Macabros 034: Galeere des Grauens
vorgesehene Opfer, eine attraktive junge Frau,
die Stukman ihre Liebe geschenkt hatte, leichtfertig aufs Spiel
setzte. Diese Frau war Lorette Massieu, geboren auf Noumea, Tochter
einer rassigen Eingeborenen und eines französischen
Exportkaufmannes.
Nach einiger Zeit des Zusammenlebens mußte diese Lorette
Massieu feststellen, daß Tony Stukman nicht der Mann war, den
sie liebte, daß er sie schlug und zur Abschreckung ins
Pandämonium brachte, um ihre Angst zu steigern und ihre Qualen
zu vergrößern.
Lorette Massieu hatte schon Anzeichen nervlicher Erschöpfung
und geistig-seelischer Störungen gezeigt, so daß sie oft
nicht mehr wußte, ob sie wachte oder träumte.
Ihr letzter Aufenthalt im Pandämonium hatte sie mit der
entführten Carminia Brado zusammengeführt. Die hübsche
Brasilianerin, wegen der Hellmark hier war, wurde von einem schwarzen
Priester entführt, kurz nachdem sie einen schrecklichen Bann
hatte abstreifen können.
Den gleichen Weg, den Carminia Brado und Lorette Massieu gegangen
waren, hatte Hellmark absolviert. Rani Mahay, der Koloß von
Bhutan, hatte es sich nicht nehmen lassen, seinem Freund zu folgen.
Dabei war es zu einem Zwischenfall gekommen, der die Schuld daran
trug, daß sie hier nun festsaßen. Die Mächte, die
Stukman bis vor kurzem unterstützten, vernichteten den Spiegel
und zerstörten damit die Möglichkeit,
zurückzukehren.
Seit zwei Tagen waren Björn und sein Freund unterwegs. Bis
zur Stunde hatten sie keine Spur von Carminia oder Lorette Massieu
gefunden – und sie stießen auch auf keine Spur, die auf
Tony Stukman hinwies. Der Rennfahrer war in seiner Verzweiflung, das
Vertrauen seiner Paktpartner wiederzugewinnen, hier eingedrungen und
suchte ebenfalls Lorette Massieu.
Wo Stukman sich in diesen Minuten aufhielt, wußten sie
ebenfalls nicht. Nach ihrem Zusammenstoß – unmittelbar
nach dem Passieren des Dimensionstores – war Stukman
verschwunden.
Hatte er ebenfalls die ›Burg‹ gefunden und lenkte er
seine Schritte in eine ganz andere Richtung dieser unfaßbaren
Welt, die von Dämonen und Geistern beherrscht wurde? Hierher
kamen die furchteinflößenden Lebewesen, um ihre
Versammlungen abzuhalten. Diese war der legendäre Ort der
Geister.
Doch Björn und Rani hatten bisher wenig von der Anwesenheit
der Schrecklichen zu spüren bekommen. Es schien, als hätte
sich vorübergehend eine Wandlung vollzogen, die auch schon
Stukman spürte.
Die Geister waren verwirrt. Lorette Massieu konnte einen Bezirk
erreichen, den sie nie zuvor aufgesucht hatte.
Etwas war anders als sonst.
Schuld daran war, daß ein anderer Mensch ins
Pandämonium eingedrungen war und das Licht gebracht hatte. Ein
geheimnisvoller Kristall, in dem sich das Sonnenlicht mit dem
Laserlicht verband, war durch Menschenhand hierher gebracht worden
und hatte für kurze Zeit die Finsternis und die Atmosphäre
verändert. Es hatte sich gezeigt, daß diese Welt offenbar
nicht immer so gewesen, daß sie nicht immer der Tummelplatz der
Geister war.
Dieser Eindringling hieß Graf Armand Leucate, jener
rätselhafte Mann, dessen Name durch die Geschichte spukte. Man
erzählte sich von dem Grafen, daß er das Geheimnis des
ewigen Lebens gefunden hatte. Er tauchte am Hof Ludwigs des
Vierzehnten ebenso auf wie zwei Jahrhunderte zuvor in England und
Schottland, wo er in verschiedenen Burgen und Schlössern zu Gast
war und man schon damals von einem ›Hochwohlgeborenen, der kenne
das Geheymnis des Ewigen Lebens, sey weit-gereyst und vermöge
kraft seines Wissens Blei in Golde zu verwandeln‹ sprach. Es
handele sich um einen Franzosen, der mehr wisse über die fernen
Länder als weitgereiste portugiesische und spanische
Seeleute.
Von diesem Mann allerdings wußten weder Björn Hellmark
noch Rand Mahay etwas.
Sie wußten auch nichts davon, daß er sich hier
aufgehalten hatte, und es war ihnen ebenso unbekannt, daß
Carminia Brado und Lorette Massieu diesem Mann begegneten, daß
sie mit dessen Hilfe die Barriere aus Baum und Zeit niedergerissen
hatten und in die Welt, aus der sie kamen, zurückgekehrt
waren.
Hellmark vermutete seine geliebte Carminia noch immer hier in
diesem düsteren Reich, und er wollte alles daransetzen, ihr
Schicksal aufzuklären.
Seine Blicke schweiften über die schwarzen, festgefügten
Quader.
Die ›Burg‹ hatte sieben Türme. Sie standen hinter
hochaufragenden Zinnen. Von hier unten konnten die Freunde nicht
erkennen, ob massige Mauern eine Verbindung zu den eckigen
Turmkolossen
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