Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit
daß ich ihr nur begegnen und mit ihr sprechen wollte.
Ich schien eingenickt zu sein, und als ich aus meinem Halbschlaf aufschrak, war mir plötzlich unerklärlich schwindlig. Ich versuchte aufzustehen, schwankte dabei heftig und begriff endlich, was um mich herum vorging. Die junge Frau mit dem kastanienbraunen Haar erschien neben mir, nahm meinen Arm und führte mich zu der Bank zurück.
Ihre Stimme war so schön, wie ich sie mir vorgestellt hatte, obwohl sie mit einem starken Akzent sprach. »Oh, es tut mir leid, daß ich dich krank und schwach gemacht habe. Aber du hast darauf bestanden, hier zu warten und viel Zeit zu überbrücken, in der ich meine Arbeit tun muß.«
»Schon gut, schon gut«, murmelte ich mit schwerer Zunge. Ich konnte nicht mehr sagen, sondern starrte meine schöne Unbekannte nur an.
Sie lächelte und ging mit raschen, fließenden Bewegungen davon. Auch heute trug sie den grünen Stretchanzug, der so gut zu ihren Haaren paßte. Diesmal verschwand sie auf normale Weise – sie wurde hinter einer Trennwand unsichtbar. Unmittelbar danach zuckten dort Lichtblitze auf.
Ich kam unsicher auf die Beine und folgte ihr. Als ich um die Ecke bog, sah ich drei Apparate auf Stativen in gleichmäßigen Abständen um die LIEGENDE GESTALT herum aufgestellt. Aus diesen drei Geräten, die ich nicht einmal annähernd beschreiben kann, zuckten Lichtblitze, die von der schimmernden Bronze der Statue zurückgeworfen wurden.
Die junge Frau streckte eine Hand nach mir aus, um mich zu stützen, weil ich wieder schwankte. Sie lächelte, und ihre tiefblauen Augen leuchteten, als sie sagte: »Du kannst ganz unbesorgt sein, ich tue nichts Böses.«
»Das ist mir ganz gleichgültig«, antwortete ich. »Mir liegt nur daran ... ich will es mir auf keinen Fall mit dir verderben.«
»Was?« Sie lächelte verständnisvoll. Sie hatte mich irgendwie betäubt, so daß ich nicht mehr ganz Herr meiner selbst war. Das wußte ich, aber es war mir gleichgültig.
»Ich bin immer zurückhaltend«, fuhr ich fort, »und verderbe es mir deshalb mit vielen Leuten. Aber diesmal ist es anders. Ich möchte dich lieben, ohne mißverstanden zu werden. Dies ist einfach ein Wunder, und ich möchte, daß es nie aufhört. Sag mir deinen Namen.«
Sie schwieg zunächst, und ich fürchtete schon, sie sei verärgert. Dann lächelte sie und antwortete: »Ich heiße Day-ell. Kannst du wieder selbst stehen?« Sie nahm ihre Hand von meinem Arm.
Ich lehnte mich an die Trennwand und betrachtete ihre Maschinen. »Willst du unsere Liegende Gestalt stehlen?« erkundigte ich mich.
»Stehlen?« wiederholte sie nachdenklich. »Ich muß die beiden größten Kunstwerke dieses Hauses retten. Sie werden durch vollkommene Kopien ersetzt, so daß niemand etwas davon merkt, bevor ...« Sie sprach nicht gleich weiter. »Nur du weißt davon«, fügte sie dann hinzu. Sie trat an eine Maschine, die ich bisher noch nicht gesehen hatte, weil sie hinter der Trennwand stand, und drückte auf einen Knopf. Im gleichen Augenblick begann die LIEGENDE GESTALT sich zu verdoppeln.
Aber ich achtete kaum darauf. »Ich kenne die beiden größten Kunstwerke dieses Hauses«, behauptete ich.
»Oh?« Day-ell war noch immer mit der Maschine beschäftigt.
»Eines davon ist Rembrandts Mädchen.«
»Richtig!« Day-ell drehte sich nach mir um. »Ich habe es gestern in Sicherheit gebracht. Wo die Originale sich jetzt befinden, sind sie für alle Zeiten sicher.«
»Aber das schönste Kunstwerk ... bist du!« Ich stand jetzt vor ihr. »Ich liebe dich, und du gehörst mir. Bleib bei mir!«
»Ist das dein Ernst?« fragte sie leise. Als ich schweigend nickte, sank sie mir in die Arme. »Wenn das wirklich dein Ernst ist«, flüsterte sie dabei, »bleibe ich trotz allem bei dir.«
Ich drückte sie an mich. »Natürlich ist das mein Ernst! Bleib bei mir!«
»Komm, Day-ell, komm«, mahnte eine tiefe, metallische Stimme. Die vier Maschinen warteten bewegungslos neben der Bronzestatue. Jetzt war nur noch eine LIEGENDE GESTALT zu sehen.
»Du läßt Kopien zurück«, stellte ich fest, »die niemand als solche erkennt, bevor ... Bevor was? Was soll geschehen?«
Als Day-ell nicht antwortete, sah ich ihr ins Gesicht und erkannte, daß sie Tränen in den Augen hatte. Dann schüttelte sie heftig den Kopf. »Die Zukunft ist unwichtig, seitdem ich hier einen lebenden Mann gefunden habe, der mich liebt. In meiner Welt gibt es das nicht. Wenn du mich festhältst, kann ich bleiben.«
Meine Hände
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