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Der Duft der Mondblume

Der Duft der Mondblume

Titel: Der Duft der Mondblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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    D er himmelblaue Holden-Kombi fuhr die neu hergerichtete Sandstraße entlang, die alte Eukalyptusbäume säumten: fest verankerte Landmarken seit nunmehr fast hundert Jahren. Die Landschaft war dem Mann am Steuer und dem Mädchen neben ihm vertraut. Catherine Moreland und Robert Turner waren Nachbarn. Robert, seine Schwestern und Eltern lebten auf einem weiten Besitz, den der Großvater erworben hatte. Catherines Großvater hatte im selben Distrikt mit einer Schafzucht begonnen. Catherine und Robert kannten sich von Kindesbeinen an.
    Mollie Aitken, Catherines Freundin, saß auf dem Rücksitz und betrachtete das ihr fremde Land, während die beiden alten Freunde über Neuigkeiten aus der Gegend und die Party plauderten, mit der heute Abend Catherines einundzwanzigster Geburtstag gefeiert werden sollte. Für Mollie war es ein kleiner Schock gewesen, von Sydney in einen ländlichen Distrikt zu fliegen, wo es nichts weiter zu geben schien als Felder, Hügel und einen Fluss. Aus dem zweimotorigen Flugzeug sahen die Orte unter ihr klein aus, gering an Zahl und weit auseinanderliegend. Ein Leben in angesagten, großstädtischen Vierteln gewohnt, fühlte sie sich in diesen weiten, leeren Räumen etwas verloren.
    Mollie hatte aufregende Geschichten gehört über Bush Bashes, so hießen die tollen Partys hier draußen, und die Einladung zu Catherines Einundzwanzigstem begeistert angenommen. Catherine hatte ihr erzählt, dass es in ihrem Distrikt eine Menge unverheirateter junger Männer gäbe, aber jetzt, nachdem sie gesehen hatte, wo die lebten, wusste Mollie, dass sie so weit weg von Boutiquen, Restaurants, Bars und den städtischen Freizeitangeboten nicht überleben würde. Trotzdem freute sie sich auf die kommenden Tage, besonders auf die große Feier heute Abend.
    Der Flughafen von Peel war sehr schlicht – eigentlich nur ein aufgemotzter Schuppen –, und Mollie fand es amüsant, ihr Gepäck von einem Karren zu nehmen, der vom Flugzeug neben die »Ankunftshalle« gerollt worden war. Die Fahrt anschließend schien endlos zu dauern, obwohl Rob und Catherine sich Mühe gaben, Mollie zu unterhalten. Sie beschrieben ihr einige der Leute, die zu der Party kommen würden, wobei sie manche Einzelheiten von Seitensprüngen bei Partys und Bällen früherer Jahre einflochten.
    Mollie hatte Catherine während der Ferien am Great Barrier Reef kennengelernt, und seitdem waren sie in Verbindung geblieben. Bei Besuchen in Sydney hatte Catherine bei Mollie gewohnt. Nun war Catherine an der Reihe, die Gastgeberin zu spielen. Mollie war vor diesem Besuch nie im nordwestlichen Teil von New South Wales oder anderswo im Hinterland gewesen. Sie wusste, dass dieser Landsitz Teil des viel größeren Besitzes von Catherines Großvater gewesen war. Mit den Jahren hatte er sich verkleinert, und inzwischen züchtete Catherines Vater Keith nicht mehr Schafe, sondern Murray-Grey-Rinder. Sein Geld verdiente er sich als Anwalt in Peel, der nächsten größeren Stadt, aber diese Rinder waren seine ganze Leidenschaft.
    Mollie wusste, dass noch andere Freunde aus Sydney und Brisbane zu Catherines Einundzwanzigstem erwartet wurden, aber die Mehrheit der Gäste waren Nachbarn und ehemalige Schulfreunde.
    Mollie war erleichtert, als sie den riesigen Postkasten am Straßenrand mit dem aufgemalten Namen
Heatherbrae
erblickte: Endlich waren sie am Ziel. Hier bog der Wagen in eine schmale, staubige Straße ein. Aber noch immer nahm die Fahrt entlang an Zäunen und staubigen Koppeln kein Ende. Gelegentlich zeigte sich eines von Keith Morelands preisgekrönten Rindern.
    Im Rückspiegel bemerkte Rob einen Lastwagen, der allerdings Abstand hielt zu der orangeroten Staubwolke, die der Kombi hinter sich herzog.
    »So viele Leute kreuzen heute Abend auf?«, fragte Rob. »Sieht aus, als würden Gott und die Welt kommen.«
    »Ist ja auch Cathys Einundzwanzigster«, erinnerte ihn Mollie. »Und sie ist das einzige Kind.«
    »Ich hab auch das dunkle Gefühl, die zweihundert Leute, die ich eingeladen habe, werden alle erscheinen«, grinste Catherine. »Bin ich froh, dass es nicht regnen wird«, ergänzte sie mit Blick auf den wolkenlosen blauen Himmel.
    »Dabei könnten wir dringend Regen brauchen«, seufzte Rob.
    »Du redest schon wie ein richtiger Farmer«, lachte Catherine.
    Mollie beugte sich nach vorn, als das Haus in Sicht kam. Einige schmutzige, staubbedeckte Fahrzeuge parkten neben dem großen Schuppen hinter einem stattlichen weißen Anwesen.
    Das Haus

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