Macabros 067: Arson - Gefangen im Nichts
Hellmark zufällig zugute.
Er sah sein Schwert. Es lag nur zwei Schritte von ihm entfernt auf
dem grünen, flauschigen Tuch.
Er brauchte nur zuzugreifen und Sequus die Klinge an die Kehle zu
setzen.
Hellmark tat diese beiden Schritte. Der Ursenkönig, der sich
vollkommen sicher fühlte, gab einen Schrei von sich, als der
Mann, auf dessen Panier die Jagd nach Dämonen und bösen
Mächten geschrieben stand, blitzschnell reagierte.
Nach der Enttäuschung, die Rani Mahays Flucht ausgelöst
hatte, und dem Triumph, den Sequus empfand, als er sah, daß
Carminia Brado und der dunkelgelockte Junge in gewissem Erschrecken
in Hellmarks Begleitung den Tempel betraten, folgten nun wieder
panisches Entsetzen und Todesangst.
Als Sequus die Klinge spürte, wußte er, was die Stunde
geschlagen hatte.
»Mach’ alles rückgängig«, sagte der
Deutsche mit scharfer Stimme. »Ich bin zum Schein auf dein
Angebot eingegangen, Sequus! Nun ist das Spiel zu Ende! Hol’
meinen Freund zurück und sorge dafür, daß alle deine
Untertanen dorthin verschwinden, woher sie kamen und wohin sie
gehören! In das Reich der Mikroweit, wo ihr Zuhause
ist!«
»Was deinen Freund anbelangt, kann ich nichts mehr für
ihn tun.«
Die Erwiderung war hart. Hellmark zuckte zusammen wie unter einem
Strahl eiskalten Wassers.
»Sag’ mir, wo mein Freund sich befindet«,
stieß Björn rauh hervor. »Wenn du ihn getötet
hast, wirst du ihm auf der Stelle folgen…«
»Er war so leichtsinnig, zu fliehen. Das war schlimmer
für ihn als der Tod…«
»Berichte, was geschehen ist!«
Sequus gehorchte. Seine Stimme zitterte ein wenig. Der
unmittelbare Hautkontakt mit dem magischen Schwert aus Xantilon
versetzte ihn in Furcht. Gerade dieser Kontakt schien es auch zu
sein, der seinen Elan und seine Fähigkeit zu reagieren,
eindämmte.
Seine Bewegungen waren langsam, seine Zunge schwer.
Hellmark kam nicht mehr dazu, Einzelheiten zu erfragen. Die Dinge
überstürzten sich.
Plötzliche Schritte. Nackte Füße klatschten auf
dem steinigen Boden hinter ihnen.
Drei, vier, fünf Ursen gleichzeitig drangen aus einem Stollen
von der Seite her in die Tempelhalle ein.
»Greift sie an!« brüllte Sequus im gleichen
Augenblick.
Die Ursenkämpfer waren bewaffnet. Lange Lanzen und Speere
trugen sie in ihren mit Schwimmhäuten besetzten Händen.
Dann ging es Schlag auf Schlag.
Die fischgesichtigen Krieger reagierten sofort. Der vordere
stieß ruckartig seinen Speer nach vom und ließ ihn los.
Sein Ziel war Carminia Brado.
Die schöne Frau mit den glutvollen Augen duckte sich
geistesgegenwärtig. Gleichzeitig griff Pepe ein, der einen
Schritt von ihr entfernt stand.
Der parapsychisch begabte Junge, der wie Uri Geller Messer und
Gabel verbiegen konnte, bewies einmal mehr, wie gezielt und
kontrolliert er seine übersinnlichen Fähigkeiten
einzusetzen verstand.
Die Speerspitze bog sich nach hinten – wie von einer
Riesenmetallhand zurückgedrückt. Die Spitze wurde stumpf,
rollte sich ein und brach mit hellem Klirren ab, während im
nächsten Moment das sonst tödliche Geschoß über
Carminia hinwegzischte und wirkungslos hinter ihr auf den kahlen,
nackten Steinboden fiel.
Sequus riß beide Arme hoch. Gleichzeitig spreizte er die
Flügel und schien in dieser Sekunde alle seine Kraft
zusammenzunehmen, um die momentane Verwirrung zu seinen Gunsten zu
nutzen.
Nur für den Bruchteil einer Sekunde war Hellmark
herumgewirbelt und hatte das Schwert zur Seite gerissen, um sich die
Gegner vom Hals zu halten, die Sequus zu seiner Flucht und
Handlungsfreiheit nutzen wollte.
Es gelang Björn gerade noch mit einem einzigen, wilden
Schwerthieb einen Speer zu treffen, der auf ihn mit enormer Wucht
geschleudert wurde.
Die Schneide des Schwertes des »Toten Gottes« krachte
auf die hölzerne Stange und spaltete sie.
Hellmark, der in vielen Fällen seines Lebens auf seinen
Doppelkörper Macabros zurückgreifen und mit ihm gemeinsam
an zwei Orten gleichzeitig kämpfen konnte, war jetzt nur auf
diese eine Waffenhand angewiesen. Hier im Reich, das Sequus
beherrschte, war es unmöglich, Macabros entstehen zu lassen.
Als er Sequus’ rasante Bewegung wahrnahm, wirbelte Björn
um seine eigene Achse, führte das Schwert auf den Ursen zu und
stieß es einmal ruckartig nach vorn.
Seine Reaktion, erzwungen aus einer Notlage, kam keine Sekunde zu
früh.
Mit voller Wucht wollte der König der Ursen seine
mächtigen Arme auf Hellmarks Schädel herabsausen lassen, um
dessen Kopf zu
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