Macabros 046: Blutsiegel des Molochos
den
Patrouillenkreuzern der Vereinten Nationen der Erde gelöst.
Das Schiff trug die Bezeichnung »Nummer Neun«. Das war
alles. Die durch Sonnenkraft gespeisten Motoren verliehen dem Schiff
einen ruhigen und gleichmäßigen Flug.
Die »Nummer Neun« war Chaster Morgans vollendeter
Raumgleiter. Er war deltaförmig. Diese Form hatte sich gerade
bei kombinierten Luft-Raumschiffen am besten bewährt.
Morgan befand sich nicht allein in der geräumigen
Kommandokabine mit den Monitoren. Sein, runder,
überernährter Begleiter Frankie war mit von der Partie.
Frankie fuhr sich durch sein dichtes, glänzendes Haar und
maulte: »Den Kerl kriegen wir nie. Gib’s auf, Chas! Schade
um die Energie.«
Die »Nummer Neun« unter Chaster Morgans Führung war
den Patrouillenkreuzern weit vorausgeeilt.
Morgan war am weitesten in dem berüchtigten Raumsektor
gewesen, in dem sich in der letzten Zeit Merkwürdigkeiten und
Zwischenfälle und Raumpiraterie häuften. Seit drei Stunden
hielten sie den Kurs, auf dem angeblich das Schiff eines Raumpiraten
geortet worden war. Die Meldung, die Morgan aufgefangen hatte,
lautete, daß in einem dreisten Überfall ein Minerallager
der Vereinten Nationen der Erde auf dem Mond geplündert worden
war. Die Gangster hatten auf noch ungeklärte Weise die
Alarmanlagen überwunden und in aller Ruhe ausgeräumt. Ehe
man merkte, was los war, befanden sie sich schon auf Fluchtkurs.
Chaster Morgan starrte auf den Hauptschirm, der den Sektor des
Raums wiedergab, in dem sie sich bewegten.
Es bestand weder Sichtkontakt noch konnten die feinempfindlichen
elektronischen Sonden irgend etwas mitteilen.
Die Lippen in dem kühn geschnittenen Gesicht des
braunhaarigen Mannes bildeten einen schmalen, wie gemeißelt
wirkenden Strich.
Morgan nickte. Er mußte Frankie recht geben.
»Da ist kein Blumentopf für uns zu gewinnen,
Dicker«,knurrte er. »Ich…«
Er unterbrach sich. Über Funk wurde eine Nachricht
hereingespielt: »Captain Patrouillenkreuzer an Nummer
Neun…«
»Hier Nummer Neun!« meldete sich Frankie Lane.
»Einsatz beendet. Für Mister Morgan liegt eine
Funknachricht vor. Wir überspielen.«
»Da haben die Burschen mal wider ein Liebestelefonat für
dich zurückgehalten«, grinste der rundliche Begleiter mit
strahlenden Augen, auf Chaster Morgans intensive Liebschaften
eingehend. »Nach dem Motto: erst die Arbeit, dann das
Vergnügen. Da wir die Piraten doch nicht kriegen und deine
Aufmerksamkeit somit von ihnen nicht mehr länger in Anspruch
genommen wird, darf ein Teil deines Privatlebens wieder in Aktion
treten. Hoffentlich plaudert das Mädchen nicht aus der Schule,
Chas. Ich nehme an, daß die Besatzung des Zentralschiffes, das
den konservierten Spruch empfangen hat, mit heißen Ohren an den
Lautsprechern hängt…«
»Frankie!« Chaster Morgan verdrehte die Augen. Der
kleine Dicke mit dem runden Gesicht nutzte jede Gelegenheit, sich mit
Morgan anzulegen. Wer die beiden manchmal hörte, der konnte sich
denken, daß es die Hölle sein mußte, diese beiden
Männer stets mit demselben Auftrag zu betrauen. Diese
Flachsereien klangen für Außenstehende wie Streit. Aber
nur durch diese Flachsereien waren die monotonen Flüge in den
Grenzbezirken zwischen Erde und Mond, Mars und Erde, Mars und Mond
überhaupt zu ertragen. »Du weißt genau, daß
private Gespräche ebenso vertraulich behandelt werden wie
dienstliche Mitteilungen. – Außerdem ist nicht gesagt,
daß eines der Mädchen…«
Lane grinste. »Seit du aus dem Krankenhaus entlassen bist,
scheinst du ’nen beachtlichen Nachholbedarf zu haben. Wieviel
hast du in der Zwischenzeit schon wieder vernascht? Welche Namen
stehen momentan hoch im Kurs?«
Die Nachricht wurde hereingespielt. Das brachte Frankie zum
Verstummen.
Eine angenehme Frauenstimme meldete sich. Frankie Lane
grinste.
Aber dann gefror das Grinsen auf seinen Lippen. Das, was diese
Stimme sagte, war alles andere als ein Telefonat der Art, wie Chas
sie für gewöhnlich in Empfang nahm.
Miss Joan Cassner meldete sich. Morgan und Lane hatten die
hübsche Millionärstochter anläßlich eines
Empfangs kennengelernt. Morgan hatte die ganze Nacht mit Joan Cassner
getanzt.
Mit unbewegter Miene nahm Chas die Nachricht entgegen.
»Entschuldigen Sie bitte diese Form der Kontaktaufnahme,
Chaster! Es war die einzige Möglichkeit, Sie mit Bestimmtheit
und vor allen Dingen schnell zu erreichen. Ich weiß nicht, ob
Sie es schon wissen, Chas. Mein Vater wurde ermordet. Unter
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