Mad about you
wider. Ihre klein und leise, meine laut und kräftig. Ich betätige die Fernbedienung, und die Lichter des Audi blinken auf. Dann öffne ich ihr die Beifahrertür und warte, bis sie eingestiegen ist. Erst als ich neben ihr sitze, antworte ich.
» Seit ein paar Wochen.«
» Wochen?« Sie dreht sich zur Seite und wirft mir einen Blick zu, während ich den Wagen starte und aus der Tiefgarage dirigiere. Mir wird heiß.
» Du weißt seit Wochen, dass mein Mann mich mit meiner besten Freundin betrügt, und hast mir nichts davon gesagt? Ich quäle mich seit Jahren mit meinem schlechten Gewissen deinetwegen, und du ...« Sie hebt beide Arme und lässt sie wieder fallen. Dann schüttelt sie den Kopf. Eine weitere Strähne löst sich aus ihrer Frisur.
» Ich wusste nicht, wie ich es dir sagen sollte, Lilly. Ich wünschte, du hättest es nie erfahren.«
Sie lacht traurig. »Sie war meine beste Freundin. Ich habe ihr alles erzählt. Wirklich alles.« Kopfschüttelnd beißt sie sich auf die Lippe und sieht zur Seite aus dem Fenster. Wir schweigen, während ich den kurzen Weg durch den wie immer dichten Londoner Verkehr nach Mayfair fahre. Dann parke ich den Wagen an der Straße, statt die Garage zu benutzen, und öffne ihr die Tür.
» Hier wohnst du? Schicke Gegend.« Lilly zieht die Nase kraus, als wir auf das alte Reihenhaus zugehen. Damals, vor fünf Jahren, wohnte ich in einer kleinen Wohnung in Chelsea.
» Hinein in die gute Stube«, sage ich an der Tür und zeige mit der Hand in den hellen Flur, der in einem großen Wohnzimmer endet. Lilly sieht sich neugierig um, als sie den Gang entlang auf das Zimmer am Ende zugeht. Ich schließe die Haustür ab und folge ihr. Während sie ihren Blick schweifen lässt, hole ich zwei Drinks aus der Bar. Whisky.
» Ich glaube, den kannst du jetzt gebrauchen.« Lächelnd reiche ich ihr ein Glas, das sie dankbar entgegen nimmt. Sie hält es mit beiden Händen fest, als ob sie sich daran klammern könnte. Von ihrem Ellbogen baumelt die kleine Handtasche, die so grau ist wie das Kostüm, das sie heute trägt. Sie sieht so traurig aus, dass mein Herz sich bei ihrem Anblick verkrampft. Ich möchte sie in den Arm nehmen. Küssen. Sie halten. Ihr Schutz geben. Ihr sagen, dass sie sich auf mich verlassen kann. Dass ich immer für sie da sein werde. Dass ich sie auf Händen tragen werde. Dass ich sie niemals so verletzen werde, wie Jonathan sie verletzt hat. Ich kann nicht. Ich bringe kein Wort davon über die Lippen, weil jedes Wort so wertlos klingt. Ich kann mit Worten nicht ausdrücken, was ich für sie empfinde. Es ist mehr als körperliche Lust, so viel ist sicher. Viel mehr.
» Schönes Haus. Schlicht, aber geschmackvoll. Ein bisschen so wie du.« Sie lächelt und nippt an dem Whisky. Vorsichtig lässt sie sich auf das Ledersofa sinken und sieht sich weiter im Raum um. Mein Wohnzimmer ist riesig mit sehr hohen Decken, und sie wirkt darin wie eine Puppe.
» Danke. Schön, dass es dir gefällt.«
» Ich weiß so wenig von dir.« Sie sieht mich über den Rand ihres Glases hinweg an. Der Blick aus den grünen Augen ist tief. Ich setze mich neben sie auf das Sofa, lasse nur wenig Platz zwischen uns. Unsere Blicke verhaken sich, ihr Mund öffnet sich ganz leicht. Sie hat kleine, weiße Zähne, mit einem winzigen Überbiss, der aus ihren Lippen einen Kussmund macht. Zwischen meinen Beinen zuckt es erneut. Der verdammte Kerl hat seine eigene Agenda, wenn es um Lilly geht, aber jetzt gerade ist etwas anderes wichtig. Für sie. Für uns.
» Das können wir ändern. Wenn du willst ...«, sage ich leise. Sie nickt und stellt das Glas ab. Als sie sich vorbeugt, sehe ich, dass sie geschwitzt hat. Vorsichtig greife ich nach dem grauen Jackett und ziehe es von ihren Schultern.
» Braden ...«
» Ich weiß. Nicht jetzt. Nicht heute.«
» Gott, ich habe keine Ahnung, was das mit dir ist.« Sie schält sich aus der Jacke und lehnt sich wieder an. Dreht den Kopf zur Seite, um mich anzusehen. »Wenn ich dich ansehe, will ich nur noch eins.«
» Ich hoffe, du willst dasselbe wie ich. Und mir nicht an die Gurgel gehen.« Ich lächle und spüre selbst, dass es gequält wirkt. Lilly spielt an ihrer Handtasche herum, die neben ihr auf dem Sofa liegt.
» Ich habe das Gefühl, fünf Jahre meines Lebens verzockt zu haben«, sagt sie und wendet sich zu mir. Mein Herz rutscht eine Etage tiefer. »Die Nacht damals, vor meiner Hochzeit ... Ich habe sie nie vergessen, Braden. Nie. In all den Jahren nicht.
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