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MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung

MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung

Titel: MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue-Ellen Welfonder
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gerichtet hielt.
    Gavin MacFie, Donalls engster Freund, saß in einer der tiefen Fensterlaibungen und entfernte den Ruß von einer der kostbarsten Reliquienschatullen Baldoons. Der stattliche Mann mit rötlich braunem Haar, der seiner sonnigen Natur wegen bei allen sehr beliebt war, erwiderte Iains Blick für einen langen, unbehaglichen Moment, bevor er traurig den Kopf schüttelte und seine Aufmerksamkeit wieder dem kleinen, juwelenbesetzten Kästchen auf seinen Knien zuwandte.
    Iain runzelte die Stirn. Der Anflug von Mitleid in Gavins braunen Augen war ihm nicht entgangen ... in Augen, die gewöhnlich vor Fröhlichkeit funkelten.
    Ein lastendes Schweigen breitete sich im Zimmer aus, das der frischen Salzluft, die durch die offenen Fenster drang, etwas ungemein Bedrückendes verlieh. Die unnatürliche Stille machte das leise Weinen seiner Schwester unüberhörbar und weckte ein ungemein ungutes Gefühl in Iain.
    Ein zweiter, genauerer Blick auf die schmalen, bogenförmigen Fenster bewirkte, dass eine ganze Armee von Zweifeln sich zu dem quälenden Gefühl von Unbehagen gesellte.
    Die Fensterläden waren nicht nur geöffnet worden ... sie waren nicht einmal mehr vorhanden!
    »Herrgott noch mal! Wer hat es gewagt...« Iain verkniff sich den Rest eines grimmigen Fluchs, als seine Verwirrung angesichts der jähen Rückkehr seiner Sinne nachließ. Hunderte von Bildern schössen ihm durch den Kopf, und das aufschlussreichste von allen war das seiner Schwester, die auf ihn zustürzte, um ihm einen Weinkrug über den Kopf zu schlagen.
    Er erschauderte bei der Erinnerung und berührte vorsichtig die hühnereigroße Beule an seiner Stirn. Sie pochte heftig und sandte Wellen stechenden Schmerzes bis in seine Zehenspitzen.
    Aber die Bedeutung all dessen bewegte ihn und erzeugte Licht und Wärme in einem Herz, das vor langer Zeit der Dunkelheit und Kälte übergeben worden war.
    Trotz seiner düsteren Stimmungen und gefährlichen Wutanfälle lag er Amicia nämlich anscheinend immer noch so sehr am Herzen, dass ihr jedes Mittel recht war, um ihn vor Gefahren zu beschützen.
    Selbst vor seinem eigenen jämmerlichen Ich.
    Ganz besonders vor ihm selbst.
    Gegen die Übelkeit ankämpfend, die bei der kleinsten Bewegung in ihm hochstieg, richtete Iain sich auf und atmete tief ein. »Hör auf zu weinen, Mädchen«, sagte er heiser und war entsetzt über die Anstrengung, die diese wenigen Worte ihn kosteten. »Ich bin nicht verärgert über dich.«
    »Wirklich nicht?« Amicias Wangen schimmerten von Tränen. »Du bist nicht böse auf mich?«
    »Nein«, versicherte er ihr mit einer ungeduldigen Handbewegung. »Du hast meinen heiligen Eid darauf. Ich weiß, warum du es getan hast, und ich ... Ich danke dir.« Er schenkte ihr ein angespanntes kleines Lächeln.
    Das beste, das er aufzubringen vermochte.
    Und nur ihr zuliebe.
    Denn alle anderen Anwesenden würden in Kürze das volle Ausmaß seines Zorns zu spüren bekommen.
    In einem jähen Aufflackern von Energie, die er ausschließlich seiner grenzenlosen Widerstandsfähigkeit verdankte, schlug er die Decken zurück, schwang die Beine über den Rand des Betts und hielt sich an seiner Kante fest, bis das Übelkeit erregende Schwindelgefühl etwas nachließ.
    Und dann maß er jeden Mann im Raum mit einem aufgebrachten Blick.
    Als dies erledigt war, straffte er die Schultern und richtete seinen Furcht einflößendsten Blick auf die dreiste Person, die er dafür verantwortlich machte, sein Schlafzimmer in diese schier unerträglich grelle Helligkeit getaucht zu haben.
    Der grauhaarige alte Flegel hatte sogar ein Feuer im Kamin gemacht und sämtliche Kerzenleuchter im Raum bestückt. Selbst an den Wandfackeln - schwere eiserne, lange vernachlässigte Ungetüme - hatte er sich vergriffen. Sie alle zischten und knisterten mit munter brennenden kleinen Flammen.
    Iain unterdrückte das Bedürfnis, spöttisch aufzulachen. Denn dank der erstickenden Hitze, die all diese unzähligen Lichtquellen abgaben, hätte er genauso gut in Satans Hölle erwachen können.
    So ruhig er konnte, wandte er sich an den Seneschall. »Wenn ich mich recht entsinne, Gerbert, hatte ich dich unzählige Male angewiesen, kein Feuer hier in diesem Raum zu machen, davon abzusehen, auch nur eine Kerze anzuzünden, und ...« - er hielt inne, um seinen Worten noch mehr Nachdruck zu verleihen - »die Fensterläden immer geschlossen zu lassen.«
    Der nicht so leicht einzuschüchternde Seneschall betrachtete ihn mit geübter

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