Maigret - 29 - Maigret und sein Toter
Bahnhofsvorsteher.«
»Das ist Colombanis Sache.«
Und während Maigret seinen Calvados in kleinen Schlucken trank, lächelte er leise. Noch ein für Albert typischer Charakterzug. Er hatte ihn zwar nicht zu Lebzeiten gekannt, aber sein Bild sozusagen Stück für Stück zusammengesetzt.
Wie manche Rennbahnbesucher konnte auch er nicht umhin, auf den Boden zu sehen, der mit wertlos gewordenen Wettscheinen übersät ist und unter denen sich manchmal einer befindet, der gewonnen hat und nur irrtümlich weggeworfen wurde.
Was er an diesem Morgen gefunden hatte, war jedoch kein Wettschein gewesen, sondern eine Eisenbahnfahrkarte.
Wenn er nicht diese Marotte gehabt hätte … Wenn er nicht gesehen hätte, wem die Fahrkarte aus der Tasche gefallen war … Wenn der Name Goderville nicht augenblicklich das von der Picardie-Bande verschuldete Gemetzel heraufbeschworen hätte … Wenn ihm die Erregung nicht vom Gesicht abzulesen gewesen wäre …
»Armer Albert!«, seufzte Maigret.
… dann wäre er noch am Leben. Dafür aber hätten noch ein paar alte Bauern und Bäuerinnen ihr Leben eingebüßt, nachdem ihnen Maria zuvor noch die Fußsohlen verbrannt hätte.
»Meine Frau möchte lieber gleich schließen«, sagte Chevrier.
»Gut, dann macht zu.«
Und dann war er auf der Straße. Der Taxameter zeigte bereits einen astronomischen Betrag an. Zu Hause fand er eine Madame Maigret vor, die ihm nach der Begegnung mit Nine etwas weniger sanft als sonst erschien und die, als er bis zur Nase zugedeckt im Bett lag, gebieterisch erklärte:
»Diesmal ziehe ich das Telefonkabel heraus und mache niemandem auf.«
Er hörte noch den Anfang des Satzes; sein Ende erfuhr er nie.
Tucson (Arizona), 17. Dezember 1947
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