Maenner können auch anders
gewissen Augenaufschlag, bei dem Du nicht klar ausmachen kannst, ob er Interesse oder Abweisung bedeuten soll.
Susan und Frank werden »die Schöne und das Biest« genannt.
Und da wir uns in England befinden, werden die beiden nicht nur intern so genannt, sondern sie nennen sich selber so.
Das hat was, oder?
Ansonsten ist der englische Humor manchmal stark gewöhnungsbedürftig, vor allem, was Deutsche anbelangt. Als ich das erste Mal in London arbeitete, brachtenmeine Kollegen über meiner Zimmertür ein Schild mit der Aufschrift »Arbeit macht frei« an.
Keiner konnte verstehen, dass ich das nicht witzig fand. Danach nannten sie mich nur noch »Hitler«. Keine Chance, was dagegen zu machen. Irgendwann hatte ich die richtige Strategie raus. Als mein Chef mich etwas fragte, sprang ich auf, knallte die Hacken zusammen und rief zackig auf Deutsch: »Jawohl, Herr Obersturmbannführer!« (Diesen Begriff kennt jeder Engländer aus den Serien, in denen die Nazis die Doofen und die Briten die Tollen sind). Mein Chef machte sich fast in die Hose vor Lachen. Ab da hatte ich meine Ruhe.
Warum schreibe ich das alles?
Weil ich in meinem Hotelzimmer sitze, auf die Themse schaue und mir gleich ein langweiliger Vortragsabend mit widerlichen Leuten bevorsteht.
Aber nun zu Dir: Deine Rundmail ist gut (bis auf »weibliche autorinnen«)!
Aber sie genügt vielleicht nicht.
Ich schicke Dir später noch einen Text, der den Weg zu Carola frei machen sollte. Während der Vorträge habe ich genug Zeit, darüber nachzudenken.
Greetings from U.K.
Tobias
6. 4.
9:09
Oje, Mike,
ist doch etwas später geworden.
Ich bin mit der Assistentin von Frank und ein paar anderen Leuten noch um die Häuser gezogen. Warst du jemals in London? Die Briten sind wunderbar. Ach ja, folgenden Brief habe ich an Carola geschickt:
liebe carola,
es ist mir wichtig, dass du das weißt. Schau mal in den anhang.
herzliche grüße von mike
ANHANG (handschriftlich)
Ursula Fricke
Hermeskeiler Weg 45b
50 935 KÖLN
Sehr geehrter Herr Gerlach,
ich möchte mich auf diesem Weg bei Ihnen entschuldigen. Ich bin leider abhängig von starken Medikamenten und habe zwei Pillen vertauscht, die meinen Hormonhaushalt reichlich durcheinandergewirbelt haben. Ich bin vollkommen zu Unrecht auf Sie losgegangen.Am Ende standen Sie vor Ihrer netten Freundin vollkommen blamiert da, als seien Sie schuld.
Das tut mir unendlich leid.
Vielleicht geben Sie mir ihre Adresse, damit ich die Dinge richtigstellen kann.
Sie sind der einzige von den jungen Leuten in der Straße, der sich wirklich um uns Alte kümmert und nett zu uns ist. Und Sie haben schon genug Ärger (ich habe mitbekommen, wie dieser Grobian Sie letztens vor Ihrer Tür grundlos ins Gesicht geschlagen hat). Das haben Sie nicht verdient!
Nehmen Sie meine Entschuldigung an?
In Hoffnung auf weiterhin so nette Nachbarschaft,
Ihre
Ursel Fricke
6. 4.
13:01
Mann, tobias,
mal langsam, scheiße, mir wird schwindelig. Was passiert da gerade? Das geht mir zu schnell, obwohl es gut ist, zugegeben. Darauf wäre ich nicht gekommen. Das ist sogar sehr gut!!! Jetzt muss sie sich melden, oder? Sonst wäre sie kein mensch, aber sie wird es tun!
Ansonsten gute nachrichten: Die vorleseaktion ist ein riesenerfolg. Mann, ich habe so viele nachrichten bekommen. Ich kann’s kaum fassen. Mein postfach glüht, alle finden die aktion total cool und wichtig. Ich weiß gar nicht, wie ich das alles beantworten soll. Nur einer hat gestänkert, dass es überhaupt keine behindertenwerkstatt für blinde migrantenkinder in chorweiler gibt, aber den eintrag habe ich schnell gelöscht.
Mitmachen will allerdings keiner, wegen zu wenig zeit und zu kurzfristig und so …
Mensch tobi, alles gute für deine cola-sache. Du hast ein tolles leben. Einfach so mal nach london, das würde ich auch gerne. Ich war nur einmal dort, 24 stunden mit rainbow-tours, mit der fähre rüber, vier stunden shoppen, stadtrundfahrt mit themsetrip, dann noch in eine kneipe, wo wir einige guiness-biere (bittere brühe, schmeckt eigentlich zum kotzen) geschlürft haben. Um 23 Uhr war schicht, dann ging’s direkt zurück nach köln. Geschlafenwurde im bus. Die morsche karre ist dann noch mitten in belgien verreckt, aber das ist eine andere geschichte.
Es bleibt spannend!
Mike
7. 4.
11:19
Moin tobias,
es gibt leider einen kleinen rückschlag.
Carola hat sich immer noch nicht
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