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Alles auf Anfang

Alles auf Anfang

Titel: Alles auf Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benioff David
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ALLES AUF ANFANG
    SadJoe ist Punkrocker, zahlt jede Woche die Miete
aber fürs System ist so einer trotzdem’ne Niete
SadJoe hat kein Glück, greift meistens ins Klo
sein Rottweiler heiϐt Candy und ziert seinen Hals als Tattoo
seine Freundin sitzt an der Kasse in der Knitting Fac-to-ry
sie bringt ihn zu allen Bands, und zahlen muss er nie
trinkt auf SadJoe, unsern Drummer,
Mikkey Dee, sieh dich vor, Joe ist die gröϐere Nummer.
    Die Sängerin hatte Präsenz. Sie war keine Schönheit, und sie traf nicht immer den richtigen Ton, aber sie hatte Präsenz. Tabachnik beobachtete sie. Bei Gott, das Mädchen konnte brüllen. Von Zeit zu Zeit musterte er die jungen Gesichter in der Menge. Die Art, wie die Kids sie anstarrten - die weiter hinten sprangen hoch, um besser sehen zu können -, bestätigte seinen Instinkt. Das Mädchen war eine Sparbüchse, die darauf wartete, geknackt zu werden.
    Tabachnik und ein übel riechender Australier standen neben der Bühne, vor einer Tür mit der Aufschrift ZUTRITT NUR FÜR REDRÜM-PERSONAL! Die meisten Kids im Redrüm waren da, um die Headliner zu sehen, Postfunk Jemimah, aber die Vorgruppe, die Taints, drohte ihnen die Schau
zu stehlen. Es gab weder Slamdancing noch Crowdsurfing noch Stagediving - alle bewegten nur rhythmisch den Kopf im Beat des Schlagzeugs und starrten auf die Sängerin. Sie schlich in einem flaschengrünen metallisch wirkenden Netzminikleidchen über die Bühne, das so kurz war, dass Tabachnik immer wieder in die Knie ging und den Kopf schief legte, um festzustellen, ob ihre Unterwäsche zu sehen war. Ihre Unterwäsche war nicht zu sehen.
    Als der Song zu Ende war, wandte sich Tabachnik an den Australier und fragte: »Wie heißt der?«
    Der Australier hatte vor Kurzem ein unabhängiges Plattenlabel namens Loving Cup Records gegründet. Die Taints waren die erste Band, die er unter Vertrag hatte. Sein Schädel war kahl rasiert, und sein schwarzer Trainingsanzug stank nach Schweiß und Zigarettenrauch.
    »Der ist gut, was? ›SadJoe-Song‹. SadJoe hat die Band gegründet.«
    »Wer schreibt die Songs?«
    »Molly«, sagte der Australier und deutete auf die Sängerin. »Molly Minx.«
    Sie sah nicht aus wie eine Molly Minx. Tabachnik war nicht sicher, wie eine Molly Minx aussehen sollte, auf jeden Fall nicht so. Er vermutete, dass sie Thailänderin war. Ihr Haar war extrem kurz geschoren und blond gefärbt. Das Tattoo eines schwarzen Drachens schlang sich um ihr Handgelenk.
    »Wie man hört«, fuhr der Australier fort, »soll sie sich wahnsinnig in SadJoe verknallt haben, und da schreibt sie diesen Song, und eines Abends singt sie ihn ihm vor. Mitten auf der Straße, ein Ständchen. Na ja, Sie wissen schon, die Liebe. Peng. Und er fordert sie auf, in seiner Band mitzumachen.«

    Tabachnik hatte vor diesem Abend noch nie von dem Australier gehört, was bedeutete, dass der Australier im Musikgeschäft keine Rolle spielte. Egal, was für einen Vertrag Loving Cup Records mit der Band hatte, er konnte nichts taugen, mitten in der Nacht zusammengeschustert von einem Anwalt auf Koks, der die Zulassung im dritten Anlauf erhalten hatte. Zumindest war das Tabachniks Vermutung, und in derlei Dingen hatte er im Allgemeinen recht.
    An Musikern Geld zu verdienen war so leicht, dass drittklassige Gauner aus der ganzen Welt glaubten, das auch zu können; sie schwärmten um untalentierte Bands herum wie dicke Hausfrauen um Spielautomaten, tranken billiges Bier und tauschten Gerüchte über riesige Gewinne aus. Drittklassige Gauner waren dazu verdammt, auf zweitklassige Gauner hereinzufallen - sofern sie nicht das Pech hatten, von einem echten Profi aufs Kreuz gelegt zu werden.
    Nachdem die Taints ihren Auftritt beendet hatten, zog sich Tabachnik mit dem Australier in den VIP-Raum zurück. Er rechnete damit, dass der Mann sich einen Joint anzünden und ihm einen Zug anbieten würde; als das geschah, schüttelte Tabachnik den Kopf und trank wieder einen Schluck Mineralwasser.
    »Schon kapiert«, sagte der Australier und lehnte sich auf dem Polstersofa zurück. Er zog an seinem Joint und behielt den Rauch so lange in der Lunge, dass man hätte meinen können, er habe das Ausatmen vergessen. Schließlich ließ er den Rauch durch die Nase austreten, zwei Schwaden, die kräuselnd zur Decke stiegen. Es war eine beeindruckende Darbietung, und Tabachnik wusste sie zu schätzen - Australier machten ständig solchen Scheiß -, aber sie war ohne Bedeutung.
Er hatte nicht vor, mit Loving Cup

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