Makers
genutzt wurde.
Nach meinem Abschluss arbeitete ich einen Sommer lang in irgendeinem Physiklabor, bevor ich für die wissenschaftlichen Fachzeitschriften Nature und Science zu schreiben begann, die noch zur akademischen Welt gehörten und das frühe Internet nutzten. Damit begann meine dritte DIY-Erfahrung: das Web. Es wurde im Jahr 1990 bei CERN entwickelt, einem Schweizer Physiklabor. Ein Blick auf die ersten Websites, nur wenige Monate, nachdem sie in Betrieb gegangen waren, genügte, um mir klarzumachen, welch unglaubliches Glück ich hatte, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Ich erlebte die Geburt eines neuen Mediums, an dem ich nicht nur teilnehmen, sondern das ich auch fördern konnte.
Die digitale Revolution prägte meine berufliche Karriere, von meinem ersten Job in der Welt der Wissenschaft bis zu meiner Tätigkeit als Herausgeber von Wired . In der Punkbewegung mit ihrer DIY-Mentalität vereinnahmten die Menschen die Produktionsmittel und setzten sie für ihre Zwecke ein. Im Webzeitalter benutzten Menschen aus denselben Gründen zunächst Desktop-Publishing, dann Webseiten, Blogs und schließlich soziale Medien. Aus den Vinylplatten der Indie-Firmen wurden Musikvideos auf YouTube. Aus Vierspur-Aufnahmegeräten wurden ProTools und iPad-Musik-Apps. Aus den Garagenbands wurde das GarageBand-Programm von Apple.
Nach drei Jahrzehnten denke ich wieder an die Garage meines Großvaters zurück; nicht aus Nostalgie, und auch meine Meinung zur digitalen Revolution hat sich nicht geändert. Allerdings hat die digitale Revolution jetzt auch die Werkstätten erreicht, den Hort des Materiellen, und dort wird sie wahrscheinlich zu den bisher größten Umwälzungen führen. Nicht nur die Werkstätten selbst werden sich verändern (und richtig cool werden), sondern vor allem wird sich verändern, was durchschnittliche Menschen mit außergewöhnlichen Werkzeugen in der physischen Welt erreichen können.
Wir alle sind Maker. Wir werden als Maker geboren. Schon kleine Kinder sind fasziniert vom Malen, von Bauklötzen, Lego oder vom Basteln, und viele von uns erhalten sich diese Vorlieben in unseren Hobbys und Leidenschaften. Das betrifft nicht nur Werkstätten, Garagen und andere männliche Rückzugsorte. Auch jemand, der leidenschaftlich kocht, ist ein Maker, mit dem Herd in der Küche als Werkbank, denn selbst gekocht schmeckt einfach besser. Jemand, der die Gartenarbeit liebt, ist ein Maker im Garten. Stricken, Nähen, Scrapbooking, Stickerei – jedes Mal wird etwas geschaffen, und wir werden zum Maker.
Diese Projekte stehen für die Ideen, Träume und Leidenschaften von Millionen Menschen. Die meisten schaffen es nie an die Öffentlichkeit, und das ist wahrscheinlich auch gut so. Aber eine der größten Neuerungen des Webzeitalters ist, dass es inzwischen der Normalfall ist, Dinge online mit anderen zu teilen. Man macht Videos von allem, was man tut. Und alle Videos werden online gestellt. Wenn man etwas online stellt, erzählt man allen Freunden davon. Projekte, die online vorgestellt werden, können andere Menschen inspirieren oder zur Mitarbeit bewegen. Einzelne Maker vernetzen sich so weltweit, und eine Bewegung entsteht. Millionen Bastler, die bisher allein vor sich hin gewerkelt haben, arbeiten jetzt plötzlich zusammen.
Ideen werden miteinander geteilt und werden so zu größeren Ideen. Aus miteinander geteilten Projekten werden ehrgeizige Gruppenprojekte, die ein Einzelner niemals in Angriff genommen hätte. Und aus diesen Projekten können Produkte entstehen, Bewegungen oder sogar ganze Industrien. Allein dass etwas »in der Öffentlichkeit geschaffen« wird, kann zum Motor für neue Innovationen werden,selbst wenn das gar nicht beabsichtigt war. Aber das ist nun einmal die Natur von Ideen: Sie verbreiten sich, wenn man sie teilt.
Im Web passiert das oft. Die ersten Vorreiter des Silicon Valley begannen in einer Garage und brauchten Jahrzehnte, um richtig groß zu werden. Heute werden Firmen in Studentenbuden gegründet und sind groß, noch bevor ihre Gründer zu Ende studiert haben. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Computer verstärken das menschliche Potenzial. Mit Computern können Menschen nicht nur etwas erschaffen, sondern sie können ihre Ideen auch sofort mit anderen teilen, sie können Communitys, Märkte, sogar Bewegungen begründen.
Dasselbe geschieht nun auch auf der materiellen Ebene. Unsere Faszination mit Bildschirmen ändert nichts daran, dass wir nach wie vor in der realen
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