Macabros 062: Shimba-Loo schickt den Rachedämon
gleichmäßige
Geräusch des laufenden Motors erfüllte die Nacht um sie
herum.
Das Warten begann.
Drei Minuten vergingen… fünf Minuten… zehn
Minuten…
Sie kamen ihr vor wie eine Ewigkeit.
Der ersten Erwartung und Spannung folgten plötzlich Zweifel.
Sie schalt sich im stillen eine Närrin, daß sie ihrem
ersten Gedanken nicht gefolgt war und Steven begleitet hatte, denn
das Warten zerrte mehr an ihren Nerven.
Beverley streckte den Kopf aus dem Fenster und starrte
hinüber in die Richtung, wo Steven Whitter verschwunden war.
»Steven?!« rief sie mehrere Male laut und mit klarer
Stimme. Sie hörte ihren Huf verhallen und lauschte in die
Nacht.
Aber es erfolgte keine Antwort. Ihr Begleiter schien sich schon so
weit vom Wagen entfernt zu haben, daß er sie nicht mehr
hören konnte.
Seit seiner Abwesenheit war eine Viertelstunde vergangen, und doch
kam ihr die Zeit vor wie eine Spanne von mehreren Stunden. Sie redete
sich ein, übernervös und schon bald krankhaft zu reagieren.
Die Tatsache, daß sie sich irgendwo in der Grafschaft Devon
mitten in Nacht und Nebel befand, reichte für die
verrücktesten Gedanken.
Sie zwang sich zur Ruhe. Das ging eine Weile gut. Dann kam die
Angst wieder.
Mit brennenden Augen starrte die junge Frau in die Nebelwand und
hoffte, daß ihr Begleiter sich endlich zeigte…
Da!
Beverley registrierte die Bewegung einer schattenhaften Gestalt.
Sie kam näher.
Endlich! Es wurde der Einsamen spürbar leicht ums Herz, als
ob ein Stein herunter gefallen sei.
Die sich aus der Nebelwand schiebende dunkle Gestalt wurde
größer. Zu groß für Beverley Summers
Empfinden.
Die Gestalt – das sah sie genau – war jetzt schon
doppelt so groß wie Steven Whitter!
*
Aber das war noch nicht alles.
Das Grauen in ihr wuchs wie die Gestalt aus dem Nebel.
Alles in Beverley Summer verkrampfte sich. Ihre Nackenhaare
sträubten sich, und ein dunkler, gequälter Laut entrann
ihrer Kehle.
Was sie sah, konnte nicht sein!
Vor ihr stand eine riesige Gestalt – mindestens zehnmal
größer als ein Mensch! Und neben diesem Titan entstand
noch etwas, ebenso groß wie er und doch anders aussehend: In
der Dunkelheit schimmerte ein riesiges Skelett, das wie ein Berg in
den Himmel wuchs!
Skelett und Titan bewegten sich im gleichen Rhythmus und kamen
sich dabei seitlich immer näher. Klein und verloren gegen die
beiden Ungetüme wirkte eine menschliche Gestalt, die
panikerfüllt vor der geisterhaften Erscheinung davonrannte.
Davonzurennen versuchte, denn deutlich war zu sehen, daß die
Frau, die dort in Nebel den Unheimlichen zu entkommen suchte, nicht
einen einzigen Zentimeter von der Stelle kam, daß sie auf der
Stelle rannte! Wie in einem Alptraum…
Das Grauen für Beverley Summer wurde unerträglich, als
sie erkannte, daß die Frau, die dort über die Straße
laufen wollte, ihr nicht unbekannt war.
Ein markerschütternder Schrei entrann der Kehle der
Beobachterin.
Da vorn – winzig und verloren vor Skelett und Riese wirkend
– das war niemand anders als sie selbst!
*
Beverley Summer handelte ohne zu begreifen, was sie tat.
Einen Moment schien es, als wolle sie sich ans Steuer werfen und
den Wagen starten.
Dann hielt sie auf halbem Weg zum Fahrersitz mit ruckartiger
Bewegung an, drückte die Klinke herab und warf sich gegen die
Tür. Nebel umwallten sie wie Geisterhände.
Sie mußte sich mit Gewalt losreißen von dem Anblick,
der sich ihr bot, und von dem sie nicht wußte, ob er
Wirklichkeit oder nur Vision war.
Sie rannte die Straße entlang, in Nacht und Nebel, schrie um
Hilfe und hoffte, daß jemand in der Nähe sie
hörte.
Aber sie war allein – und blieb es.
Nacht und Nebel nahmen sie auf, und mit einem Mal merkte sie,
daß sie nicht mehr steinigen Boden unter ihren Füßen
hatte. Der Untergrund war feucht und holprig. Wie ein Acker. Oder
eine Wiese. Im Nebel vor sich sah sie schemenhaft die Formen kleiner
Büsche und einzeln stehender Bäume. Sie lief darauf zu und
zwischen ihnen hindurch.
Sie wußte nicht mehr zu sagen, wie lange sie schon gerannt
war. Ihr Atem flog, und die Beine schmerzten. Sie hatte
Seitenstechen. Ihr Lauf wurde merklich langsamer, bis sie
schließlich nur noch taumelte.
Beverley Summer blickte sich um. Das Grauen schnürte ihr die
Kehle zu.
Die Halluzination bestand noch immer! Skelett und Gigant hatten
sich inzwischen so stark einander genähert, daß sie fast
verschmolzen. Schemenhaft deckte der riesige Körper einen Teil
des
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