Märchen unter dem Wüsenhimmel
hatte Gefährtinnen, aber ich konnte mir nicht vorstellen, mir eine andere Ehefrau zu nehmen. Denn mein Herz war unwiderruflich vergeben. Ich vermute, du hättest dasselbe Problem, wenn du wieder heiraten würdest. Ich hatte keine Wahl in Bezug auf den Verlust der geliebten Frau. Aber du hast es, Malik. Beuge dich und sag die Wahrheit. Dann wirst du ungeahnte Stärke und Seelenfrieden finden.“
„Ich will nicht weg von hier“, sagte Bethany mit tränenüberströmten Wangen. „Ich will hier bleiben.“
„Es wird alles gut“, versprach Liana, während sie ihr tröstend über das Haar strich. Vom Verstand her wusste sie, dass die Abreise für alle Beteiligten das Beste war. Doch gefühlsmäßig sah es anders aus.
Auch ihr stiegen Tränen in die Augen, als sich das Flugzeug langsam vom Gate entfernte. Sie konnte sich ein Leben ohne Malik nicht mehr vorstellen. Wie lange würde es dauern, ihn zu vergessen? Sie fürchtete, dass sie ihn ewig lieben und in Erinnerung an ihn alt werden würde.
Bethany blickte zu ihr auf. „Vielleicht hätte er gelernt, uns lieb zu haben. Können wir ihm nicht noch eine Chance geben?“
„Ich wünschte, wir könnten. Aber manche Leute ändern sich nie. Er hat dir wehgetan, und ich will nicht, dass es wieder passiert.“
„Es geht mir schon viel besser. Bitte, Mommy. Nur noch eine Chance?“
„Es wird alles einfacher, wenn wir wieder zu Hause sind. Du wirst schon sehen.“
„Mommy, guck mal!“ Bethany deutete zum Fenster.
Liana blickte hinaus und blinzelte. Aus der Ferne näherte sich eine Gruppe Männer auf Pferden. Staub hüllte sie ein, bissie das asphaltierte Rollfeld erreichten.
Das Flugzeug hielt mit einem Ruck. „Meine Damen und Herren, hier spricht Ihr Kapitän. Der Start wird sich um ein paar Minuten verzögern …“
Die Stimme ertönte weiter über Lautsprecher, aber Liana hörte nicht zu. Trotz der Roben und der Kopfbedeckung erkannte sie den Mann auf dem Leithengst. Weitere Tränen flossen, doch es waren Freudentränen.
„Er lässt uns nicht gehen!“, rief Bethany entzückt. Sie öffnete ihren Sicherheitsgurt. „Beeil dich, Mommy!“
Mit einem verlegenen Lächeln zu den verblüfften Passagieren ringsumher schlüpfte Liana mit Bethany in den Gang und ging zur Tür.
„Sie müssen zu Ihren Plätzen zurückkehren“, ordnete eine Stewardess in strengem Ton an.
Liana sagte nichts. Sie zog Bethany einfach an der Frau vorbei. Bevor sie die Tür erreichten, betrat ein großer, gut aussehender Mann das Flugzeug. Seine harte Miene wurde sanft, als sein Blick ihrem begegnete.
„Ich kann euch nicht gehen lassen“, sagte er und wandte sich dann an Bethany. Er hockte sich vor sie und breitete die Arme aus. Mit einem Aufschrei warf sie sich an seine Brust und klammerte sich an seinen Nacken. „Es tut mir leid“, sagte er leise. „Es war Unrecht von mir, dir wehzutun, und ich verspreche, dass ich mein Bestes tun werde, damit es nicht wieder vorkommt. Natürlich habe ich dich lieb. Du bist die Tochter meines Herzens und wirst es immer bleiben.“
„Bist du jetzt mein Daddy?“, hakte sie nach.
Fragend blickte er Liana an. Als sie nickte, bestätigte er: „Ja.
Wenn du es möchtest.“
„Ich hab dich lieb, Daddy.“
Er schloss flüchtig die Augen und drückte sie an sich. „Ich hab dich auch lieb, Tochter.“ Dann stand er auf und griff nachdem Mikrofon. „Meine Damen und Herren, ich entschuldige mich für die Verzögerung. In Kürze werden Sie starten.“ Er hängte das Mikrofon wieder an seinen Platz und wandte sich an Liana. „Du hast mich verlassen, weil du dachtest, dass ich deine Tochter nicht lieb habe. Du hast gesagt, dass du mir eine Chance geben würdest, wenn du dich nicht um sie sorgen müsstest.“
„Das stimmt.“
„Also wirst du jetzt bleiben?“
„Wenn es dein Wunsch ist.“
„Ich bin Malik Khan, der Kronprinz von El Bahar. Als meine Ehefrau ist dein Platz an meiner Seite, in meinem Land und bei meinem Volk.“ Er reichte ihr die Hand. „Bleib, weil dir mein Herz gehört. Bleib, weil ich dich brauche. Bleib, weil ich dich liebe und für alle Ewigkeit lieben werde.“
Liana warf sich in seine Arme. „Ich liebe dich“, flüsterte sie, als die Passagiere spontan applaudierten. „Und ich werde für immer bei dir bleiben. In deinem Land, bei deinem Volk.“
Sanft küsste Malik sie. Der letzte Eiskristall an seinem Herzen schmolz dahin. Endlich hatte er gefunden, wonach er sein Leben lang gesucht hatte. Als er sich seine Liebe
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