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Maigret - 29 - Maigret und sein Toter

Maigret - 29 - Maigret und sein Toter

Titel: Maigret - 29 - Maigret und sein Toter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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bedeuten hat. Geben Sie das gleich telefonisch an Kommissar Maigret durch.‹ Dann ist er in der Menge verschwunden. Die Angestellte ist daraufhin zu mir gekommen. Ich habe das Papier hier vor mir liegen. Es ist mit Bleistift geschrieben, in einer ganz krakeligen Schrift. Der Mann hat es bestimmt im Gehen geschrieben. Hier steht also:
    Ich konnte nicht ins ›Canon‹ kommen … Verstehen Sie, was das bedeutet? … Ich nicht … Aber das macht nichts. Dann kommt ein Wort, das ich nicht entziffern kann … Jetzt sind es zwei. Der kleine Dunkelhaarige ist zurückgekommen … Ich bin allerdings nicht sicher, ob es wirklich ›Dunkelhaarige‹ heißt … Was sagen Sie? … Gut, wenn Sie meinen, dass es stimmt … Das ist aber nicht alles … Ich bin sicher, dass sie beschlossen haben, mich heute zu kriegen. Ich bin schon fast am Quai. Aber sie sind schlau. Informieren Sie die Polizisten.
    Das ist alles. Wenn Sie wollen, stelle ich Ihnen den Brief per Eilboten zu … Mit dem Taxi? … Von mir aus. Das heißt, nur, wenn Sie mir die Fahrt bezahlen. Ich kann mir nämlich nicht erlauben …«
     
    »Hallo? … Janvier? … Du kannst zurückkommen, Alter.«
    Eine halbe Stunde später saßen sie beide rauchend in Maigrets Büro, in dem der Ofen glühte.
    »Hast du dir wenigstens Zeit genommen, zu Mittag zu essen?«
    »Ich habe im ›Canon de la Bastille‹ einen Teller Sauerkraut gegessen.«
    Er also auch! Maigret hatte inzwischen die Fahrradpatrouillen und die Stadtpolizei alarmiert. Die Pariser, die in die Kaufhäuser gingen, sich auf den Gehsteigen drängten, sich in die Kinos oder in die Eingänge der Metrostationen schoben, merkten von alledem nichts, obwohl Hunderte von Augen aufmerksam die Menge absuchten und an jedem beigefarbenen Regenmantel und jedem grauen Hut hängenblieben.
    Gegen fünf Uhr, als das Gedränge im Châtelet-Viertel seinen Höhepunkt erreicht hatte, kam noch ein Regenschauer vom Himmel. Das Pflaster glänzte nass, die Straßenlaternen waren von einem Lichthof umgeben, und auf den Gehsteigen stand alle zehn Meter jemand und hob den Arm, um ein Taxi herbeizuwinken.
    »Der Wirt von den ›Caves du Beaujolais‹ schätzt ihn auf fünfunddreißig bis vierzig Jahre, der vom ›Tabac des Vosges‹ dagegen auf nicht mehr als dreißig. Er ist glattrasiert, hat einen rosigen Teint und helle Augen. Aber was für eine Art Mensch er ist, habe ich nicht herausfinden können. Man hat mir jedes Mal geantwortet: ›Ein Mann, wie er zu Dutzenden herumläuft.‹«
    Madame Maigret, die ihre Schwester zum Abendessen eingeladen hatte, rief um sechs Uhr an, um sich zu vergewissern, dass ihr Mann pünktlich zu Hause sein werde, und um zu bitten, auf dem Nachhauseweg beim Konditor vorbeizugehen.
    »Würdest du bis neun Uhr hier die Stellung halten? Ich werde Lucas bitten, dich danach abzulösen.«
    Janvier war einverstanden. Man konnte nichts anderes tun als warten.
    »Wenn irgendetwas los ist, soll man mich zu Hause anrufen.«
    Er dachte dann auch daran, zu dem Konditor in der Avenue de la République zu gehen, dem einzigen in Paris, der nach Madame Maigrets Meinung gutes Blätterteiggebäck zu machen verstand. Er begrüßte seine Schwägerin, die wie immer nach Lavendel roch. Dann aßen sie zu Abend, und er trank hinterher ein Glas Calvados. Bevor er Odette zur Metro brachte, rief er die Kriminalpolizei an.
    »Lucas? … Nichts Neues? … Bist du immer noch in meinem Büro?«
    Lucas schien es sich in Maigrets Sessel bequem gemacht zu haben und las wahrscheinlich in einem Buch, die Füße auf Maigrets Schreibtisch.
    »Mach weiter, Alter. Gute Nacht.«
    Als er von der Metrostation zurückkam, war der Boulevard Richard-Lenoir menschenleer, und seine Schritte hallten in der Stille wider. Er hörte andere Schritte hinter sich. Er fuhr zusammen und drehte sich unwillkürlich um, weil er an den Mann dachte, der um diese Zeit vielleicht noch voll Angst in den Straßen herumlief, dunkle Ecken mied und in den Bars und Cafés ein bisschen Sicherheit suchte.
    Er schlief vor seiner Frau ein – sie behauptete es wenigstens, genau wie sie immer behauptete, dass er schnarche –, und der Wecker auf dem Nachttisch zeigte auf zwei Uhr zwanzig, als ihn das Telefon aus dem Schlaf riss. Es war Lucas.
    »Ich störe vielleicht umsonst, Chef. Ich habe noch nicht viel herausgefunden. Die Wache von der Notrufzentrale hat mich gerade angerufen, an der Place de la Concorde sei ein Mann tot aufgefunden worden. Beim Quai des Tuileries. Es betrifft also

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