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Mafia Princess

Mafia Princess

Titel: Mafia Princess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Merico
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der niemanden fürchtete. Dummköpfe wurden einmal gewarnt, damit sie das Feld räumten, aber beim zweiten Mal mussten sie Prügel einstecken.
    »Noch ein drittes Mal so eine Scheiße, und ich bring dich um.« Und so meinte er es auch.
    Seine Art zeigte Wirkung, und seine furchtlose Entschlossenheit, die Gegend für die Familie zu schützen und zu kontrollieren, zog Geschäftsleute, Ladenbesitzer und Familien mit ihren jeweils eigenen Problemen an. Sie kamen zu Großmutter, ließen Geld da und warteten darauf, dass Emilio ihre Probleme löste. Damit hatte die Familie einen der einträglichsten Jobs in Mailand.
    »Maria, diese Typen kommen immer wieder rein und klauen mir Sachen aus den Regalen.«
    »La Signora, ein paar Kerle haben Sonntagnacht meine Bar kurz und klein geschlagen.«
    »Maria, dieser Typ zwei Blocks weiter unten setzt seine Preise so niedrig an, dass ich noch pleitegehe, und dann kann ich nichts mehr von Ihnen kaufen.«
    »Schicken Sie Emilio«, erklang der Chor. Zu Großmutter zu gehen hieß, die Dinge wurden effektiver und viel schneller geregelt, als wenn die Leute zur Polizei gingen – die von Großmutter sowieso dafür bezahlt wurde, dass sie sich aus allem heraushielt. Sie hatte alle Aufgabenbereiche in ihrem Königreich abgedeckt. Für Großmutter war die Gegend eine Goldgrube.
    Das bedeutete allerdings, dass mein Kindergarten ein mit Waffen verteidigter Käfig war und meine Verbrecherkarriere ihren Anfang nahm, als ich erst wenige Monate alt war. Da ging ich nämlich auf meine erste Schmuggeltour. Die Polizei hat Fotos, die das beweisen.

3 Die Marlboro-Frau
    »Ich habe gesagt, jagt die Scheißtüren in die Luft!«
    Michael Caine als Charlie Croker, The Italian Job – Charlie staubt Millionen ab , 1969
    Als meine Mum in die Wohnung an der Piazza Prealpi zog, war dort schon alles auf Verbrechen eingestellt. Großmutter war überall in Mailand tätig. Trotz der Bestechungen drohten täglich Polizeirazzien. In der Küche gab es mindestens so viele Geheimverstecke wie Schränke und Schubladen. Unter anderem waren die Fußleisten eine einzige Aneinanderreihung von dahinterliegenden Leerräumen. Dort verwahrte Großmutter Waffen. Es gab noch weitere Verstecke – hinter Heizkörpern, in Zisternen, bei den Nachbarn – für Waffen und Bargeld. In viele dieser Verstecke passte nur der Arm eines kleinen Kindes. Meine Großmutter war der reinste Fagin – wie der Hehler und Chef einer Kinderbande in Oliver Twist kam sie mir vor.
    Und die Wohnung, ihre Verbrecherhöhle, war ein summender Bienenstock. Alle wollten immer mehr – mehr Tabak, mehr Alkohol, mehr Diebesgut von Lastwagen und, immer und immer wieder, mehr Geld.
    Mum war ganz benommen von dem chaotischen, verrückten Leben; oft blieben so viele Leute über Nacht, dass sie sie nicht mehr zählen konnte. Die Namen? Sie hatte immer noch Mühe mit den Namen von Dads Geschwistern. Von früh morgens bis Mitternacht tat sie kaum anderes, als zur Begrüßung zu nicken, wenn Dutzende von Fremden mit Kisten und Kartons in die Wohnung spazierten. Mum ahnte, was um sie herum vor sich ging, das Ausmaß des Ganzen konnte sie sich allerdings nicht vorstellen; auf all ihre Fragen gab es kaum je eine Antwort. Sie bedrängte meine Großeltern nicht; sie war dankbar für alles, was sie für sie und für mich taten.
    Als Gegenleistung für diese Großzügigkeit half Mum im Haushalt, arbeitete mit Großmutter und mit Dads Schwestern, wenn die putzten, Wäsche wuschen, bügelten und kochten. Immer war jemand da, der auf mich aufpassen, mit mir spielen konnte. Ich bekam alle Liebe und Aufmerksamkeit der Welt.
    Mum lernte Brot backen, Pasta machen und echtes italienisches Essen kochen, meist nach den Rezepten von Ada Boni, der berühmten italienischen Kochbuchautorin aus den 50er-Jahren. Am liebsten machte sie Eintopf- und Pfannengerichte wie Hühnchen Tetrazzini, eine Hähnchen-Spaghetti-Pfanne mit cremiger Käsesauce. Großmutter stand immer um sechs Uhr morgens auf und fing an zu kochen. Zwischen den Geschäften, die sie abwickelte, stand sie am Herd. Uns weckten die Essensgerüche. Dann kochte sie wieder Gerichte mit Kalb, Huhn, Fisch, und Kutteln. Sie hatte einen Gefrierschrank voll mit Fleisch und, versteckt hinter den Eiswürfeln, Plastiktüten mit Geld. In ihren Vorratsschränken lagerten Kartons voller Diebesgut. Sie kam mir oft vor wie die bekannte Fernsehköchin Delia Smith, nur dass sie einen Revolver Kaliber 38 im Gewürzregal hatte und ein paar weitere

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