Magic Park 1 - Das Geheimnis des Greifen (German Edition)
dann sollten wir es vielleicht auch nicht machen. Oder falls sie dir doch was erzählt hätte, dann hätte das bedeutet, dass du uns angelogen hast. Und in diesem Fall hätten wir herausfinden müssen, was du vorhast.« Logan rückte abrupt von ihr ab und Zoe griff nach seinem Arm. »Mir war klar, dass du nicht gelogen hast. Ich wusste, dass du keinen Schimmer hattest von dem, was deine Mom macht. Ehrlich.«
»Was macht sie denn?«, wollte Logan wissen.
»Sie ist eine Fährtenleserin«, antwortete Zoe. »Eine der besten. Zumindest war sie’s, bevor sie auf dem Weg zu uns mit einem chinesischen Drachen verschwunden ist.«
Ein Blitz durchzuckte den Himmel und erhellte Logans verdutztes Gesicht. »Meinst du die Fährtenleserin, von der Blue im Stall gesprochen hat? So wie er das gesagt hat, klang es, als hätte sie den Drachen gestohlen.«
»Es tut mir leid, Logan. Die meisten glauben, dass es so sein muss.«
»Dann glaubt das auch der FABA-Typ«, murmelte Logan langsam. »Als er bei uns war, hat er lauter schlimme und vorwurfsvolle Fragen gestellt, als hätte Mom irgendwas von ihrer Arbeitsstelle geklaut und als wüssten wir, wo es sein könnte.« Er rieb sich über sein Gesicht. »Sie würde so was nicht machen, Zoe. Sie bringt es vielleicht fertig, Dad und mich im Stich zu lassen, aber ihren Job hat sie geliebt. Und eine Diebin war sie bestimmt nicht.«
»Das glaube ich ja auch nicht«, meinte Zoe. »Ich glaube weder, dass sie den Drachen geklaut hat, noch, dass sie euch sitzen gelassen hat. Ich glaube, ihr ist was passiert.«
Logan blickte aus dem Fenster. Regen trommelte gegen die Scheibe und der Donner grollte laut, als würde jemand Klaviere über den Himmel schieben.
»Weiß nicht, ob ich das besser oder schlechter finden soll«, sagte er nach einer Weile.
»Das Letzte, was du von ihr gehört hast –«, fing Zoe an.
»Wir haben eine Karte bekommen. Darauf stand in etwa, dass sie einen tollen neuen Job angeboten bekommen hat und dass sie nie wieder zu uns zurückkommt. Und es war eindeutig ihre Schrift.« Das Greifenmädchen piepste leise und schlang ihren Schweif um seinen Arm.
Zoe versuchte sich vorzustellen, wie sie sich fühlen würde, wenn ihre Mutter einfach so abgehauen wäre. Mrs Kahn liebte die Menagerie, aber Zoe, Matthew und Ruby liebte sie noch mehr. Weder Zoes Mutter noch ihr Vater hatte je auch nur eine Nacht außerhalb der Menagerie oder getrennt von den Kindern verbracht.
»Ich wusste gar nicht, dass Abigail eine Familie hat«, murmelte sie, bevor sie begriff, wie das klingen musste. »Aber Fährtenleser reden eigentlich nie über ihr Privatleben«, fügte sie schnell hinzu. »Sie kam jedes Mal mit coolen Tieren angerauscht – und mit abenteuerlichen Geschichten darüber, wie sie auf sie gestoßen war. Ich hab immer gedacht, dass sie so eine Art Indiana Jones ist, eine Abenteurerin.« Lange Zeit hatte Zoe davon geträumt, einmal wie Abigail Hardy zu sein, wenn auch mit ein bisschen weniger Drachenbezwingen und Mantikorzähmen.
»Ist sie auch«, bestätigte Logan. »Wahrscheinlich kennst du sie besser als ich. Mir hat sie ihre Geschichten nie erzählt.«
Zoe betrachtete seine Silhouette, hinter der das Gewitter tobte. »Ich könnte dir eine erzählen«, bot sie an. »Willst du hören, wie sie Käpten Fuzzbutt zu uns gebracht hat?«
Logan lehnte sich gegen die Stufen in seinem Rücken und streckte die Beine aus, sodass der kleine Greif auf seiner Brust liegen konnte. »Mom hat ihn gefunden?«
»Ja. Wahrscheinlich war er deshalb so aus dem Häuschen, dich zu sehen. Ich glaube, in dem Moment war Dad sich sicher, wer du bist. Deswegen und wegen deines angeborenen Talents, Fährten zu lesen.«
»Deshalb kam ich den Einhörnern bekannt vor.« Logan kraulte das Greifenmädchen unter dem Kinn.
»Matthew hat es vielleicht auch geschnallt. Er ist so was wie eine laufende Datenbank für Fährtenleser. Bestimmt weiß er alles über deine Mom. Jedenfalls ist sie einem Gerücht über einen Yeti in Sibirien nachgegangen, in der Hoffnung, einen Freund für Mondstampfer zu finden. Doch stattdessen ist sie auf diese unterirdische Anlage gestoßen – die sich als Klonlabor herausgestellt hat. Ihr war klar, dass sie unbedingt dort einbrechen musste, um herauszufinden, was sie dort heimlich, still und leise mitten im Nirgendwo klonten …«
Zoe erzählte die Geschichte so, wie Abigail sie ihr damals beim Abendessen erzählt hatte – mit einem kleinen Mammut auf dem Schoß, das wie ein
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