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Mafia Princess

Mafia Princess

Titel: Mafia Princess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Merico
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einziges Interesse galt aber dem Geschäft, das florierte und sich auf noch gefährlichere Gebiete ausdehnte. Die türkischen Banden, die in ganz Mailand mit Drogen handelten, hatten »Geldeinsammler« angeheuert. Damit verdiente sich auch Dad ordentliche Summen, sah aber, dass die Drogenhändler selbst üppige Zahlungen von gut zehntausend Pfund pro Transaktion einstrichen, was ihn sehr reizte. Seine Lieblingsfreizeitbeschäftigung war es nach wie vor, Autos zu stehlen und sich mit Mädchen zu treffen. Dann kam er mit einem blitzblanken Porsche, einem roten Ferrari – er liebte Rot – oder einem neuen Alfa Romeo. Ein Rennfahrer? Das war ein einziger Haufen Mist, aber das wussten die Mädchen nicht.
    Mum machte einfach weiter wie bisher. Dad war viel unterwegs, und sie war sicher, dass er Affären hatte, aber beweisen konnte sie es nicht. Sie hatte das große Glück, dass sie stark und entschlossen war, denn die Probleme waren groß; sie hatte Anflüge einer postnatalen Depression, und sie wusste nicht, was für Erschütterungen oder Überraschungen der neue Tag wohl bringen mochte. Sie hielt sich tapfer.
    Mum wollte unbedingt ihr eigenes Zuhause, und schließlich holte uns Dad von Großmutter weg, und wir zogen in eine kleine Mietwohnung. Es war nichts Großartiges, aber es war unser Zuhause und unsere Flucht vor dem ganzen Chaos. Denn bei Großmutter gab es ein weiteres Baby, Tante Angela, die gerade mal einen Monat älter war als ich. Und dann die wahre Flut von Testosteron in einem Haus mit all meinen Onkeln? Sechs Onkeln. Sie wuchsen heran, hatten ihre eigenen Interessen, machten ihre eigenen kleinen Geschäfte hier und da. Ständig gab es Streit unter den Brüdern, aber kein Fremder hätte gewagt, sich mit ihnen anzulegen. Ihr Motto war: »Ich hasse dich, aber kein anderer soll wagen, dich zu hassen.« Wenn einem von ihnen etwas passierte, hielten sie zusammen. Es war wie ein Zirkus, und Großmutter in ihrer Schürze mit den Saucenflecken war die Direktorin. Manch einer fuhr erschrocken zusammen, wenn sie anfing zu schreien, aber ich wusste, sie wurde nur laut mit denen, die sie liebte. Wenn sie einen anschrie, war alles in Ordnung. Schweigen war nicht gut, ganz und gar nicht.
    Ich gehörte inzwischen richtig dazu, durch die Blutsbande, und diese Verbindung hält ein Leben lang. Erst durch mich galt das auch für Mum. Trotzdem führte sie den größten Teil der Zeit das Leben einer Alleinerziehenden. Sie wusste nicht, was Dad gerade tat, wohin er ging oder mit wem er sich traf. Andauernd war er mit seinen Schmugglern unterwegs. Die Aufträge wurden immer größer. Doch je umfangreicher sie waren, desto schwieriger war das Problem, die Sachen ins Land zu schaffen.
    Mum war in England gewesen, um mich stolz ihren Eltern zu präsentieren, und sie war mit einem Geschenk zurückgekommen, einem Kinderwagen mit viel Zubehör und etlichen Seitentaschen für Windeln und all die anderen Sachen, die Babys so brauchen. Als Dad ihn inspizierte, fiel ihm auf, dass es unten eine Art Ablagefläche gab, wo er Dutzende von Zigarettenstangen verstecken konnte. Statt einen traditionellen Familienausflug mit uns zu machen, fuhr er uns bald in dem grauen Fiat 500 zum Comer See, wo wir Zigaretten holten, und auf der Rückfahrt war ein Teil der Schmuggelware im Auto versteckt, auf dem anderen Teil lag ich im Kinderwagen. Rechtzeitig zum Tee waren wir wieder zu Hause. Dieses Arrangement gefiel Dad so sehr, dass er Fotos von mir machte, wie ich auf einer Marlboro-Matratze lag. Ein Foto gibt es von mir, auf dem ich eine Zigarette zwischen den Lippen habe, das Marlboro-Baby. Er konnte nicht wissen, dass eines Tages die Polizei diese Fotos entdecken würde …
    Das Leben meiner Eltern schien sich einzuspielen, doch kein Rauch ohne Feuer. Immer noch verschwand er ohne Vorwarnung und ohne zu sagen, wohin er ging. Geschäfte eben, immer wieder Geschäfte. Doch um Mum zu schwängern, war er oft genug zu Hause. Ein Unfall. Und ein tragischer dazu. In vielerlei Hinsicht.
    Dad ließ sich immer wieder mit anderen Frauen ein. Er war einundzwanzig, als er anfing, sich mit einer blonden englischen Tänzerin namens Melanie Taylor zu treffen, die mit einer Varietéshow auf Tournee war. Sie bildete sich ein, in ihn verliebt zu sein. Sie war nur eines der Mädchen, mit denen er eine Affäre hatte, aber dieses Verhältnis dauerte inzwischen eine ganze Weile. Als Mum hochschwanger war, hörte sie seine Brüder über diese Beziehung sprechen. Sie drehte

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