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Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange

Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange

Titel: Maigret - 38 - Maigret und die Bohnenstange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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nicht. Jetzt noch nicht.«
    »Was haben Sie sonst noch gefunden?«
    »Woher wissen Sie denn, dass ich noch etwas gefunden habe?«
    »Heute Morgen hatten Sie kein Geld, und jetzt sind Sie im Taxi hergekommen.«
    »Das stimmt. Es war Geld da.«
    »Viel?«
    »Mehr, als ich erwartet hatte.«
    »Wo ist die Liste?«
    »Ich habe sie verbrannt.«
    »Warum das?«
    »Wegen der Kreuze. Sie bedeuten vielleicht die Adressen, wo Alfred gearbeitet hat, und Beweise gegen ihn will ich Ihnen ja nun gerade nicht liefern.«
    Sie warf einen Blick auf die Hausfassade.
    »Gehen Sie hinein?«
    Maigret nickte.
    »Es stört Sie hoffentlich nicht, wenn ich auf der Terrasse des Bistros drüben auf Sie warte?«
    Sie hatte kein Wort an Boissier gerichtet, der sie seinerseits ziemlich streng musterte.
    »Wie Sie wollen«, erwiderte Maigret.
    Den Inspektor an seiner Seite, trat er aus dem Schatten in den Sonnenschein, während Ernestines hohe Gestalt sich in Richtung Terrasse entfernte.
    Es war zehn Minuten nach zwei. Wenn der Zahnarzt nicht in die Ferien gefahren war, musste er sich der Angabe auf dem Messingschild entsprechend in seiner Praxis aufhalten und den Patienten zur Verfügung stehen. Rechts neben dem Gittertor war eine elektrische Klingel. Maigret drückte auf den Knopf, und das Tor öffnete sich automatisch. Sie durchquerten den winzigen Vorgarten und fanden einen weiteren Klingelknopf an der Haustür, die nicht automatisch aufging. Dem Lärm der Glocke folgte eine lange Stille. Die beiden Männer horchten gespannt, einer wie der andere fest davon überzeugt, dass sich auf der anderen Seite der Tür jemand befand, und sahen einander an. Schließlich wurde eine Kette losgehakt, der Riegel glitt zurück, und ein winziger Spalt ließ den Übergang zwischen Tür und Rahmen erkennen.
    »Sind Sie angemeldet?«
    »Wir hätten gern Doktor Serre gesprochen.«
    »Er behandelt nur nach Voranmeldung.«
    »Aber auf dem Messingschild steht doch–«
    Der Spalt wurde nicht größer. Man ahnte dahinter einen Umriss, ein mageres Altfrauengesicht.
    »Das Schild ist fünfundzwanzig Jahre alt!«
    »Würden Sie Ihrem Sohn sagen, dass Kommissar Maigret ihn sprechen möchte?«
    Endlich ging die Tür auf; man sah in einen großen, mit schwarzen und weißen Fliesen ausgelegten Korridor, der an einen Klostergang erinnerte, und die alte Dame, die sie vorangehen ließ, hätte ebenso gut die Tracht einer Nonne tragen können.
    »Sie müssen mich entschuldigen, Herr Kommissar, aber mein Sohn legt nicht viel Wert auf Laufkundschaft.«
    Sie war gar nicht so übel, diese Frau. Es ging sogar eine erstaunliche Eleganz und Würde von ihr aus. Mit einem Lächeln versuchte sie den schlechten Eindruck zu verwischen, den sie gemacht hatte.
    »Treten Sie bitte ein. Ich muss Sie um einen Augenblick Geduld bitten. Seit einigen Jahren hat sich mein Sohn angewöhnt, besonders im Sommer, ein Mittagsschläfchen zu halten, und er ist noch nicht aufgestanden. Wenn Sie mir bitte hier entlang folgen wollen …«
    Sie öffnete Ihnen auf der linken Seite eine zweiflügelige Tür aus poliertem Eichenholz, und Maigret hatte immer mehr den Eindruck, ein Kloster oder, noch besser, ein reiches Pfarrhaus zu betreten. Dazu passte auch der süßliche, geheimnisvolle Geruch, der ihn an irgendetwas erinnerte; er wusste nicht, woran, und bemühte sich, darauf zu kommen. Das Wohnzimmer, in das sie geführt wurden, erhielt nur etwas Tageslicht durch die Spalten der Jalousien, und wenn man von draußen kam, wirkte es wie ein kühles Bad.
    Die Geräusche der Stadt schienen hier nicht eindringen zu können, und man hatte das Gefühl, als habe sich in diesem Haus seit über einem Jahrhundert nichts verändert, als hätten diese Polstersessel, diese Lampentischchen, dieses Klavier und diese Porzellanfiguren schon immer am gleichen Platz gestanden. Das galt auch für die vergrößerten Fotografien an den Wänden in den schwarzen Holzrahmen, die aussahen wie Fotografien aus der Zeit Nadars. Der in einen Kragen aus dem vorigen Jahrhundert eingezwängte Mann über dem Kamin trug lange Koteletten, und an der gegenüberliegenden Wand sah eine Frau um die vierzig mit in der Mitte gescheiteltem Haar der Kaiserin Eugénie ähnlich.
    Die alte Dame, die beinahe in einen dieser Bilderrahmen gepasst hätte, blieb bei ihnen, bot ihnen Sitzgelegenheiten an und faltete die Hände wie eine fromme Ordensschwester.
    »Ich möchte nicht indiskret erscheinen, Herr Kommissar, aber mein Sohn hat keine Geheimnisse vor mir. Wir

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