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Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Titel: Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Der Blick auf die restliche Natur räumt nachhaltig mit der Annahme auf, dass Lügen unnatürlich sei. Affen können zielgerichtet täuschen und tricksen, das Chamäleon ist der Reptil gewordene Inbegriff der Lüge und Täuschung als Überlebensprinzip, der eigentlich harmlose Hornissenschwärmer gibt sich durch seine gelb-schwarzen Warnfarben als giftbewehrtes Insekt aus und auch der brave Schoßhund kann lügen, wenn er einen vermeintlichen Besucher verbellt und damit sein Herrchen zum Verlassen des Sofas verlockt, auf dem er selbst dann zufrieden Platz nimmt.
    Friedrich Nietzsche ist in seiner klärenden Radikalität den human-darwinistischen Schritt weiter gegangen: »Der Intellekt als Mittel zur Erhaltung des Individuums entfaltet seine Hauptkräfte in der Verstellung; denn diese ist das Mittel, durch das die schwächeren, weniger robusten Individuen sich erhalten, als welchen einen Kampf um die Existenz mit Hörnern oder scharfem Raubtiergebiss zu führen versagt ist. Im Menschen kommt diese Verstellungskunst auf ihren Gipfel: Hier ist die Täuschung, das Schmeicheln, Lügen und Trügen, das Hinter-dem-Rücken-Reden, das Repräsentieren, das Im-erborgten-Glanze-Leben, das Maskiertsein, die verhüllende Konvention, das Bühnenspiel vor anderen und vor sich selbst, kurz, das fortwährende Herumflattern um die eine Flamme Eitelkeit so sehr die Regel und das Gesetz,dass fast nichts unbegreiflicher ist, als wie unter den Menschen ein ehrlicher und reiner Trieb zur Wahrheit aufkommen konnte.« Die Lüge also als Survival-Kit for the fittest.
    Da sich so unendlich mehr Lüge als Wahrheit in der Welt befindet, lässt sie sich als nie versiegende erneuerbare Ressource zwischenmenschlicher Dynamik nutzen. Zum Beispiel von Knut.

  UNGESCHMINKT UND UNGELOGEN

    Eine Lüge ist bereits drei Mal um die Erde gelaufen,
bevor sich die Wahrheit die Schuhe anzieht.

Mark Twain
    Wenn man Knut heißt und kein Eisbär ist, bleibt einem nur die Hochstapelei. Knuts Spezialität war die Ich-bring-dichins-Fernsehen-Nummer. Dabei sah Knut so aus, dass man ihm in der TV-Branche allenfalls Aufnahmeleiterstatus zugebilligt hätte, was den Kreis seiner Aufriss-Opfer in jedweder Bedeutung des Wortes beschränkte. Doch das machte ihm nichts aus. Es waren halt nur die Beschränkten, die wirklich zum Fernsehen wollten.
    Bei einer Internet-Druckerei, die die ersten 200 Karten gratis zu liefern versprach, hatte sich Knut Visitenkarten machen lassen: »Knut Wilder, 1. AD«. 1. AD stand für »First Assistant Director«. Wie überall wird auch in der Medienbranche alles abgekürzt, was Knut durch die Verwendung absurder, nicht existenter Kürzel wie TT (gesprochen: »Ti Ti«) für »Talent Test« das Flair des Kompetenten bei den Ahnungslosen gab. »Casting« kannte und verwandte jeder, »TT« nur Knut.
    Knuts wahrer Nachname lautete Botzenhardt, eine Name wie eine Dampframme, Schwerindustrie, also für das leichtlebige Showbiz ungeeignet. Als Kind hatte Knut einmal einen Film gesehen. Der hieß ›Küss mich, Dummkopf‹. In ihm kam ein dödeliger Tankwart in einem vergessenen Nest namens Climax in Nevada vor. Barney Millsap. Knut liebte Barney. Der war zwar zu blöde, um aus dem Bus zu winken, aber weil zufällig Dean Martin auf der Fahrt von Las Vegas für eine Nacht inClimax hängen blieb, machte Barney Millsap Karriere im Musikgeschäft. Das waren so die Geschichten, die Knut liebte. Er merkte sich, wie der Mann hieß, der den Film gemacht hatte, und als es darum ging, die Fassade seines Hochstaplerlebens attraktiv zu gestalten, klaute er dessen Namen und nannte sich von da an Knut Wilder.
    Ursprünglich hatte Knut Speditionskaufmann gelernt und in einem mittelgroßen Logistikunternehmen in Köln-Deutz gearbeitet. Dann starb seine Tante und vermachte ihm zwei Mietshäuser in der Südstadt. Knut kündigte und lebte fortan in den Tag und vor allem in die Nacht hinein.
    Der Begriff Hochstapler klingt im Falle Knuts selbst schon nach Hochstapelei. Denn der Trick, den Knut sich hatte einfallen lassen, war viel zu banal, um seinen Erfinder auch nur in Sichtweite der großen Lebensschwindler zu stellen. Knut sprach einfach Mädels in Cafés und Kneipen an, gab ihnen seine Visitenkarte und lud sie in sein »TT-Studio« zum »Talent Test« ein. Um den Anschein der Seriosität zu erwecken, hatte er sich zwei wichtige Details ausgedacht: Er bestellte die Mädchen immer zu ungeraden Uhrzeiten wie 14.23 oder 16.19 Uhr. Und er verlangte Geld. 30 Mark.

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