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Macabros 111: Molochos Flucht ins Jenseits

Macabros 111: Molochos Flucht ins Jenseits

Titel: Macabros 111: Molochos Flucht ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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»Was mit Alec ist, kann ich dir beim besten Willen nicht
sagen… Ich habe ihn schon seit Wochen nicht mehr gesehen. Er
kommt nicht mehr zum Bridge, ruft nicht an und erscheint nicht im
Club…«
    Der Mann, der dies sagte, hatte einen Schnauzbart, war untersetzt
und Inhaber eines Vergnügungslokals in der Meard Street im
Londoner Stadtteil Soho. Stuart Mayburry lebte von den Einnahmen mehr
recht als schlecht. Das Etablissement »Club Wind Mill« war
im In- und Ausland bekannt. Mayburry hätte nicht mal zu sagen
vermocht, wie die Mädchen aussahen, die dort auftraten. Alles,
was mit deren Einstellung, Bezahlung, mit dem gesamten
Geschäftsablauf zu tun hatte, erledigte ein gut besoldeter
Manager für ihn. Mayburry interessierte am Jahresende nur noch
die Bilanz.
    Sein gesellschaftlicher Rang und sein Einkommen waren die besten
Pfeiler, daß er in Londons ersten Kreisen verkehrte.
    Seit zehn Jahren war er Mitglied im »Old Fashion Club«,
dem mehr als hundert Mitglieder angehörten. Wie in England
üblich, gingen in diesem Club nur Männer aus und ein. Sie
hatten es sich zur Aufgabe gemacht, altenglische Bräuche zu
pflegen und traditionelle Bauwerke zu erhalten, indem sie einen Fonds
verwalteten, in den diese Gelder eingebracht wurden.
    Auch Alec Hampton unterstützte die Ziele des Clubs und
pflegte Geselligkeit.
    Alle kannten den behäbigen Hampton als Gestütsbesitzer,
der sechzig Meilen von London entfernt in der Nähe von Farnham
Common lebte. Hampton hatte es sich nie nehmen lassen, die einmal in
der Woche stattfindenden Clubabende, an denen diskutiert und gespielt
wurde, zu besuchen.
    Vor nunmehr sechs Wochen war er zum letzten Mal anwesend.
    Am Clubabend hatte er angerufen und den Freunden mitgeteilt,
daß er nicht kommen könne. Für die nächste Zeit
müsse man auf seine Anwesenheit verzichten.
    Schon damals tauchte der Verdacht auf, daß Hampton erkrankt
sei.
    Er ließ seine Club-Freunde wissen, daß er sich
telefonisch wieder melden würde…
    Bis heute war das aber nicht geschehen.
    »Dann gibt’s ernstere Probleme«, antwortete die
Stimme des Gesprächsteilnehmers.
    »Du nimmst mir die Worte aus dem Mund, Jim… Wir sollten,
wie ich meine, die Dinge nicht mehr auf sich beruhen
lassen.«
    »Alec ist eigen«, widersprach Mayburry. »Er mag
nicht, wenn man sich zu fürsorglich zeigt.«
    Der mit Jim Angesprochene lachte leise. »Nach sechs Wochen
Schweigen, Stuart, ist es angebracht, daß einer von uns mal
nach dem Rechten sieht. Die anderen wundern sich auch. Wenn du den
Weg nicht machen willst – ich übernehm das
gern…«
    »Daß ich es nicht tun will, davon kann keine Rede sein.
Es war Alecs ausdrücklicher Wunsch, von keinem von uns
belästigt zu werden. Er selbst würde sich schon wieder
melden…«
    »Findest du das Ganze denn normal?«
    »Nein. Normal ist das sicher nicht.«
    »Vielleicht ist etwas passiert. Vielleicht kann Alec nicht so
sprechen, wie er gern möchte…«
    »Daran habe ich auch schon gedacht. Du glaubst, daß
etwas mit seiner Familie ist, daß er erpreßt wird, nicht
wahr?«
    »Ja…«
    »Möglich ist heutzutage alles. Verbrechen nehmen zu, die
Menschen haben keine Moral mehr, keine Werte, die Gültigkeit
für sie besitzen. Aber ich halte diesen Verdacht für sehr
gewagt. Auf dem Anwesen gibt’s zehn Bedienstete. Einer
hätte da bestimmt schon eine Nachricht an die
Öffentlichkeit schmuggeln können. – Nein, da muß
etwas anderes nicht in Ordnung sein.«
    »Aber was, Stuart?«
    »Das, Jim, müssen wir eben herausfinden. Ich lege jetzt
auf – und werde dann versuchen, Alec telefonisch zu erreichen.
Sollte er sich verleugnen lassen oder überhaupt niemand ans
Telefon gehen, dann fahr ich raus nach Farnham Common und statte dem
Mann einen Besuch ab.
    Ich glaube, es ist an der Zeit, sich über Alec Hampton Sorgen
zu machen. Etwas stimmt da einfach nicht mehr...«
     
    *
     
    Er tat es genauso, wie er es sich vorgenommen hatte.
    Kaum hatte er aufgelegt, wählte er erneut.
    Diesmal die Nummer seines Club-Freundes Hampton. Der Apparat am
anderen Ende der Strippe schlug an.
    Nach dreimaligem Läuten wurde abgehoben.
    »Hampton«, meldete sich eine alte, brüchige Stimme.
Offenbar handelte es sich um den alten Vater Alecs, der ebenfalls auf
dem Gut lebte.
    Mayburry nannte seinen Namen und sagte, daß er ein Freund
Alecs sei und ihn dringend sprechen möchte.
    »Hallo, Stuart«, sagte da der Mann mit der schwachen,
brüchigen Stimme. »Ich habe dich nicht gleich erkannt…
entschuldige.

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