Malloreon 1 - Herrn des Westens
Heckkabine, um Karten zu studieren und Strategien zu besprechen.
»Der Fjord, der nach Jarviksholm führt, ist sehr schmal«, erklärte Anheg, »und gewundener als ein tolnedrisches Handelsabkommen. Wir werden dort nicht viel schneller als eine Schnecke vorankommen.«
»Dann werden diese Katapulte auf den Klippen die Hälfte unserer Flotte versenken«, gab Barak düster zu bedenken.
»Besteht keine Möglichkeit, von hinten an die Stadt heranzukommen?« erkundigte sich Hettar.
»Von Halberg führt eine Straße nach Jarviksholm«, antwortete Barak. »Aber etwa fünfzehn Meilen südlich der Stadt schlängelt sie sich durch mehrere Pässe, die für einen Hinterhalt wie geschaffen sind.«
General Brendig hatte die Karte studiert. »Wie ist das Terrain hier?« Er deutete auf einen Punkt südlich der Fjordmündung.
»Zerklüftet und steil«, erwiderte Barak.
»Das trifft auf den größten Teil von Cherek zu«, bemerkte Barak.
Brendig ließ nicht locker. »Ist es passierbar?«
»Oh, man kann da hochklettern, doch nicht, ohne von den Männern an den Katapulten gesehen zu werden. Und bis man oben ist, erwartet einen bereits eine ganze Armee.«
»Nicht, wenn man es des Nachts tut«, entgegnete Brendig.
»Des Nachts?« brummte der Riese. »Brendig, möchtet Ihr in Eurem Alter wahrhaftig eine nächtliche Klettertour unternehmen?«
Brendig zuckte die Schultern. »Wenn es die einzige Möglichkeit ist, unser Ziel zu erreichen.«
Inzwischen hatte sich Mandorallen eingehend mit der Karte beschäftigt. »Ich bitte dich, mein Freund«, wandte er sich an Barak. »Ist dieser Hang hier im Norden flach genug, um nach oben zu gelangen?«
Barak schüttelte den Kopf. »Es ist eine Steilwand.«
»Dann müssen wir eine andere Möglichkeit finden, die Katapulte auf dieser Seite unschädlich zu machen.« Der Ritter überlegte einen Augenblick, dann lächelte er. »Was wir dazu brauchen, wartet auf uns!« rief er.
»Und das wäre?« erkundigte sich König Fulrach.
»Es ist die einfachste Lösung, Eure Majestät.« Mandorallen strahlte. »Sich mit Belagerungsmaschinen den Südhang hochzuplagen, wäre sehr anstrengend – vor allem im Dunkeln. Es ist jedoch völlig unnötig, denn die Mittel zur Zerstörung der Maschinen auf der Nordseite befinden sich bereits an Ort und Stelle.«
»Ich verstehe nicht so recht, was du meinst«, warf Garion ein.
»Ich schon«, sagte Hettar. »Wir brauchen lediglich den Südhang unbemerkt hochzuklettern, die Katapulte oben einzunehmen und damit die auf der anderen Fjordseite zu beschießen.«
»Und während ihr diese Burschen ablenkt, rudere ich mit Feuerbooten den Fjord hoch und lege Feuer an die Werften«, fügte Anheg hinzu.
»Aber damit ist noch kein Streich gegen die Stadt selbst geführt«, meinte König Fulrach zweifelnd.
Garion stand auf und ging überlegend in der Kabine hin und her. »Wenn die Geschosse erst von einer zur anderen Seite des Fjordes fliegen und die Feuerboote sich den Werften nähern, wird die Stadt zweifellos darauf aufmerksam werden, oder etwa nicht?«
»Das möchte ich fast beschwören«, brummte Brendig.
»Wäre dann nicht der ideale Zeitpunkt für einen Angriff auf die Stadt von der Landseite aus? Alles wird zu der vorderen Mauer eilen. Die hintere wird nur von geringen Kräften bewacht werden. Wenn wir schnell genug zuschlagen, könnten wir in der Stadt sein, ehe die Verteidiger auf unsere Anwesenheit aufmerksam werden.«
»Sehr gut, Belgarion«, murmelte König Cho-Hag.
»Es muß natürlich alles zeitlich sorgfältig abgestimmt werden«, sagte Barak. »Wir müssen uns eine Möglichkeit ausdenken, Zeichen auszutauschen.«
»Das ist kein Problem, Barak«, versicherte ihm Polgara. »Das übernehmen wir.«
»Wißt ihr«, sagte Anheg, »ich glaube, das könnte wirklich klappen. Mit ein bißchen Glück nehmen wir Jarviksholm in einem Tag ein!«
»Ich hatte ohnehin nie etwas für lange Belagerungen übrig.« Silk nickte und polierte einen seiner vielen Ringe.
Zwei Tage später lag die cherekische Flotte vor den Halberger Schären – das war eine schmale Durchfahrt zwischen einer Gruppe winziger Felsinseln, die aus dem westlichen Küstengewässer der cherekischen Halbinsel ragten. Diese Inselchen waren mit Bäumen und Dickicht überwuchert und hoben sich grün von den Schneefeldern der höheren Berge des Inlands ab. Garion stand auf dem Achterdeck des Seevogels und nahm die wildromantische Schönheit dieser Küste auf. Ein leichter Schritt und ein vertrauter Duft
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