ Dort angekommen, berichtete er: „Bei einer Durchsuchung fand die Polizei das fehlende Silber der alten Frau in ihrem Haus. Mrs. Taplow ist letztes Jahr gestorben. Vor ein paar Monaten hat Janet begonnen, das Silber zu verkaufen. Wie du weißt, hat Renzo eins der Stücke identifiziert, und die Spur führte direkt zu ihr.“
„Mein Gott …“ Die Knie wurden ihr weich, und Kathy musste sich setzen. „Nach all der Zeit kommt die Wahrheit doch noch ans Licht …“
„Ein Antiquitätenhändler hat Janet wiedererkannt. Ich habe meine besten Anwälte auf den Fall angesetzt. Es wird eine Weile dauern, aber sie sind sicher, dass sie schließlich deine Unschuld beweisen können.“
Kathy presste ihre zitternden Hände gegen das erhitzte Gesicht. „Ich fasse es nicht. Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll …“
„Das ist allein Renzos Verdienst. Er ist der Held. Ohne dich wäre er noch nicht einmal mehr mein Angestellter“, erklärte Sergio. „Die Boulevardzeitungen haben die jüngsten Entwicklungen bereits aufgegriffen. Die Verurteilung einer Unschuldigen ist eine viel bessere Story als die erste Geschichte. Wahrscheinlich wirst du jetzt mit Interviewanfragen zu deinen Erfahrungen im Gefängnis überschüttet.“
Bei dieser Vorstellung verzog Kathy das Gesicht. „Nein, danke.“
„Wie fühlst du dich?“
„Ich glaube, ich stehe unter Schock.“ Sie zögerte. „Was ist mit Grazia?“
Sergio fuhr sich durchs Haar. „Ich hatte keine andere Wahl und musste persönlich mit ihr einen Handel abschließen. Aber ich hätte daran denken müssen, dass sie den Paparazzi einen Tipp gibt, damit sie diese Bilder vom Hotel machen. Sie stand schon immer gern im Rampenlicht.“
Kathy runzelte die Stirn. „Was für ein Handel?“
„Abramo ist zur Behandlung in London, er hat Leukämie.
Es geht ihm überhaupt nicht gut“, erklärte Sergio leise. „Seine Chancen stehen fünfzig zu fünfzig. Er braucht jetzt nicht auch noch einen anstrengenden Streit um den Unterhalt. Also habe ich mich mit Grazia geeinigt. Sie bekommt eine Abfindung, und im Gegenzug hat sie ein paar Verpflichtungen unterschrieben, ganz legal und bereits vom Gericht bestätigt.“
Fragend sah Kathy ihn an.
„Grazia hat zugestimmt, die Familienjuwelen, die sich noch in ihrem Besitz befinden, zurückzugeben und sich ohne viel Aufheben von Abramo scheiden zu lassen. Außerdem hat sie versprochen, dir nicht noch
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