Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Titel: Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
Vom Netzwerk:
anfangen.«
    »Hilfshausmeister,
Karl Schmidt! Ex-Hilfshausmeister!«
    »Seit wann
lernt ihr in der Supervision, die Leute klein zu machen, Werner?!«
    Werner stand wortlos auf, ging zu Ferdi
und der Bierzapfanlage, die ja mitten im Raum stand, warum auch immer, ich
meine, warum hatten sie ihre blöde Zapfanlage nicht hier am Tresen, aber egal,
Werner ging jedenfalls seelenruhig zu Ferdi und der Zapfanlage und ließ sich
dort von Ferdi ein Bier geben, Ferdi teilte noch immer das Bier
höchstpersönlich aus, während Holger jetzt zapfte und Raimund irgendwelchen
Leuten was in die Ohren schrie, die Lounge füllte sich immer mehr, die Party
kam in Fahrt, zur Halle hin waren alle Fenster aufgeschoben und Basti und Dubi
reichten irgendwelchen Leuten, die da draußen auf den Rängen der Halle saßen,
Bierbecher raus. Ferdi wechselte mit Werner noch ein paar Worte, dann sahen die
beiden zu mir herüber und lachten. Ich wendete mich ab und füllte meinen Becher
mit noch mehr Kaffee.
    »Ich sag
dir mal was!« Werner kam zurück und kletterte wieder auf den Hocker. »Ich sag
dir mal was!« Er nahm einen tiefen Schluck. »Ah, das tut gut. Ja, da guckst du,
Karl Schmidt. Dass der gute alte Werner dir hier auf der Springtime was
vortrinkt. Nicht schlecht, was? Weißt du, ich sag dir mal was …«
    »Nun sag’s
aber auch, Werner, nicht immer diese Ankündigungen und dann diese Kunstpausen
und Abschweifungen, das nervt, das ist irgendwie Laberflash, das ist nicht der
Werner, den ich kenne!«
    »Du kennst
überhaupt keinen Werner, Karl Schmidt. Wen du kennst, das ist Werner Maier, der
Clean Cut aufgebaut hat
und da Leute wie dich betreut, den kennst du. Und ich sag dir mal was!«
    »Ja,
Werner. Aber jetzt sag’s auch!«
    »Okay,
also: Ich bin mir nicht sicher, ob du wirklich ein Drogenproblem hast, Karl
Schmidt. Verstehst du? Das kann niemand wissen, nicht mal du selbst. Manchmal
glaube ich, dass deine Mutter das nur so wollte und dass diese blöde Frau
Doktor da, Doktor Selge, also dass die das so hingebogen haben, damit du bei
Clean Cut reinkommst. Bei den Unterlagen von Ochsenzoll steht was von
›möglicherweise auch ursächlich: Drogenabusus‹, aber genau so sieht’s
aus: Möglicherweise, Karl Schmidt.«
    Wir
schwiegen eine Weile.
    »Und nun,
Karl Schmidt? Was nun?«, sagte Werner schließlich und lächelte grimmig. »Was
wirst du damit anfangen, dass ich dir das gesagt habe? Wirst du es riskieren?
Ich meine, guck dich doch um, Karl, alle amüsieren sich, alle trinken ein
Bierchen oder auch zwei, wahrscheinlich sind bei den meisten schon ein paar
Pillen im Spiel, ein Näschen Koks hier, ein bisschen Speed da, warum sollst du
da immer nur Kaffee trinken? Du bist vor fünf Jahren einmal irre geworden, na
und?!«
    »Leck mich,
Werner, meinst du, ich bin doof? Meinst du, ich falle auf den Scheiß rein?
Meinst du, ich habe Angst, dass ich jetzt ans Saufen komme, oder was? Wenn du
meinst, dass ich dich nicht kenne: Hast du dir dann mal überlegt, dass du mich
vielleicht genauso wenig kennst?«
    Werner
starrte mich an. Dann schlaffte er plötzlich ab. »Ist ja auch egal«, sagte er.
»Ich finde das aber scheiße, Karl. Irgendwie feige. Ich meine, wenn du nicht
mehr bei uns wohnen willst, warum kommst du dann nicht aufs Plenum und sagst es
allen? Was ist mit Astrid, Klaus-Dieter und Henning? Meinst du, denen ist das
egal? Haben wir nicht fast fünf Jahre mit dir zusammengewohnt? Hätten wir dann
nicht wenigstens ein Recht auf eine Erklärung? Wie hast du dir das gedacht?
Willst du dir deine Restklamotten mit der Post schicken lassen oder wie?«
    »Keine Ahnung.
Ich weiß ja noch nicht, wohin«, sagte ich.
    »Und was
ist eigentlich mit deiner Mutter? Was sagt die eigentlich dazu? Hat die nicht
das Aufenthaltsbestimmungsrecht für dich?«
    »Nein. Ich
wurde nie entmündigt. Ich hab ja, als ich irre war, nie Ärger gemacht. Ich hab
alles gemacht, was man von mir wollte, Ochsenzoll, Eppendorf, Clean Cut, ich
hab mich ja nie gewehrt.«
    »Ganz schön
schlau«, sagte Werner.
    »Wie man’s
nimmt«, sagte ich. »War nicht schlau gemeint. War nur so.«
    »Du wirst
nie in Sicherheit sein«, sagte Werner. »Das sollte dir klar sein.«
    »Wer ist
das schon? Das gilt für jeden, Werner, auch für dich. Und in Clean Cut 1 war
ich auch nicht in Sicherheit!
    »Nein, aber
sicherer als hier, das steht ja wohl mal fest. Und als du uns brauchtest, waren
wir für dich da, Karl Schmidt, und das war dir recht, da kannst du über Clean
Cut 1 lästern,

Weitere Kostenlose Bücher