Lynne Graham
gepackt!“
„Überlass das doch dem Personal. Mach dich fertig und komm!“
Offensichtlich war irgendetwas geschehen. Beunruhigt nahm sie ihre Handtasche und folgte Sergio kurz darauf auf die Terrasse, wo er mit eindringlicher Stimme in sein Handy sprach. Der Anblick ihres Mannes raubte ihr immer noch den Atem. Die schwarzen Haare schimmerten im Sonnenlicht, und das klassische Profil betonte seine aristokratische Haltung.
Als er das Gespräch beendet hatte, ging Kathy zu ihm. „Bitte sag mir, was los ist.“
„Nichts Unerwartetes, amore mio.“ Er sah sie an, dann beugte er sich hinab, um sie zu küssen. Doch als sie sich an ihn lehnen wollte, stieß er sie sanft fort, nahm ihre Hand und ging mit ihr die breite Freitreppe hinunter, über den gepflegten Rasen zum Hubschrauberlandeplatz.
„Du sagst mir nie, wohin wir gehen“, sagte Kathy außer Atem.
Sergio half ihr in den Hubschrauber. Ella lag bereits in ihrem Babysitz und schlief wie ein Murmeltier, unbeeindruckt von dem Krach um sie herum. „Nein, jedenfalls nicht immer.“
Doch das Geheimnis lüftete sich bereits eine Stunde später. Sie flogen über das Mittelmeer, und gerade als die Sonne mit goldenem Glanz unterging, landeten sie auf einer hochseetüchtigen Jacht.
Fünfzehn Minuten später lag Ella in ihrem Bettchen, und das aufgeregte Kindermädchen sprang um sie herum.
Im edel eingerichteten Salon gesellte Kathy sich zu Sergio. „Also, was geht hier vor sich?“ Sie hatte es satt, im Dunkeln zu tappen.
„Leonidas hat gute Kontakte zu den Medien. Er warnte mich, dass ein Boulevardblatt morgen eine Story über deine Vorstrafe bringt“, erklärte Sergio. „Deshalb habe ich dich und Ella auf die Diva Queen gebracht. Solange ihr auf See seid, seid ihr vor den Kameras sicher.“
Kathy spürte den Schock zuerst körperlich. Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht, und ihr wurde schlecht. Vor ihren Augen schien sich alles zu drehen, und stumm ließ sie sich auf den nächstbesten Sitz sinken. Sie hatte nicht den Mut, Sergio in die Augen zu schauen, denn sie fürchtete sich vor dem, was sie dort entdecken würde. Abscheu? Ärger? Verachtung? Sie konnte es ihm nicht verübeln, dass er ihr die Enthüllung ihrer peinlichen Vergangenheit vorwarf. Welcher anständige Mann wollte schon in der Zeitung lesen, dass seine Frau eine alte kranke Frau bestohlen hatte?
Doch es gab nichts, absolut nichts, was sie tun konnte, um an dieser Situation etwas zu ändern.
10. KAPITEL
„Es tut mir leid“, sagte Kathy nervös.
„Wir wussten beide, dass das eines Tages passiert“, erwiderte Sergio ruhig. „Aber ich bin überrascht, dass sie es so schnell herausgefunden haben.“
Kathy sah ihn immer noch nicht an. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, und das unangenehme Gefühl in ihrem Magen wollte einfach nicht verschwinden. Die Zeit im Gefängnis schien wie ein Betonklotz an ihren Füßen zu haften, und so würde es immer sein.
Doch was ihr wirklich das Herz zerriss, war Sergios Veränderung. Wahrscheinlich kam er nur schwer darüber hinweg, dass seine Frau ihn in diese peinliche Situation brachte. Kathy hatte nicht vergessen, dass er sie überreden wollte, ihren Namen zu ändern und nach Frankreich zu ziehen, um ihrer Vergangenheit zu entfliehen.
Seine kühle Fassade verbarg vermutlich die Enttäuschung, die er meinte zurückhalten zu müssen.
„Zum Glück habe ich damit gerechnet und entsprechende Vorbereitungen getroffen“, informierte Sergio sie.
In ihren Augen sammelten sich die Tränen. Nur wenige Stunden zuvor war sie noch glücklich und zufrieden gewesen. Doch jetzt spürte sie, wie Sergio sich zurückzog, als würde er eine Mauer zwischen ihnen errichten. Wie lange noch kann er über meine Vergangenheit hinwegsehen, ehe er zu dem Schluss kommt, dass ich nur noch eine Last für ihn bin?, fragte sie sich beklommen. Er war so stolz auf den Namen Torrente, und jetzt zog sie ihn in den Schmutz! Plötzlich begriff sie, dass die Ereignisse ihre Beziehung zerstören würden.
Sie versuchte, sich zusammenzureißen. „Was …“, murmelte sie unsicher, „… hast du denn vorbereitet?“
„ Madonna mia“, stöhnte Sergio, zog sie von ihrem Sitz hoch und nahm sie beschützend in die Arme. „Wir werden das gemeinsam durchstehen, bella mia. Wir müssen nur den Schaden so gering wie möglich halten.“
Als er sie so fest in den Armen hielt, schluckte Kathy die Tränen herunter und nickte entschlossen. Halbwegs getröstet, lehnte sie sich an seine breite
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