Macabros 101: Sturz in das Chaos
nicht
zerreißen, und er war nicht auf Sauerstoff zum Atmen
angewiesen.
Ätherische Substanz lebte aus der Kraft des Geistes. Und je
rasender der Sturz ins Ungewisse wurde, desto wilder war Macabros
entschlossen, gegen das Schicksal anzukämpfen.
Er allein kannte in dieser Stunde das Geheimnis um die
Gefangenschaft, er allein kannte den Ort, wo die Opfer festgehalten
wurden.
Vielleicht gab es eine Möglichkeit der Rettung. Sie war wohl
nur eine Frage der Zeit. Aber damit entschied sich ihrer aller
Schicksal.
Es gab keinen Anhaltspunkt dafür, wie lange Geist und
feinstoffliche Existenz ohne das kontrollierende Bewußtsein und
den Willen Björn Hellmarks zusammenbleiben konnten.
Auch Macabros verlor das Gefühl für Zeit und Raum, und
dann erlosch sogar seine Fähigkeit, Eindrücke aufzunehmen
und zu verarbeiten.
Es blieb nur noch ein Körper, der durch Raum und Zeit
wirbelte, ein Mikroorganismus, bedeutungslos im unauslotbaren und
unberechenbaren Spiel der Kräfte des Werdens und
Vergehens…
Bedeutungslos?
Mit jedem Einsatz, den sie unternahmen, war die Wahrscheinlichkeit
groß, daß sie nicht mehr zurückkehrten. In der
Vergangenheit war es mehr als einmal zu Situationen gekommen, in
denen ihr Leben am seidenen Faden hing.
Die Leute von Marlos – Arson, der Mann mit der Silberhaut,
Rani Mahay, der sympathische Inder, Jim und Pepe, Danielle de
Barteaulieé und das Geschwisterpaar Marga und Ulrich Koster
– wußten davon ein Lied zu singen.
Doch es war eben immer wieder gutgegangen…
»Diesmal aber scheint es eingeschlagen zu haben«,
murmelte Rani Mahay, der Koloß von Bhutan. So hatte man ihn
genannt, als er noch Attraktion eines weltbekannten Zirkus’ war.
Der Inder war seinerzeit in offener Manege mit ungezähmten
Raubkatzen aufgetreten. Er hatte die Tiere mit seinem bloßen
Willen unter Kontrolle gehalten. Die Bekanntschaft mit Björn
Hellmark und Carminia Brado, die zu einer echten und tiefen
Freundschaft geführt hatte, veranlaßte ihn damals, seine
Karriere aufzugeben und sich diesen beiden Menschen
anzuschließen. Auch er hatte erkannt, daß in seinen Adern
das Blut der alten Rasse floß. Er war ein Kämpfer, dazu
geboren, die Feinde aus dem dämonischen Reich Rha-Ta-N’mys
zu erkennen und auszurotten. »Wenn er in der Lage dazu
wäre, hätte Björn uns längst eine Nachricht
zukommen lassen. Den beiden ist etwas
zugestoßen…«
Er war kein Mensch, der immer schwarz sah, kein unverbesserlicher
Pessimist. Doch die besonderen Umstände ließen keinen
anderen als diesen bedrückenden Schluß zu.
Björn Hellmark und Carminia Brado, waren aufgebrochen in die
Dimension des Grauens. Der 13. und letzte Weg sollte ein
entscheidender Schritt sein und eine schicksalhafte Bedeutung
haben.
Björn wollte Rha-Ta-N’my, der Dämonengöttin,
selbst gegenübertreten und sie zum Zweikampf herausfordern.
Was aus dieser Begegnung geworden war, wußte hier auf Marlos
niemand.
Nach der Zeit zu urteilen, die seit dem Aufbruch der Freunde
vergangen war, mußte man jedoch Schlimmes annehmen.
Rani machte seine schwerwiegenden Bemerkungen nicht in einem
größeren Kreis. Nur Arson und Danielle de
Barteaulieé, zu der er sich hingezogen fühlte, erfuhren
zunächst davon.
Und sie berieten, was zu tun sei.
Geschlossen begaben sie sich in die Geister-Höhle.
Die Trophäen, die Hellmark gewohnheitsmäßig und
aus praktischen Gründen dort aufbewahrte, waren sichtbar
zusammengeschmolzen.
Die Schatulle neben dem steinernen Thronsitz auf der obersten
Treppe enthielt noch drei Manja-Augen. Die rubinroten,
faustgroßen Gebilde standen zuletzt Rani, Arson und Danielle
zur Verfügung, um ihnen einen gewissen Schutz vor
dämonischen Aktivitäten zu geben.
Verschwunden waren der Trank der Siaris, die Dämonenmaske,
Velenas Armreifen und das ›Schwert des Toten Gottes‹. Mit
diesen Dingen waren Björn und Carminia aufgebrochen, um
Rha-Ta-N’my zu suchen.
Als letzte Utensilien gab es in der Geister-Höhle noch einen
magischen Stab und einen Schlüssel zum Reich Komestos II. der in
einer anderen Dimension residierte. In einer Wandnische rechts neben
dem Thron, in dessen Sockel der Name BJÖRN HELLMARK
eingemeißelt war, lagen die dreizehn Umschläge, die
Hellmark nach und nach geöffnet hatte. Obenauf befand sich die
letzte Nachricht.
Rani, Arson und Danielle lasen die 13. Botschaft Ak Nafuurs
aufmerksam durch, in der Hoffnung, vielleicht auf eine Stelle zu
stoßen, an der sie nachhaken konnten.
Ak Nafuur, der als
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