Macabros 067: Arson - Gefangen im Nichts
minder schwer fiel, eine
gewisse Benommenheit abzuschütteln.
Durch die Nebelschleier vor seinen Augen sah er den kahlen
Schädel und das vertraute Gesicht – allerdings verzerrt wie
aus falscher Perspektive – seines Freundes Rani Mahay.
»Da wird der Hund in der Pfanne verrückt«, entfuhr
es Björn tonlos. »Ich glaube, ich seh’ nicht
recht…«
Das war gar nicht Molochos, der ihm an den Kragen wollte! Aber er
hatte doch ganz deutlich gesehen…
Die Tricks der Dämonen! Sie waren imstande, ihre Gestalt zu
verändern oder Einflüsse und Halluzinationen zu schicken,
die man nicht auf Anhieb durchschaute.
Oder war auch das schon wieder ein Irrtum?
Konnte es nicht ebenso sein, daß Molochos durch den
plötzlichen Angriff so überrascht war, daß er nun das
falsche Spiel so führte, daß Hellmark der Meinung sein
mußte, es nicht mit einem Feind – sondern aus Versehen mit
seinem Freund zu tun zu haben?
Der Koloß von Bhutan, Rani Mahay, knurrte wie ein Hund und
kam langsam in die Höhe. Auch Björn konnte sich
aufrappeln.
»Du bist der letzte Mensch«, schüttelte Rani den
Kopf. »Ich stehe da nichtsahnend hinter dir, und plötzlich
fällst du mich an wie ein Raubtier.«
Björn preßte fest die Augen zusammen, öffnete sie
wieder und versuchte, der Nebelschleier Herr zu werden, die sein
Blickfeld einzugrenzen drohten. Es gelang ihm schließlich auch,
wieder klarer zu sehen, und die Kraft kehrte in seine Glieder
zurück. Langsam wichen die Schmerzen.
»Tut mir leid, Rani«, erwiderte er leise und musterte
den Freund von Kopf bis Fuß, wie um sich zu vergewissern,
daß es wirklich Mahay war, der da vor ihm stand. »Ich
hab’ geglaubt – Molochos stünde vor
mir…«
Der Inder stieß hörbar die Luft durch die Nase.
»Da hast du das gleiche gesehen wie ich. Auch mir war es, als
würde der Dämonenfürst mich plötzlich angreifen.
Da habe ich reagiert…«
Hellmark schüttelte den Kopf. »Ich mußte
reagieren. Ich habe ganz deutlich gesehen, wie Molochos die rechte
Hand hob.«
Sie waren beide demselben magischen Zauber zum Opfer gefallen.
Wie und durch wen war er ausgelöst worden?
Es war eine von vielen Fragen, die sich ihnen stellte. Nicht
minder drängend war eine andere. Hatte man sie beobachtet, als
sie hier eindrangen, und wußte nun genau, daß sie sich
hier befanden? Oder hatte sich eine magische Barriere – wie die.
Lichtschranke einer Tür – betätigt und sie beide
irritiert?
War der Vorgang einmalig gewesen - oder würde er sich wieder
ereignen, sobald sie jene Stelle betraten, die offensichtlich einem
bestimmten magischen Einfluß unterstand.
Björn machte die Probe auf’s Exempel.
»Warte hier auf mich, Rani«, sagte er und bat den
Freund, weitere zwei Schritte zurückzugehen.
»Was hast du vor?«
»Ich will ausprobieren, ob das Theater sich noch mal
ereignet. Für den Fall, daß ich dir wieder wie Molochos
vorkommen sollte – halte an dich und springe mich nicht an! Noch
mal deine spitzen Knie in der Magengrube – möchte ich nicht
erleben. So angenehm ist das nämlich nicht…«
Björn machte auf dem Absatz kehrt und ging den gleichen Weg
zurück. Es waren nur drei Schritte bis zu der Stelle, wo er
vorhin Molochos wahrgenommen hatte. Ganz langsam setzte er einen
Fuß vor den anderen, als er jenen Punkt erreichte, von dem er
glaubte, daß er eine gewisse unsichtbare Grenze darstellte.
Nichts geschah.
Hellmark wandte sein Gesicht dem Freund zu. »Wie siehst du
mich, Rani?« wollte er wissen.
»So wie immer. An dein dummes Gesicht hab’ ich mich
längst gewöhnt…« Der Inder grinste von einem Ohr
zum anderen.
»Dann komm doch bitte mal ein paar Schritte
näher!«
Björn harrte der Dinge, die da kommen sollten. Mahay
schloß auf. Er stand jetzt wieder genau an der Stelle, wo er
vorhin gestanden hatte. Doch diesmal sah Björn nicht Molochos in
ihm.
Hellmarks Augen verengten sich. Wie war er eigentlich auf den
Gedanken gekommen, daß der Mann da vor ihm Molochos sein
könne?
Er hatte seinen Todfeind noch nie persönlich gesehen. Es gab
Bilder Molochos – doch die stammten aus der Zeit vor
zwanzigtausend Jahren. Diese Bilder waren mit Xantilon in der Tiefe
des Ozeans versunken.
Vorhin – das war nur ein Gedanke gewesen, eine Beeinflussung
wie von einem fremden Willen…
»Wir müssen auf der Hut sein«, bemerkte Björn
ernst. Er ließ den Blick in die Runde schweifen.
»Wir tun ja die ganze Zeit über nichts anderes«,
erwiderte Rani auf die Worte des Freundes.
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