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Macabros 121: Höllenmarionetten

Macabros 121: Höllenmarionetten

Titel: Macabros 121: Höllenmarionetten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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glitten zerfleischend und
auseinanderfallend an den Ort und in die Zeit zurück, wo die
Entführten der Zeit standen.
    Die breiten Maschen wehten wie fahler Staub durch das
stockfinstere Kabinett.
    Der Platz, an dem Björn Hellmark vorhin noch gesessen und
gewartet hatte, war nun verwaist.
    Außer den ›Wächsernen‹ hielt sich niemand in
dem Kabinett auf.
    So gab es auch keine Augenzeugen von dem, was sich in finsterer
Nacht ereignete, mitten zwischen Hunderten von Menschen, die in ihren
Wohnwagen schliefen.
    Die dämonische Kraft, mit der die Entführten aus anderen
Zeitebenen und Generationen in Berührung gekommen waren,
besaß auch im Augenblick der Auflösung noch eine
untrennbare Affinität zu ihnen.
    Säule und Netz bestanden aus dämonischer Substanz. Diese
war stets angreifbar durch die Dämonenmaske.
    Nur kurz hatte diese Kraft einwirken können. Und so war es
nicht zu einer sofortigen und umfassenden Zerstörung gekommen.
Der Zersetzungsprozeß ging langsam, aber unaufhaltsam
vonstatten.
    Die Säule sackte zusammen und löste sich in große,
lappenartige Gebilde auf, die wie gespenstische Flundern durch das
nächtliche Panoptikum schwebten.
    Die Maschen des Netzes waren wie Mäuler, die sich auf die
verschiedensten Gestalten stürzten.
    Da war der Marquis Jean de Brelle… In dem Moment, als die
verwehenden, morbiden Schleier ihn erreichten, erwachte er zu
gespenstischem Leben.
    Das, was sonst immer so schnell über die Bühne gegangen
war – nämlich der Wechsel von einer Zeit in die andere
– spielte sich nun zeitlupenhaft langsam ab.
    Der Marquis schwebte durch das nächtliche Kabinett und
ruderte mit Armen und Beinen wie jemand, der an hauchdünnen aber
kraftvollen Nylonfaden hängt, um den Eindruck zu erwecken, durch
die Luft zu fliegen.
    Er glitt der Ecke entgegen, in der die Strohhütte sich
befand.
    In ihrem Innern waren die Spuren des Übergangs verankert.
Vergehende Säule und Netz wurden von einem Zentralpunkt
angezogen, der von dem geistesgestörten Dämon eingerichtet
worden war.
    Der Marquis verschwand dort im Nichts, als hätte es ihn nie
gegeben.
    Nicht anders erging es den anderen ›Wachsfiguren‹.
    Die Pygmäen-Familie, die vor der Strohhütte stand, wurde
als nächstes gepackt. Sie stammte aus dem fernen Afrika und war
dort im Jahr 1843 verschwunden. Bei der Berührung des Netzes
verloren diese Menschen ihre steinerne Starre und wurden durch den
Strom der Zeit zurückgetragen.
    So erging es den meisten anderen, aber nicht allen…
    Viele wurden in eine andere Zeitebene versetzt und tauchten dort
als Fremde oder Verfolgte unter.
    Susan Kellys Großvater ›Grandpa Bill‹, wurde von
dem zerfallenden Netz, das von einem mächtigen Geist beseelt
schien, noch gepackt und in eine zurückliegende Zeit
versetzt.
    Utosh-Melosh-Orsh, der dreiköpfige Lügengott, hatte
seinerzeit sein grausames Spiel auch mit ihm getrieben, ihn aus dem
Einhandsegler entfernt und irgendwohin in eine andere Zeit versetzt.
Später dann, als Utosh-Melosh-Orsh geistigen Einfluß auf
Großvater und Vater des jetzigen Schaustellers Horst Halbach
nahm, war ›Grandpa Bill‹ kurzerhand ein
Ausstellungsstück im Panoptikum der Zeiten< geworden.
    Dort war die Endstation für die Opfer, dort wurden sie zu
›Wachsfiguren‹, die nicht mehr lebten und doch nicht tot
waren!
    Ihre Sinne waren erloschen, und der magische Schlaf, in den sie
gefallen waren, verschwand nur, wenn Utosh-Melosh-Orsh sie mit dem
Netz des knöchernen Totems sie daraus zurückholte.
    Dies geschah gegen seinen Willen.
    ›Grandpa Bill‹ kam in der zurückliegenden Zeit
mitten auf See auf seinem Boot an und setzte seine Reise fort.
    Nur wenige Figuren aus dem Kabinett wurden von Rha-Ta-N’mys
Zeitnetz nicht mehr erfaßt.
    Die letzte, die in die Maschen geriet, war Susan Kelly aus
Utrecht.
     
    *
     
    Gigantopolis, die Fliegende Stadt, materialisierte in der Bucht,
wo sie immer lag.
    Björn Hellmark und Rani Mahay warteten den Übergang noch
ab – und ›sprangen‹ dann beide in das Kabinett
zurück, in dem sie sich zuletzt getrennt hatten.
    Noch jemand kam mit. Whiss…
    Gemeinsam tauchten sie unbemerkt dort auf.
    Hellmark trug noch immer die Dämonenmaske, und so erschien er
auch mit seinem Doppelkörper dort.
    Die letzten verwehenden Schleier, die wie fahles Gespinst matt und
krank durch die Luft wehten, lösten sich auf.
    »Sie sind verschwunden«, entfuhr es Mahay.
    »Ich habe es mir fast gedacht«, murmelte Hellmark.
    Nur noch drei Figuren

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