Makers
unvergleichlich befriedigender als ein reines Pixelgebilde. Die Suche nach der »Realität« endet mit der Herstellung realer Gegenstände.
Dies ist keine reine Spekulation oder Wunschdenken. Ähnlich der ursprünglichen industriellen Revolution nimmt eine neue Bewegung immer mehr an Fahrt auf, die nur noch mit den Anfängen des Webs selbst vergleichbar ist.
Heute gibt es weltweit knapp 1000 »Makerspaces«, gemeinsam genutzte Produktionsstätten, und es werden immer mehr. In Schanghai allein werden 100 neue gebaut. 4 Viele Makerspaces entstehen als örtliches Gemeinschaftsprojekt, aber es gibt auch eine Kette, TechShop, mit Werkstätten, in denen man Mitglied werden kann wie in einem Fitnessklub. Geleitet wird TechShop von einem ehemaligen Manager der großen Copyshop-Kette Kinko’s, der TechShop genauso bekannt machen will wie Kinko’s. Der Aufstieg der Maker zeigt sich auch am Erfolg von Etsy, einem Internetmarktplatz für Maker. Im Jahr 2011 verkauften eine Million Anbieter auf der Website Produkte im Wert von über 0,5 Milliarden Dollar. 5 Oder an den 100000 Besuchern der Bastlermesse Maker Faire in San Mateo jedes Jahr, 6 die dort ihre Arbeit miteinander teilen und von anderen Makern lernen, wie bei vielen anderen Bastlermessen weltweit auch. Die Regierung von Präsident Obama erkannte das Potenzial der Bewegung und brachte Anfang 2012 ein Programm 7 auf den Weg, um in den nächsten vier Jahren in 1000 amerikanischen Schulen Makerspaces einzurichten und mit digital gesteuerten Werkzeugen wie 3-D-Druckern und Lasercutter auszustatten. Damit kehrt der Werkunterricht an die Schulen zurück, in einer neuen, an das Webzeitalter angepassten Version. Doch jetzt werden keine Arbeiter mehr für schlecht bezahlte Jobs ausgebildet. Jetzt soll mit finanzieller Unterstützung der Regierung eine neue Generation von Systemdesignern und Produktentwicklern für die Industrie herangezogen werden.
Auch ein anderer Teil der Maker-Bewegung, die »Open Hardware«, ist auf dem Vormarsch und bewirkt bei materiellen Gütern das, was Open Source bei Software bewirkte. Das Linux-Betriebssystem, auf dem heute die meisten Websites laufen, und der Firefox-Webbrowser wurden von Programmierern als Gemeinschaftsprojekt online entwickelt, und genauso schließen sich heute Maker zusammen, um elektronische Bauteile, wissenschaftliche Geräte, Architekturwerkzeuge und sogar landwirtschaftliche Geräte zu entwickeln. Inzwischen gibt es Dutzende mehrere Millionen Dollar schwere Open-Hardware-Firmen (darunter meine eigene, 3D Robotics 8 ), von denen einige, wie die Arduino-Entwicklungsplattform für Elektronik, schon über eine Million Einheiten verkauft haben. Auch Google hat sich der Bewegung angeschlossen und elektronische Open-Hardware-Bauteile veröffentlicht, die Verbindungen herstellen zu den Hunderten Millionen Handys und anderen Geräten, auf denen das Google-Betriebssystem Android läuft.
Die Faszination für digitale Prototyping-Werkzeuge und der Wunsch, das Online-Phänomen auf die reale Welt zu übertragen –ursprünglich ein rein kultureller Wandel –, führt nun auch zu einem wirtschaftlichen Wandel. Durch die Maker-Bewegung verändert sich langsam das Gesicht der Industrie; der Unternehmerinstinkt erwacht und Hobbys werden zu kleinen Unternehmen.
Tausende Maker-Projekte wurden über »Crowdfunding«-Websites wie Kickstarter finanziert, wo allein im Jahr 2011 fast 12000 erfolgreiche Projekte, von Design und Technik bis Kunst, knapp 100 Millionen Dollar erzielten. 9 Für 2012 werden wohl 300 Millionen Dollar erreicht werden. 10 Im Jahr 2011 investierten private Anleger jeweils zehn Millionen Dollar in Kickstarter, den Open-Hardware-Hersteller von 3-D-Druckern MakerBot und Shapeways, einen Dienstleister für 3-D-Druck, sowie weitere 23 Millionen Dollar bei Quirky, einem anderen Maker-Marktplatz. 11
Einige große Produktentwickler und -designer konzentrieren sich inzwischen auf den aufstrebenden Maker-Markt. Industriegiganten wie Autodesk, PTC und 3D Systems haben frei verfügbare Software für Amateure und sogar Kinder veröffentlicht und bieten die Möglichkeit an, Entwürfe hochzuladen und einen 3-D-Druck oder Laserschnitt davon anfertigen zu lassen. IBM stieg eine Generation zuvor von Großrechnern auf PCs um, und genauso sehen auch diese Firmen ihre Zukunft bei den normalen Verbrauchern. Ihre Zielgruppe sind nicht mehr die Profis, sondern alle: Die Maker-Bewegung ist in der Industrie angekommen.
Die Bewegung ist noch
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