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Macht (German Edition)

Macht (German Edition)

Titel: Macht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertrand Russell
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willen wählte, im allgemeinen, nachdem dieses Oberhaupt auf wichtigen Verwaltungsposten erhebliche Erfahrungen gesammelt hatte, im Durchschnitt weitaus bessere Ergebnisse als erbliche Monarchien zur selben Zeit.
    Einige der fähigsten Führer, die die Geschichte kennt, sind aus revolutionären Situationen hervorgegangen. Wir wollen einen Augenblick lang die Qualitäten untersuchen, die Cromwell, Napoleon und Lenin Erfolg brachten. Alle drei haben in schwierigen Zeiten ihre jeweiligen Länder beherrscht und sich der Dienstbereitschaft fähiger Männer versichert, die von Natur aus nicht unterwürfig waren. Alle drei hatten grenzenlosen Mut und Selbstvertrauen vereint mit dem, was ihre Gefährten als gesunde Urteilsfähigkeit in schwierigen Momenten ansahen. Von diesen drei gehörten immerhin Cromwell und Lenin zu einem Typ und Napoleon zu einem anderen. Cromwell und Lenin waren Männer, die von tiefem religiösem Glauben beseelt waren und glaubten, die Beauftragten einer nichtmenschlichen Sache zu sein. Ihr Machttrieb schien ihnen ohne jeden Zweifel gerecht, und sie kümmerten sich wenig um einen Gewinn aus ihrer Macht, wie etwa um Luxus und Wohlleben, der nicht mit ihrer Identifizierung mit einem kosmischen Zweck in Übereinstimmung gebracht werden konnte. Dies trifft besonders bei Lenin zu, denn Cromwell war sich in seinen letzten Lebensjahren seines Sündenfalles bewusst. Nichtsdestoweniger war es in beiden Fällen die Vereinigung von Glauben mit großer Fähigkeit, was sie ermutigte und sie befähigte, ihre Anhänger mit Zutrauen in ihre Führung zu erfüllen.
    Napoleon ist im Gegensatz zu Cromwell und Lenin das beste Beispiel des Glücksritters. Die Revolution sagte ihm zu, denn sie gab ihm Möglichkeiten, aber im Übrigen war sie ihm gleichgültig. Obwohl er den französischen Patriotismus förderte und voll ihm abhing, war Frankreich für ihn wie die Revolution lediglich eine Gelegenheit; er hatte in seiner Jugend sogar mit der Idee gespielt, für Korsika gegen Frankreich zu kämpfen. Seinen Erfolg verdankte er nicht so sehr irgendwelchen besonderen Eigenschaften seines Charakters als vielmehr seinem technischen Können im Kriege: wenn andere Männer geschlagen worden wären, siegte er. In entscheidenden Momenten, wie etwa am 18. Brumaire und bei Marengo, hing sein Erfolg von dem anderer ab; aber er besaß die spektakulären Gaben, die ihn befähigten, die Taten seiner Beigeordneten für sich in Anspruch zu nehmen. Die französische Armee war voll von ehrgeizigen jungen Männern; es war Napoleons Klugheit, nicht seine Psychologie, die ihn Erfolg haben ließ, wo andere versagten. Sein Glauben in seinen Stern, der schließlich den Zusammenbruch herbeiführte, war das Ergebnis seiner Siege, nicht ihre Ursache.
    Um zu unserer Gegenwart zu kommen, müssen wir Hitler, psychologisch gesehen, zu Cromwell und Lenin ordnen, Mussolini zu Napoleon.
    Der Glücksritter oder Piratenhäuptling ist ein geschichtlicher Typ von größerer Bedeutung, als von »wissenschaftlichen« Historikern angenommen wird. Manchmal gelingt es ihm wie Napoleon, sich zum Führer von Männern aufzuschwingen, die sich teilweise unpersönliche Ziele gesteckt haben: Die französischen revolutionären Armeen betrachteten sich als die Befreier Europas und wurden als solche von Italien wie auch von vielen Menschen in Westdeutschland angesehen, aber Napoleon selbst brachte den anderen niemals mehr Freiheit, als ihm für seine eigene Laufbahn gut schien. Sehr oft werden keine unpersönlichen Ziele zum Vorwand genommen.
    Alexander mag seinen Zug unternommen haben, um den Orient zu hellenisieren, aber es ist zweifelhaft, ob seine Mazedonier an diesem Aspekt seiner Feldzüge interessiert waren. Die römischen Generäle waren in den letzten hundert Jahren der Republik vor allem nach Geld aus und sicherten sich die Ergebenheit ihrer Soldaten durch Land-und Geldverteilungen. Cecil Rhodes bekundete einen mystischen Glauben in das britische Imperium, aber der Glaube ergab gute Dividenden, und die Söldner, die er für die Eroberung von Matabeleland anwarb, wurden einfach durch pekuniäre Versprechungen angelockt. Wenig oder gar nicht verkleidete organisierte Habsucht hat in den Kriegen der Welt eine sehr große Rolle gespielt.
    Der gewöhnliche ruhige Bürger, sagten wir, wird in beträchtlichem Maße aus Furcht dazu gebracht, sich einem Führer unterzuordnen. Aber das kann schwerlich auf eine Bande von Seeräubern zutreffen, sofern ihnen nämlich kein

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