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Machos weinen nicht

Machos weinen nicht

Titel: Machos weinen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
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wie ein frischer Fisch. Grausam ließ ich ihn nicht wieder ins Wasser zurück.
    Die Luft war erfüllt von einem Jammergeschrei, das einem die Härchen im Nacken aufstellte. Ich stürmte aus dem Krankenhaus und kippte widerlich riechende Flüssigkeiten in mich hinein. Als ich über den Korridor zurücktaumelte, verwickelten meine Beine sich auf bizarre Weise. Dann kam das Kind auf die Welt und sah mich erstaunt an. Ich war derart betrunken, dass der Arzt mich am Ellbogen halten und stützen musste.
    Anfang und Ende des Lebens – als schlage einem durch einen Spalt ein scharfer Geruch wie von Salmiakgeist ins Gesicht. Aber – es war nichts Mystisches an diesem Moment – es war einfach ein Moment. Vielleicht würde es mein Kind einmal kränken, dass sein Leben mit meinen steifen Fingern und meinem sinnlosen Gebrabbel begonnen hatte.
    Biegsamer und sinnvoller ist das Leben seither nicht geworden. Und doch hat es begonnen. Ich kehre zurück, ich schenke meinem Kind einen aufblasbaren Elefanten. Mit einem Rüssel und ulkigen Ohren. Es wird sich freuen. Es wird mit seinen kleinen Händen danach greifen. Es wird endlich froh über seinen Papa sein.
    Ich holte meinen Rucksack aus der Ablage. Wühlte lange darin herum. Die schmutzigen, von den Schuhsohlen verschmierten Klamotten fühlten sich feucht an. Zwischen den schwarzen, stinkenden T-Shirts fand sich ein zerknautschter Plastikbecher. Er war mit irgendwas Lilafarbenem besudelt. Zerknitterte Servietten, die zerfaserte Presseverlautbarung mit dem Programm des vierten Sitzungstags. Brigittas zerrissener BH. Er sah aus, als ob sich jemand damit geschnäuzt hätte.
    Ich grub mich bis zum Boden durch. Die Tüte mit dem für mein Kind gekauften Elefanten war nicht da.
    »Guten Abend, Sir! Möchten Sie Abendbrot?«
    »Was haben Sie zu trinken?«
    »Kaffee? Tee?«
    »Bringen Sie mir ...«
    »Was, Sir?«
    »Bringen Sie mir Bier.«
    »Bier?«
    »Ja. Bier. Möglichst kaltes.«
    »Alkoholfreies?«
    »Alkoholhaltiges. Helles. Drei Flaschen.«
    »Drei Bier, Sir?«
    »O mein Gott! Ja! Drei Bier! Abendbrot brauch ich nicht!« Hinter der Scheibe des reifbedeckten Bullauges ging die Sonne eines neuen Tages auf.

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