Macabros 107: Mord-Clan der Männer in Schwarz
Freund, rund vierzehn Meilen von dem
kleinen Haus entfernt.
Tagsüber reichte ihm das spärliche Sonnenlicht, das
durch die Ritzen der Türen und Läden fiel, um sich in den
einzelnen Räumen zurecht zu finden. Nach Einbruch der Dunkelheit
hatte er sich während der letzten Tage meistens ins Bett gelegt
und bis zum Morgengrauen geschlafen.
Er hatte es peinlichst unterlassen, auch nur ein einziges Mal
Licht anzuknipsen. Nicht mal eine Kerze oder ein Streichholz hatte er
angezündet, um sich nicht zu verraten.
Er benahm sich wie ein Wahnsinniger.
Aber Jerome Culmer war alles andere als verrückt. Sein
Vorgehen war Berechnung.
Er wußte, daß er so handeln mußte, um die
»anderen« zu täuschen. Er war an einem Punkt
angelangt, an dem es nun kein Zurück mehr für ihn gab.
Jetzt galt es, die gewonnenen Kenntnisse weiterzugeben und zu
überleben.
Das Theater, das er seinen Mitmenschen vorspielte, hatte einen
Sinn nur für den, der wußte, worum es ging.
Es ging um alles.
Um das Leben und – die Wahrheit!
Er wollte nicht – wie andere vor ihm – auf der Strecke
bleiben. Er war überzeugt davon, es geschickter angefangen zu
haben als jene…
Da schlug das Telefon an.
Das laute Klingeln ließ ihn zusammenfahren.
Im ersten Moment spannte er sich und seine Hand zuckte über
die Tischplatte.
Dann schien er wieder zu erstarren.
Es Läutete ein zweites, drittes und viertes Mal.
Jerome Culmer ignorierte es.
Das läuten zerriß die nächtliche Stille und hallte
auch noch nach, als das Telefon verstummte.
Culmer atmete tief durch und lehnte sich in den bequemen,
lederbezogenen Sessel zurück.
Die Rückenlehne knarrte leise.
Dann klingelte wieder das Telefon.
Einmal. Zweimal.
Dann herrschte wieder Stille.
Der Teilnehmer am anderen Ende der Strippe legte auf.
Es vergingen keine zehn Sekunden, und der Apparat schlug erneut
an.
Das war das verabredete Zeichen.
Zweimal klingeln lassen, wieder auflegen, neu
wählen…
Dieser Anruf hatte mit dem zuvor nicht das geringste zu tun.
Dennoch war Culmer auch jetzt noch vorsichtig.
»Ja?« fragte er leise.
»Ich bin’s, Jack«, sagte eine dunkle
Männerstimme.
»Okay«, Culmer atmete auf. »Dann kann’s also
losgehen…«
*
Der Weg, den sie gingen, war so real, wie die Welt, die sie
umgab.
Aber es war eine Welt, die in der Vergangenheit lag…
Die athletischen Männer und großen,
schöngewachsenen Frauen zwischen denen Macabros und Harry Carson
sich bewegten, aber wußten nichts von dem Geheimnis der
Zeit.
Für sie war die Welt – die Gegenwart.
Für Harry Carson und Björn Hellmarks Doppelkörper
Macabros aber bedeutete das Jahr 8734 vor dem Untergang Xantilons die
ferne Vergangenheit.
Carson und Macabros waren auf grundverschiedenen Wegen in den
Strudel der Zeit und Raum geraten.
Björn Hellmark, der in die tödliche Falle des
Dämonenfürsten Molochos tappte, hatte noch versucht, sich
mit Hilfe seines Doppelkörpers aus der Gefahr zu retten.
Er war einer der wenigen Menschen, die in der Lage waren, einen
aus ätherischer Substanz bestehenden Zweitkörper zu bilden,
der vom »echten« aus Fleisch und Blut nicht zu
unterscheiden war.
Aber Macabros – das war Hellmarks unverwundbarer und
eigenständig lebender Doppelkörper – materialisierte
nicht wie gewünscht in unmittelbarer Nähe des
Gefahrenortes, sondern weit außerhalb eines riesigen
Gefängnisses, das die Größe eines Planeten hatte.
Macabros wurde hineingeschleudert in Zeit und Raum und besondere
Umweltbedingungen mußten dafür verantwortlich sein,
daß Hellmarks Doppelkörper über diese unvorstellbaren
Barrieren hinweg unablässig weiter agierte und inzwischen sogar
eine wichtige Rolle dabei übernommen hatte, um ihn und Carminia
Brado zu befreien. Die schöne Brasilianerin war wie Björn
Hellmark im Schreckenszentrum Rha-Ta-N’mys gefangen.
Macabros war von dem Originalkörper unvorstellbar massiv
getrennt durch Raum und Zeit.
Und die unfreiwilligen Abenteuer, die er in der Vergangenheit
eines Urkontinents erlebte, wurden Bestandteil einer Geschichte, die
für spätere Generationen maßgeblichen Einfluß
haben sollte.
In der urzeitlichen Stimmung eines Kontinents, auf dem
dämonische und magische Einflüsse herrschten, wo
Zauberinnen und Geister existierten und viele Völker eilte
unterschiedliche Entwicklung nahmen, wurde eine Legende geschmiedet,
die schon jetzt in aller Mund war. »Die Legende des Toten
Gottes«…
Macabros war dieser personifizierte, »tote«
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