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Machos weinen nicht

Machos weinen nicht

Titel: Machos weinen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
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wurde es dunkel. Es roch nach Pfützen, Wärme und Benzin. In dem Geruch war etwas Sandelholzartiges. SANDELHOLZ! Die Laternen brannten, aber wer brauchte sie jetzt noch? Die Katzen schrien in den Höfen wie kleine Kinder. Oder waren es wirklich kleine Kinder, die ihre armen Eltern daran hinderten, rasch ins Bett zu hüpfen? An diesem Abend hätten alle im Bett sein sollen.
    Auf dem Litejny-Prospekt schnappten wir uns ein Taxi. Der Fahrer war alt und verräuchert. Wenn er sprach, gluckerte etwas in seiner Kehle. Die Ampeln sahen aus wie Mädchen in rot-gelb-grünen Röcken. Der Fahrer fragte, was das sei, der Club »Mama«, und Gleb verzog den Mund. Was fährst du Leute herum, wenn du die Stadt so wenig kennst? Soll ich für dich eine Stadtführung machen? He? Aber stell vorher den Zähler ab, capito?
    Aus irgendeinem Grund stiegen wir an den Fünf Ecken aus. Niemand hätte daran gezweifelt, dass man nur hier aussteigen konnte. Wir stellten uns nebeneinander und pinkelten mitten auf einen finsteren Hof. Gingen in ein paar Cafes, die alle die gleichen Plastiktische und das gleiche Baltika-Bier für einen halben Dollar das Glas anboten. Im dritten Café wurden gekochte Krebse verkauft. Auch dort blieben wir nicht. Stattdessen setzten wir uns ins »Semiramis« an der Stremjannaja. Fragt mich nicht, warum. Das »Semiramis« gefiel mir noch weniger als die beiden vorigen Lokale.
    »Eine Idiotin ist sie, diese Olja.«
    »Hör schon auf.«
    »Und dieses Café ist Bockmist.«
    »Sieht so aus.«
    »Auf dich!«
    »Hindi-Russi Bhai-Bhai!«
    Es war ein Werktag. Nur wenige Besucher im Café. Die Frau am Tresen sagte, sie hätten kein kaltes Bier. Gleb schob die Unterlippe vor und sagte, wir wollten ja auch zufällig unbedingt warmes Bier. Aber wenn die Schawerma kalt wäre, würde er sogar noch etwas draufzahlen. Die Barfrau sagte: »Wa-as?«
    Im Café standen Holztische und Stühle mit unbequemen Rückenlehnen. Draußen senkte sich eine echte Frühlingsnacht herab. Dann kamen zwei Mädchen herein. Bestellten sich je ein Bier und billiges Fleisch. Die eine war groß, mit einem energischen Kinn und kräftigen Armen. Die andere hatte herunterhängende Augenwinkel, wie ein Basset. Die Mädchen machten nicht den Eindruck von Damen, die Lust hatten, uns Gesellschaft zu leisten. Ständiges Wühlen in der Handtasche, die Zigarette in der abgespreizten linken Hand. Na, trotzdem saßen sie ja im »Semiramis« und tranken Baltika für einen halben Dollar das Glas. Eine halbe Stunde später setzten wir uns zu ihnen. »Warum stellen Sie das Glas ab? Sie dürfen es nicht abstellen! Sie müssen ex trinken!«
    »Tu ich ja. Halt, so schnell kann ich nicht. Warum gucken Sie denn so böse?«
    »Er guckt nicht böse. Er trinkt bloß schon seit heute früh.«
    »Ha-ha-ha!«
    Gleb lehnte sich mit dem ganzen Oberkörper auf den Tisch. »Wir fahren nämlich nach Goa. Was, ihr wisst nicht, wo Goa liegt? Werd ich euch gleich erzählen! Gleich erzähle ich euch alles!«
    Ich dachte, die Mädchen würden austrinken, aufstehen und gehen. Sie blieben sitzen. Sie rauchten meine Zigaretten und lachten über Glebs Geschichten von Indien. Die Geschichten wurden immer unwahrscheinlicher.
    »Fahrt ihr mit?«
    »Natürlich!«
    »Das ist klasse! Klasse!«
    »Auf Goa?«
    »Auf Goa!«
    »Wann fahren wir?«
    »Was heißt, wann? Was tut es zur Sache, wann? Irgendwann! Wir packen unsere Sachen und fahren los!«
    Ich war zwanzig Jahre alt gewesen, als ich mit drei Freunden mehrere Tage hintereinander getrunken hatte und plötzlich in Jalta gewesen war. Wie konnte ich diesen Frühling vergessen? Ich war so lange nirgends gewesen! Wie konnte ich dieses Jaltaer Mädchen vergessen, das mit betrunkenen Fingern lange meinen Hosenschlitz aufknöpfte, und danach, als ich mir eine Zigarette ansteckte, bis zu den Knien in der Brandung für mich tanzte, hinfiel und lachte? Ich fühlte mich so unheimlich gut, wie konnte ich das vergessen? Ich wälzte mich mit ihr auf den Liegen am Strand und wusste nicht, wie sie hieß, aber das war egal, sie nannte mich ja auch Surab. Das alles wird wiederkommen! Die weißen Nächte dieser Stadt hingen mir längst zum Hals raus – meine Nächte werden schwarz sein! Die Inderinnen haben große, braune Brustwarzen und schwarze Haare bis zum Hintern ... So wie auf einer Illustration zum Kamasutra ... Ich fahre, ich fahre ganz bestimmt!
    Gleb gab den Mädchen eine Runde Bier aus. Dann noch eine. Dann beugte er sich zu mir herüber und fragte, wie viel

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