Macabros 046: Blutsiegel des Molochos
Körper, von
seiner ehemaligen Aufgabe wußte er nichts mehr. Es schien, als
hätte die Passage des Blutsiegels alles an Geistigem und
Materiellem ausgelöscht.
Ein neues Leben begann für ihn. Der Alltag des Chaster
Morgan, der er war – und doch nicht war.
In der Zukunft der Erde, in der Zeit des Jahrs 2318 mit all seinen
Problemen und Aufgaben lebte Chaster Morgan als der Mann vom
Abwehr-Dienst der Vereinten Nationen.
Für Hellmark scheinbar eine Traumgestalt in einer anderen
Zeit, an einem anderen Ort… Und doch: der Traum war wahr.
Chaster Morgan war ein Mensch, den vielfältige und vor allem
gefährliche Aufgaben in die außergewöhnlichsten
Situationen brachten. Wenn Morgan etwas passierte, ging es Hellmark
nicht viel anders, der ahnungslos in diesem Leib und in diesem Geist
gefangen war.
Dann gab es aus dem Traum kein Erwachen mehr!
*
Vierzehn Tage nach der Entlassung aus dem Krankenhaus, hatte der
Alltag Chaster Morgan wieder fest in seinen Klauen.
Der AD-Inspektor war es gewohnt, mit ungewöhnlichen
Vorkommnissen konfrontiert zu werden. Aber daß er in den
Mordfall Fred Cassner hineingezogen wurde, kam auf recht seltsame
Weise zustande.
Cassner war nur 45 Jahre alt, als er starb. Sein Vermögen zu
diesem Zeitpunkt betrug aber an die 50 Millionen Dollar.
Ob das seinen Tod beschleunigt hatte?
Captain Beverly von der Mordkommission war überzeugt davon.
Schließlich starb Cassner keines natürlichen Todes. Er
wurde ermordet. Sogar die Mordwaffe wurde auf Anhieb gefunden. Es
handelte sich um ein seltsam geformtes, wellenförmig
geschliffenes Schwert. Beverly hatte nie etwas Ähnliches
gesehen. Hätte er seine Schulzeit nicht so intensiv
verdrängt, wäre ihm möglicherweise wieder bewußt
geworden, daß diese merkwürdige Schwertform im Mittelalter
vorkam.
Ein Sachverständiger wurde zu Rate gezogen. Ein vertrockneter
Professor stellte fest: »Das ist ein Flamberg.«
»Ein – Flamberg?« wunderte Beverly sich.
»Der Flamberg – das Flammenschwert. Nur
Schwerbewaffnete, die sogenannten Doppelsöldner, trugen solche
Waffen im Mittelalter. Auf Anhieb kann ich natürlich eine
bestimmte Jahreszahl nicht angeben. Nur eine ungefähre Angabe
wäre mir jetzt möglich…«
»Dann machen Sie eine ungefähre Angabe,
Professor.«
»Zwischen 1490 und 1500… Nach der chemischen
Untersuchung läßt sich Genaueres sagen…
Merkwürdig…«
»Was ist merkwürdig?«
»Das Schwert. Es gibt sicher nicht viele Menschen, die ein
derart altes und kostbares Stück ihr eigen nennen können.
Mir selbst ist nur ein Fall bekannt, der ein solches Schwert besitzt.
Aber jene Waffe kenne ich. Ich habe sie selbst analysiert. Die Waffe
befindet sich in einem Museum in Chicago. Diese Waffe hier stammt
demnach aus Privatbesitz.«
»Wenn wir wissen, wem sie gehört, haben wir den
Mörder.«
Der Professor blickte den Captain der Mordkommission über
seinen Brillenrand hinweg an. »Eben das ist es, was ich Ihnen
sagen will. Ich glaube kaum, daß die Waffe einem Privatsammler
gehört. Da würde zumindest mir etwas darüber bekannt
sein. Captain. Das Schwert ist neu, geradeso – als wäre es
erst gestern hergestellt worden…«
»Unsinn!«
»Unsinn? Jedes Material zeigt im Lauf der Zeit
Alterserscheinungen. Das ist nicht nur bei Menschen so, Captain
– auch bei Marmorstein und Eisen. Die natürlichste Sache
der Welt. Dieser Flamberg aber zeigt nicht den natürlichen
Alterungsprozeß.«
Beverly war überzeugt davon, daß der Professor ein
bißchen komisch war.
»Wann kann ich Genaues wissen?« fragte er
schließlich knapp.
»In drei Stunden…«
Das stimmte nicht ganz. Der Sachverständige stieß
unvermittelt auf gewisse Schwierigkeiten. Er brauchte die doppelte
Zeit. Dann telefonierte er mit Beverly, und der Captain hatte auch
wenig später noch einen ausführlichen schriftlichen Bericht
vor sich liegen, der keinen Zweifel mehr zuließ.
Der Flamberg war nicht alt, und doch stammte er aus dem Jahr 1495!
Die Meßergebnisse ließen diese Genauigkeit einwandfrei
erkennen.
Es blieb Captain Beverly von der Mordkommission nicht erspart, das
Hauptquartier der Abwehr einzuschalten, wie seine Vorschriften es
verlangten, wenn er auf ein Problem stieß, das mit den
herkömmlichen Mitteln nicht zu klären war. Vielleicht
steckte da etwas anderes im Busch – mochten die, die dafür
die Mittel und Einrichtungen besaßen, sich darum
kümmern…
*
Das kleine, schnittige Raumschiff hatte sich längst von
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