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Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Titel: Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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aufgestellt, aber oben standen die Leute auf den Rängen und
bewegten sich und die konnte man sehen und die Musik war laut und kompakt und
wummerte wie ein monströses Tier, das hinter den
Sichtblenden lag und Schläge in alle Richtungen austeilte, und Raimund stürmte
zu den Hosti Bros und den Security-Leuten und brüllte herum und zeigte auf
seine Uhr, und dann kam einer dazu, den umarmte Raimund und redete dann auf ihn
ein und der andere nickte und zeigte auf seine Uhr und Raimund nickte und
zeigte auf seine Uhr und ich stand die ganze Zeit zwei Meter entfernt und
verstand kein Wort, neben mir Anja, ratlos mit ihrem Saxofonkoffer in der Hand,
sie schaute nach oben in die Ränge und auf Raimund und die Leute und auf die
Bühne und sie war bleich im Gesicht, das konnte man selbst bei dem bunten Licht
und den Strobos genau erkennen, sie war leichenblass, und dann sah sie mich an
und schüttelte den Kopf, aber dann kam Raimund und er hielt Dubi am Arm und gab
uns ein Zeichen, ihm zu folgen, und so gingen wir mit ihm nach draußen vor die
Tür.
    »Was ist
los, Raimund?«, fragte ich.
    »Pass auf«,
sagte Raimund, »ich muss gleich wieder rein und mich um die Hostis kümmern, die
sind total besoffen, die wollen die da nicht hochlassen, ich muss die
irgendwie wieder nüchtern kriegen, die müssen doch auflegen! Du musst Anja und
Dubi jetzt mal in Halle 4 bringen, da ist die Elektro-Stage, sieh zu, dass du
sie da ablieferst, Scheiße, diese blöden Mauken, jetzt haben sie einen Hit und
performen nicht!«
    »Du kriegst
das schon hin, Raimund«, sagte ich.
    »Hoffentlich.
Hier ist ein Plan!« Raimund drückte mir einen Zettel in die Hand. »Da ist der
Weg zu Halle 4 drauf. Du bringst sie da persönlich hin, die sind um neun Uhr
dran, ihr habt nur noch zwanzig Minuten.«
    »So weit
kann die doch nicht weg sein!«
    »Hast du
eine Ahnung!«, sagte Raimund. Dann ging er in die Halle zurück.
    Ich
studierte den Plan und es dauerte einige Zeit, bis ich ihn verstanden hatte.
Dann sagte ich Anja und Dubi, dass sie mir folgen sollten und ging ich mit
ihnen immer an der Betoninnenwand des Laufrings entlang gegen den Uhrzeigersinn
um die Halle herum bis Eingang 2.4 und dort mit ihnen in die Halle und dann
gleich rechts herum immer an der Wand lang, bis wir an eine Treppe kamen, die
nach unten zu einem Durchgang führte und den liefen wir hinunter und entlang
und am Ende wieder hoch, und da war dann Halle 4, wo nicht viel los war,
genauer gesagt fast nichts, einige Leute saßen auf dem Fußboden, einige
lehnten an der Wand und zwanzig Leute taumelten ein bisschen herum, während auf
einer kleinen Bühne einer einen Computer bediente und dazu sang, ich wollte es
erst nicht glauben, er sang so lala und brummbrumm und ich dachte schon, dass
das vielleicht auch aus seinem Computer kam, aber dann sah ich, dass er
wirklich sang, nur ohne Text, es war eher so Vokalkunst oder wie man das nun
nennen soll, und dann bemerkte ich, dass er noch einen Kumpel im Hintergrund
hatte, der auch noch auf Simmons-Drums, die ich eigentlich für ausgestorben gehalten
hatte, haute und damit den Beat bereicherte, und das alles erinnerte mich ganz
schön an Glitterschnitter, die Band von Ferdi, Raimund und mir, und zwar an die
Phase, als wir Gabi aus Neukölln als Sängerin dabeigehabt hatten, auch Gabi
hatte keinen Text gebraucht, um singen zu können, und Raimund immer schön alle
viere auf der Bassdrum, der alte Technopionier, aber für sentimentale
Erinnerungen war nicht viel Zeit, es war fünf Minuten vor neun und ich musste
Kontakt aufnehmen, also ging ich zu einem Mann mit Springtime-Shirt, der links
von der Bühne an einem Gitter stand, und zeigte meinen Ausweis und auf Dubi und
Anja, die die ganze Zeit an mir drangeblieben
waren wie der Teufel an der armen Seele, es fehlte nur, dass einer von ihnen
meine Hand nahm.
    »Die sind
gleich dran«, rief ich gegen das Gesinge an, »das sind Odo und Rama Noise!«
    Der
Springtime-Mann nickte, schaute auf einen Zettel, nickte wieder und öffnete
das Gitter für uns. Wir schlüpften durch und waren hinter der Bühne. Der Mann
folgte uns und stiefelte eine Treppe zur Bühne hoch, bis er halb oben war und
über den Rand gucken konnte. Dort machte er dem Simmons-Drums-Trommler ein
Zeichen, bei dem er sich mit der Hand die Kehle durchschnitt und dabei den
Unterkiefer vorschob, und dann winkte er einem, der am Bühnenrand an einem
DJ-Mischpult stand, und der nickte und legte schon mal eine Platte auf, und als
die

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