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MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung

MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung

Titel: MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue-Ellen Welfonder
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haben.
    Seine Erleichterung, nicht mehr geblendet zu werden, war jedoch nicht von langer Dauer. Die auffallende Röte auf Gavins sommersprossigen Wangen und der verlegene Blick in seinen gesenkten Augen ließen gar nichts Gutes ahnen.
    Dieser rothaarige Bursche wusste etwas, was ihm selbst entging. Etwas, dass er intuitiv auch gar nicht wissen wollte.
    Von heftigem Misstrauen erfasst, richtete er den Blick auf die Reliquienschatulle. Seit Jahrhunderten der wertvollste Besitz der MacLeans, enthielt sie eine heilige Reliquie von unschätzbarem Wert: ein Brachstück des Kreuzes Jesu.
    Sofort kam Iain ein schrecklicher Gedanke. Seinen ganzen Mut zusammennehmend, sah er seinen Bruder an. »Du willst mich doch wohl nicht den Märtyrertod sterben lassen?«
    Statt zu antworten, ging Donall zu einem in der Nähe stehenden Tisch, schenkte sich einen Becher Wein ein und leerte ihn in einem Zug. Dann fuhr er sich mit grimmiger Miene mit dem Handrücken über den Mund. »Da müsstest du schon eine schlimmere Sünde begehen, als die Kapelle in Brand zu setzen, um mich dazu zu bringen, dir eine solch harte Strafe aufzuerlegen.«
    Mit großen Schritten begann er zwischen dem lodernden Kaminfeuer und der mittlerweile leeren Fensternische hin und her zu gehen. »Nein«, bestätigte er schließlich mit einem raschen Blick auf Iain, »ich möchte keinen Märtyrer aus dir machen, sondern einen Pilger.«
    »Einen Pilger?« Iain erstickte beinahe an dem Wort. Etwas Absurderes hatte er noch nie gehört.
    Alle wussten, dass er kein gläubiger Mensch war.
    Offen gestanden, glaubte er sogar an wenig mehr, als dass die Sonne jeden Tag von neuem aufging, nur um ihn zu quälen.
    Und so starrte er Donall an, und seine Augenbrauen hoben sich beinahe bis zum Haaransatz. »Ich habe dich nicht falsch verstanden?« Seine ohnehin schon hysterisch klingende Stimme stieg noch zwei Oktaven höher, als sie es hätte tun sollen. »Du willst einen Büßer aus mir machen?«
    Wie die in den groben Umhängen und breitkrempigen Hüten, die mit einem hölzernen Stock in der einen Hand und einer Bettlerschale in der anderen im Land umherstreifen P
    Der bloße Gedanke ließ sein Blut gefrieren.
    »Einen Pilger und einen Botschafter des guten Willens«, bestätigte ihm sein Bruder, und Iain drehte sich der Magen um.
    Gerbert schnaubte. »Dieser Junge unterwegs als Botschafter des guten Willens?«, prustete er los, und seine Frechheit trug ihm augenblicklich einen scharfen Blick von seinem Lehnsherrn ein. Von diesem jedoch völlig unbeeindruckt, schüttelte der Seneschall seinen weißhaarigen Kopf. »Eine törichtere Idee habe ich in meinem Leben noch nicht gehört.«
    Donall hielt in seinem Auf-und Abgehen inne, um tief Luft zu holen. »Die Pilgerfahrt wird den Zorn der Heiligen über die Zerstörung der Kapelle mildern.« Er fuhr herum, und seine unnachgiebige Haltung signalisierte deutlich, dass jeder Widerspruch zwecklos war. »Und mit Gottes Gnade wird sie Iain vielleicht auch helfen, sein unbeherrschtes Naturell zu zähmen. Ich und alle, die unter diesem Dach hier leben, haben allmählich genug von ihm ertragen.«
    »Ich ...«, begann Iain, aber dann brach er ab und schluckte seine erbosten Worte, und sein gefürchteter Zorn und all seine Verbitterung zogen sich zu einem kleinen, eisigen, angespannten Klumpen irgendwo in seiner Brust zusammen.
    Einige seiner Mitmenschen würden sagen, ganz in der Nähe seines nicht minder kalten und verschlossenen Herzens.
    Dort, wo sein Zorn und seine Schuldgefühle sicher eingesperrt und weggeschlossen waren, gefesselt und geknebelt durch die Wahrheit in den Worten seines Bruders.
    Worte, die er nicht einmal bestreiten konnte.
    E r war zum Ruin seines Clans geworden, er verdarb die Stimmung in der Burg und beraubte jeden, der leichtsinnig genug war, sich ihm auf weniger als zehn Schritte zu nähern, seines Lächelns.
    Und so fügte er sich in ein Schicksal, an dem er niemand anderem als sich selbst die Schuld geben konnte, fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht und achtete darauf, die noch immer heftig pochende Beule an seiner Stirn nicht zu berühren. »Nun red schon«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und suchte Donalls Blick. »Ich möchte mehr erfahren über meine ... Strafe.«
    Donall hielt seinem aufgebrachten Blick gelassen stand. »Ich sagte dir doch schon, dass es mehr ein Überbringen unseres guten Willens ist als irgendetwas anderes.«
    »Unseres guten Willens wem gegenüber?«
    »Den

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